Confusion
augenfällige Sorge um sie ist eine implizite Kritik an der Politik der Torys, was sie in eine günstige Lage bringen müsste, falls der Junto je wieder an die Macht gelangt.
Was ihre Gegnerschaft zur Sklaverei angeht, so äußert sie sich in dieser Frage weniger offen, obgleich ihre Gefühle tiefer gehen. Sie weiß, wenn sie anderen damit lästig fiele, würde sie gänzlich aus der Gesellschaft ausgestoßen und müsste jede Hoffnung aufgeben, eine Änderung herbeiführen zu können. Angehörige des Juristenstandes sind sich durchaus bewusst, welche Arbeit sie in den zurückliegenden Jahren geleistet hat, um einigen der Mädchen von Taunton, die nach Monmouths Aufstand von Jeffreys versklavt wurden, die Freiheit zu verschaffen.
Dass sie gute Beziehungen zu den Whigs unterhält, ist günstig. Wenn Ihr überhaupt Briefe aus London bekommt, wisst Ihr sicher, dass sie Prinzessin Anne nahestehen, die wahrscheinlich früher oder später über England herrschen wird. Und sie sind die Partei einer aktiven Außenpolitik – bzw., Euphemismen beiseite, des Krieges. König Karl II. (der Leidende) von Spanien, dieser arme Tropf, der nun schon seit ungefähr fünfunddreißig Jahren auf dem Sterbebett liegt, kann unmöglich noch viel länger leben – nein, im Ernst! -, und wenn er stirbt, wird es gewiss wieder zu einem großen Krieg kommen. Denn macht Euch nichts vor: Ludwig XIV. begehrt Spanien mit seinen überseeischen Besitzungen, seinen Minen und Münzen. Man muss zugeben, dass der Duc d’Anjou einen ebenso berechtigten Anspruch auf den Thron hat wie jeder andere, ungeachtet dessen, dass er der loyale und gehorsame Enkel Ludwigs XIV. ist!
Wenn Ihr nicht viel Post bekommt, könntet Ihr jetzt sagen:
›Moment! Ich dachte, die Sache sei per Vertrag geregelt worden und der bayerische Kurprinz würde König von Spanien.‹ Doch dieser ist plötzlich und seltsamerweise gestorben. Das Kaiserreich hat seinen eigenen Kandidaten benannt: Erzherzog Karl, den jüngeren Sohn von Kaiser Leopold. Öffentlich spricht man von Verhandlungen und Teilungsverträgen, insgeheim aber trifft man Kriegsvorbereitungen. Und da es bei diesem Krieg um Spanien geht, das schlagende Herz, das Gold und Silber durch die Märkte der Welt pumpt, können wir damit rechnen, dass er mit noch größerer Härte geführt werden wird als der letzte.
Doch zu interessanteren Fragen.
Ihr sagt, ihr möchtet gern mit mir zusammenarbeiten. Ich werde versuchen, Euch davon abzubringen, indem ich zweierlei anführe. Erstens ist nunmehr klar, dass man Euch aus der Royal Society ausstoßen wird, wenn Ihr Euren Namen mit meinem assoziiert. Zweitens werden wir für jemanden arbeiten, der seine Lakaien auf das Rad flechten lässt, wenn sie sein Missvergnügen erregen. Nein, ich spreche nicht von meinem neuen König von Preußen, sondern von einem höher gewachsenen Monarchen, der weiter östlich wohnt und so etwa den halben Planeten besitzt.
Wenn ich Euch noch nicht abgeschreckt habe, so bedenkt die Art der Arbeit. Was ich machen will, verkörpert sehr wenig, das mathematisch gesehen schön oder elegant ist. Es wird aus zwei Komponenten bestehen: einem mechanischen System zur Ausführung arithmetischer und logischer Operationen mit Zahlen und einem riesigen Kompendium von Daten, das den Operationen dieser Maschine Gestalt geben wird. An beiden Fronten bleibt noch viel Arbeit zu verrichten. Erstere verspricht mehr Befriedigung, insofern es sich um ein praktisches Vorhaben, ähnlich der Herstellung von Hookes Uhr, handelt: Man kann zusehen, wie die Maschine auf der Werkbank Gestalt annimmt, und mit einem gewissen Maß an Stolz auf dieses Zahnrad oder jene Welle zeigen. Doch eigentlich, fürchte ich, ist es nicht das, was jetzt unsere Aufmerksamkeit fordert. Denkt daran, welche Fortschritte – angefangen mit Huygens’ Pendel – die Uhrmacherkunst allein schon zu unseren Lebzeiten gemacht hat, und extrapoliert dies in die Zukunft. Ihr werdet mir sofort beistimmen, dass Rechenmaschinen mit der Zeit nur besser werden. Andererseits haben wir – bei allem schuldigen Respekt für die Arbeit, die Ihr und Wilkins an der
Philosophischen Sprache geleistet habt – gerade erst angefangen, die Daten zu sammeln und die logischen Regeln niederzuschreiben, welche die Arbeit der Maschine bestimmen.
Ihr wart Wilkins’ Protegé und seid der einzige noch lebende Mensch, der an diesem Projekt beteiligt war; auf seinem Sterbebett hat er seinen Mantel an Euch weitergegeben. Daraus folgt, dass
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