Confusion
sind. Ein Mann in einer schwarzen Kutte hat die Kontrolle über das Schiff übernommen... Wie jeder andere Inquisitor hat er einen Stab von Vertrauten, die sich bisher als Diener von Kaufleuten ausgegeben haben. Sie haben Informationen über die Gotteslästerungen und Häresien ihrer Arbeitgeber zusammengetragen. Außerdem hat er Büttel, Alguaciles , die als einfache Seeleute verkleidet waren, die jetzt aber mit Pistolen, Peitschen und Donnerbüchsen bewaffnet sind und nicht zögern, sie gegen jeden einzusetzen, der die Autorität des Mannes in der schwarzen Kutte in Frage stellt... So fährt sie fort, Jack, diesen Albtraum ( sie spricht von einem Albtraum) ungeheuer ausführlich wiederzugeben, aber vieles davon ist Euch wohl bekannt, Euch, die Ihr die Arbeitsweise der Inquisition so genau kennt. Nur so viel sei gesagt, auf diesem Schiff kam das Heilige Offizium seinen Pflichten peinlich genau nach, und viele der Kaufleute an Bord wurden als Juden entlarvt. Im Grunde war die ganze Galeone ein Schlangennest, ein Schiff voll übler Entartung...«
»Hat sie das geschrieben, oder ›übersetzt‹ Ihr hier etwas frei?«
»Doch auch während er die Masten mit baumelnden Kaufleuten dekorierte und sie dem Strappado unterzog, damit sie sich ihrer Sünden entledigten, ließ dieser Schwarzrock Matrosen nach irgendwelchen Zeichen der Minerva Ausschau halten.«
»Gibt sie eine Erklärung für das Abfeuern der Signalkanone?«
»Die Häretiker haben gemeutert. Der Signalschuss war ein Hilferuf. Es herrschte regelrecht Krieg – der Schwarzrock wurde unter Deck getrieben...«
»Wo er ein Feuer entfachte, um das ganze Schiff zu einem Autodafé zu machen.«
»Als Elizabeth de Obregon an Bord der Minerva erwachte, sah sie als Erstes denselben Schwarzrock, der ihr ins Gesicht starrte. Mit Opium und schlauen Argumenten brachte er sie dazu zu glauben, dass der Brand auf der Galeone ein Unglück gewesen war und dass sie jetzt, auf der Minerva , Gefangene von Häretikern waren, die den Schwarzrock töten würden, sobald sie wüssten, dass er ein Jesuit war. Danach würden sie sie zu ihrer Hure machen. So spielte sie die Rolle, die der Schwarzrock ihr zugedacht hatte... Aber nachdem sie in La Ciudad de México angekommen war, die Torturen des Opiumentzugs durchlitten hatte und dem Einfluss des Schwarzrocks entronnen war, hatten diese Albträume begonnen. Sie beschloss, dass es keine Albträume, sondern echte Erinnerungen waren, und dass all die Machenschaften des Schwarzrocks Teil eines Planes sein mussten, der mit der Minerva und mit dem Gold des Salomon zu tun haben musste, das die Eigentümer der Minerva dem Ex-Vizekönig gestohlen hatten.«
»Und sie schrieb uns, um uns warnen? Das war eine noble Geste vonseiten der Lady«, sinnierte Jack, »aber ich kann mir nicht vorstellen, warum es sie kümmerte, ob wir tot oder lebendig waren.«
»Sie stammte aus einer Familie von Conversos «, sagte de Gex. »Sie war Jüdin.«
»Ich kann nicht umhin zu bemerken, dass Ihr in der Vergangenheit sprecht.«
»Sie liegt in einem Armengrab außerhalb von La Ciudad de México. Die dortige, so korrupte und kleinmütige Inquisition ließ ihr lediglich die Routinebehandlung zukommen. Sie starb an irgendeiner Seuche, die das Gefängnis heimsuchte. Eines Tages jedoch werde ich ihre Puppe in einem großen Autodafé im St. James’s Park brennen sehen, Jack. Ihr werdet auch da sein – Ihr werdet die Fackel an ihren Scheiterhaufen halten und den Rosenkranz beten, während ihre Puppe brennt.«
»Wenn Ihr es schafft, ein Autodafé in Westminster zu organisieren, werde ich das tun«, versprach Jack.
Während der ersten Tage in Qwghlm war Jack davon ausgegangen, dass alle auf der Minerva durch das Schwert umgekommen oder zumindest auf die Galeeren in Marseille geschickt worden waren. Doch im Laufe der Zeit war klar geworden, dass nur Jack und Vrej hier von Bord gegangen waren – das Schiff mit seiner Besatzung und van Hoek, Dappa, Jimmy und Danny konnte ungehindert davonziehen, allerdings ohne ihr Gold. Jack wollte gern glauben, dass der Grund hierfür der war, dass er sich freiwillig ergeben hatte. Später kam ihm jedoch der Verdacht, dass es eher daran lag, dass Kurfürstin Sophie Miteigentümerin des Schiffes war. Welcher adlige Franzose auch immer hinter all dem steckte – der Duc d’Arcachon oder Leroy höchstpersönlich -, er hatte ihr eine Gefälligkeit unter Kollegen erwiesen.
Nachdem die Frachträume und Truhen der Minerva bis auf das
Weitere Kostenlose Bücher