Confusion
und Schweiß befreit hatten, fuhren sie im Beiboot zur Minerva hinaus und verkündeten, die Galeone habe in der Morgendämmerung ihre lange Fahrt gen Norden angetreten.
Zwei Tage lang fuhren sie einen Zickzackkurs zwischen den Marianeninseln – einer Kette, die sich von etwa dreizehn Grad an ihrem südlichen bis ungefähr zwanzig Grad am nördlichen Ende erstreckte. Manche der Inseln waren steil aufragende Vulkane mit tiefem Wasser rundherum, aber die meisten waren so flach, dass sie nicht mehr als ein oder zwei Yard über den Meeresspiegel hinausragten, auch wenn sie noch so breit waren. Um diese ganze Kette zog sich ein Gürtel aus gefährlichen Untiefen, die bei Dunkelheit oder Unwetter dennoch gut zu überblicken waren. So passten sie mehrere Tage lang einfach nur auf, dass sie nicht von Korallenriffen aufgeschlitzt wurden, und bekamen die Manila-Galeone überhaupt nicht zu Gesicht.
Manche der Inseln waren von stämmigen Eingeborenen bewohnt, die in ihren Auslegerbooten kamen und gingen, und ein oder zwei hatten sogar Jesuitenmissionen, die, Wespennestern gleich, aus Lehm gebaut waren. Die völlige Verlassenheit dieses Gebiets erklärte, warum sie es als Treffpunkt gewählt hatten. Hätte die Minerva Cavite mit derselben Flut verlassen wie die Manila-Galeone, wäre für jedermann auf den Philippinen klar gewesen, dass da irgendein Komplott geschmiedet worden war. Was fast genauso schwer wog, es hätte die Reise der Minerva um mehrere Wochen verlängert. Die Manila-Galeone war so ein schlingerndes Schwein von einem Schiff und von der Bürokratie in Manila so schwer überladen worden, dass nur ein Sturm sie bewegen konnte. Das Auslaufen aus der Bucht von Manila, für das die meisten Schiffe nur einen Tag brauchten, hatte bei der Galeone eine Woche gedauert. Dann hatte sie, statt sich ins offene Meer zu begeben, erst in südliche, später in östliche Richtung gedreht und sich einen Weg durch die gewundene Passage zwischen Luzon und den Inseln im Süden gesucht, häufig Anker geworfen und hin und wieder Halt gemacht, um eine Messe über dem Wrack irgendeiner Vorgängerin zu lesen; die Passage war nämlich nicht etwa durch Bojen markiert, sondern durch die Überreste von Manila-Galeonen der letzten fünf, zehn, fünfzig oder hundert Jahre. Schließlich hatte die Galeone einen geschützten Ankerplatz bei einer kleinen Insel namens Ticao erreicht. Dort hatte sie drei Wochen lang vor Anker gelegen und über zwanzig Seemeilen Wasser hinweg in die Durchfahrt zwischen der südlichen Spitze von Luzon und dem Nordkap von Samar, die sogenannte
Straße von San Bernardino, gespäht. Jenseits davon erstreckte sich der Pazifik bis nach Acapulco. Allerdings hätte Luzon genauso gut Scylla und Samar Charybdis heißen können, denn wie die Spanier auf traurige Weise erfahren hatten, war jedes Schiff, das versucht hatte, diese Durchfahrt bei ungünstigen Gezeiten und Winden zu passieren, auf den Strand getrieben worden. Zwei Mal hatte die Galeone die Anker gelichtet und war mit Kurs auf die Passage in See gestochen, musste jedoch beide Male wieder umkehren, als der Wind leicht drehte.
Zu jeder vollen Stunde waren Boote zu der Galeone hinausgefahren, um deren Vorräte an Trinkwasser, Obst, Brot und frischem Fleisch aufzufüllen, die in erschreckend kurzer Zeit von den Kaufleuten und Geistlichen verzehrt wurden, die die Kajüten bevölkerten. Das war sogar der Grund, weshalb sie den Weg durch die Straße von San Bernardino nahmen, denn das hatte ihnen erlaubt, zweihundertfünfzig Seemeilen näher an die Marianen heranzukommen, ohne die Philippinen aus den Augen zu verlieren.
Als sie schließlich am zehnten August – anderthalb Monate nach ihrer Abfahrt von Manila – in See gestochen war, hatte sie das mit zum Bersten gefüllten Vorratskammern getan. Nahezu ebenso wichtig war, dass die Beamten, Geistlichen und Soldaten, die am Fuß des Vulkans Bulusan standen, um die Abfahrt des großen Schiffs zu bezeugen und zu feiern, gesehen hatten, dass sie sich allein in den Pazifik hinauswagte.
Die Minerva war zwei Wochen nach der Galeone aus der Bucht von Manila ausgelaufen, geruhsam um die Nordspitze von Luzon gekreuzt, dann in einer Schlaufe zurück in den Süden gesegelt und hatte im Golf von Lagonoy, der ungefähr sechzig Seemeilen nördlich der Straße von San Bernardino in den Pazifik mündete, Zuflucht gesucht. Dort hatten sie es geschafft, durch Handel mit Eingeborenen und gelegentliche Ausflüge an Land zum Jagen und Sammeln
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