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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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unterhalb und linker Hand des Erzbischofs saßen. Jack hatte alle Zeit der Welt, und so schaute er nacheinander jede einzelne Nonne an, bis er endlich Elizabeth de Obregon erkannte, die seinen Blick offen erwiderte.
    Das Autodafé ging so weiter bis kurz vor Sonnenuntergang und löste sich dann auf: Die Nonnen und Mönche marschierten in farblich abgesetzten Prozessionen davon, und die Armen inszenierten einen Aufstand um das letzte Stück Brot. Was eine interessante Angelegenheit zu sein schien, aber Jack wollte sich nicht daran beteiligen. Er und Moseh und Edmund de Ath trafen sich mit Jimmy und Danny und Tomba und verließen die Stadt.
    Als sie endlich gefahrlos sprechen konnten, sagte Jack zu Moseh: »Nie war ein Jude während eines Autodafés so glücklich – hast du diese peruanischen Blätter gekaut, von denen die Spanier so begeistert sind?«
    »Nein, ich habe beobachtet, wie die Sonne tief über den Bergen dahinzog, und über astrologische Zusammenhänge nachgedacht. Erstens: Das war in der nördlichen Hemisphäre der kürzeste und in der südlichen der längste Tag des Jahres, was an beiden Enden gut für uns war. Dadurch wurden hier die Zeremonien um eine oder zwei Stunden kürzer, als sie sonst vielleicht gewesen wären, und außerdem viel kühler. Und unten bei Feuerland ist das Wetter so mild wie es nur sein kann, und die Tage sind außergewöhnlich lang. Falls van Hoek weiß, was er tut – und ich denke, das weiß er -, dürfte er sich jetzt gerade in die Magellanstraße vorwagen. Was mich zu meiner zweiten Beobachtung bringt, nämlich der, dass bald ein neues Jahr beginnt. Es ist das zweite Jahr des achtzehnten Jahrhunderts, und van Hoek wird es (so Gott will) begrüßen, indem er Kap Hoorn umschifft, und ich, indem ich dieses verfluchte Büßergewand gegen einen Poncho und diesen Spotthut gegen einen Sombrero eintausche und nach Norden reite, hinaus aus dem Einflussbereich der Inquisition. Es ist das Jahrhundert der Aufklärung – ich kann es fühlen!«
    »Und du hast doch Blätter aus Peru gekaut«, schloss Jack.
     
    Sie übernachteten in einer Herberge, in der sie ihre Stiefel und Steghosen an die Decke hängen mussten, damit sie nicht von Ratten weggetragen und aufgefressen wurden. Sie zahlten einen horrenden Preis
und machten sich noch vor Tagesanbruch auf den Weg, und nachdem sie gewisse Randbezirke, in denen Landstreicher wohnten, hinter sich gelassen hatten, begann der erste Abschnitt ihrer Reise gen Norden: Sie durchquerten das Hochtal von Mexiko. Das war für Edmund de Ath um einiges interessanter als für die anderen, die es schon einmal gesehen hatten. Der Belgier schwieg, während sie mühsam durch sumpfige Ebenen stapften, die von den Überresten gescheiterter Hochwasserschutzprojekte zerfurcht und hier und da mit sonderbar gefärbten Mineralquellen bekleckst waren. Aus Kakao- und Vanilleplantagen erhoben sich protzige Kirchen und Klöster, hastig errichtet von Spaniern, die absurde Mengen von Geld verdient hatten, und in manchen Fällen halb niedergerissen von den Dieben und Landstreichern, die dieses Land in weit größerem Ausmaß heimsuchten als Europa.
    Mosehs unbeschreibliche Führungsqualitäten hatten dafür gesorgt, dass ein ganzes Gefolge aus Sanbenito und Spotthut tragenden Kryptojuden hinter ihnen in Gleichschritt fiel. Sie marschierten durch unerklärliche Ansammlungen von Negern und Filipinos, über schaumige Pfützen erstarrter Lava, vorbei an rauchenden und dampfenden Zuckerfabriken. An Flussufern trafen sie komplizierte Vereinbarungen mit Indianern, die bis auf Lendenschurze nackt waren und Reihen eintätowierter Punkte im Gesicht trugen, und wurden dann auf Balsas , das heißt, Brettern, die an zusammengeschnürten und mit Luft gefüllten Kalebassen befestigt waren, hinüberbefördert, während andere Indianer die Esel auf dem Rücken durch Furten trugen. Sie mieden Siedlungen oder ritten auf dem kürzesten Weg hindurch, denn seit sie die Stadt hinter sich gelassen hatten, bestand die Bevölkerung zum größten Teil aus Criollos (im Land geborenen Mischlingen), die Europäern mit offener Feindseligkeit begegneten. Sie hätten viel unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich gezogen, und Criollo -Jungen wären hervorgeschossen und hätten Steine nach ihnen geworfen, selbst wenn sie keine Sanbenitos getragen hätten.
    Alles in allem erschien es ratsam, sich so schnell wie möglich von besiedelten Gebieten zu entfernen, so dass Jack, Moseh, Jimmy, Danny und Tomba all den

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