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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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reizvollen Dingen rechts und links des Weges, die Edmund de Ath so faszinierten, wenig Beachtung schenkten und ihre ganze Kraft darauf verwendeten, Meilen zwischen sich und die Stadt zu bringen. Nur die Nahrungsaufnahme wurde für wert befunden, den Schritt zu verlangsamen, etwa wenn ein Kleinhirsch am Rand eines Dickichts auftauchte oder sie zufällig auf einen dicken
Baum stießen, dessen Äste von Truthähnen bevölkert waren. Dann plötzlich laute Geräusche, Rauchwolken und Metzelei am Wegesrand.
    »Euer Lösegeld hat uns ein Vermögen gekostet«, bemerkte Danny, »aber zum Glück haben wir mehrere davon.«
    »Habt ihr während unserer Abwesenheit neue Geschäfte abgeschlossen«, fragte Moseh beunruhigt, »oder nur die alten Aufträge ausgeliefert?«
    »Wir haben das ganze Quecksilber für einen Sixpence die Tonne verkauft«, antwortete Jimmy schroff, »und das Geld für Whisky und Huren auf den Kopf gehauen.«
    Die nächsten ein oder zwei Meilen Stille. Dann versuchte Moseh es noch einmal behutsam: »Da ich noch Anteilseigner an dem Quecksilber bin, habe ich das Recht zu wissen, wie viel ausgeliefert, wie viel bestellt und wie viel zurückgehalten worden ist.«
    »Bevor wir auf der Bildfläche erschienen, pressten die Männer des Königs von Spanien bis zu dreihundert Pesos pro Zentner aus den Bergwerksbesitzern«, erinnerte ihn Danny, »und als wir begannen, es für zweihundert zu verkaufen, senkten die Spanier den Preis auf hundert, was näher an seinem üblichen Marktpreis liegt. Als du und Dad dann von der Inquisition eingesperrt wurdet, haben wir mit dem Verkaufen erst einmal pausiert und darauf gewartet, dass der Preis wieder ein bisschen anzog.«
    Jimmy fuhr fort: »Als Danny, Tomba und ich mit einem Maultierzug voll Quecksilber vom Kap der Strömungen zurückkamen und erfuhren, dass ihr im Gefängnis saßt, war der Preis immer noch nicht höher als hundertfünfundzwanzig; also begnügten wir uns damit, die von dir, Moseh, vereinbarten Lieferverpflichtungen zu erfüllen, und die Einnahmen daraus an verschiedenen Stellen zwischen hier und Veracruz zu verstecken. In letzter Zeit hatten wir aber nichts zu tun, und der Preis liegt jetzt bei eins sechzig...«
    »In Zacetas bei fast zweihundert«, warf Tomba ein.
    »Und so haben wir ein paar Geschäfte auf eigene Faust gemacht, falls du nichts dagegen hast.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Moseh. Drei Sombreros schwenkten, auf der Suche nach einem Anzeichen von Sarkasmus, in seine Richtung, aber Moseh meinte es ehrlich: »Ich möchte unverzüglich meine Anteile flüssig machen.«
    »Beziehungsweise, da wir von Quecksilber sprechen, verfestigen«, sagte Jack.

    »Nun denn, ich möchte meinen Anteil aus dem Plan in Form von Silber, oder noch besser Gold, nehmen und mich mit ihnen Richtung Norden aufmachen.« Dabei wandte er den Blick über die Schulter auf die Schar von roten X-en, die hinter ihnen her schlurften. »Vor kurzem haben diese Spanier ein neues Gebiet jenseits des jämmerlichen Grabens namens Rio Grande erobert, das sie Neu-Mexiko nennen. Schlimmer als das alte kann es überhaupt nicht sein. Es heißt, sechshundert Mann Kavallerie lägen auf diesem Territorium in Garnison, und jeder von ihnen bekomme fünfhundert Pesos pro Jahr, von denen jedoch ein Großteil in den Schatzkammern des Gouverneurs lande, der diesen Soldaten Nahrungsmittel und andere lebensnotwendige Dinge zu horrenden Preisen verkaufe. Das bedeutet mehr als dreihunderttausend Pesos im Jahr! Ich werde dort hinaufgehen und ihnen Lebensmittel zu einem angemessenen Preis verkaufen, und wenn ich schon dort bin, werde ich jeden Indianer, der mir unterkommt, zum Judentum bekehren.«
    »Äh, wenn die Hälfte von dem, was über die Komantschen erzählt wird, stimmt«, sagte Danny, »wäre es unklug, zu ihnen hinaufzugehen und etwas über Religion zu faseln.«
    »Oder irgendein anderes Thema«, ergänzte Tomba.
    »Um die Wahrheit zu sagen, es wäre unklug, überhaupt zu ihnen zu gehen«, sagte Jimmy.
    »Das reicht!«, sagte Jack. »Moseh lässt sich seinen Anteil an einem Plan auszahlen, um in einen anderen zu investieren, und natürlich muss der neue noch ein bisschen verbessert werden... Aber auf seinem Ritt nach Norden wird er dazu jede Menge Zeit haben.«
     
    Nach ein paar Tagen ritten sie aus dem Tal hinaus in ein Gebirge, das viel spärlicher besiedelt war. Außer vereinzelten Häufchen unglücklicher Indianer, die von den Spaniern aus dem Tiefland verjagt worden waren, lebten hier oben nur

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