Constantine
gewusst hatte.
»Con, ich brauche Hilfe.«
Ihr Tonfall war todernst, also wurde auch er sachlich. »Wobei?«
Sie hielt das Buch hoch. »Hast du jemals von der Legende der
El Falcone
gehört?«
Wow. Er war
viel
besser, als er dachte. »Ja, die Geschichte kenne ich.«
»Weißt du auch, wie der Kapitän des Schiffes hieß?«
Er kramte in seinem Gedächtnis, doch es war ohnehin nicht viel, was er dazu wusste. An den Namen des Kapitäns konnte er sich nicht erinnern.
»Sein Name war Aramis Dare«, sagte sie und setzte eine erwartungsvolle Miene auf. Als er nicht reagierte, beugte sie sich vor und wiederholte den Namen. »Aramis
Dare
.«
»Offenbar ein Verwandter von dir.«
»Ja, ein direkter Vorfahre. Sein Name ist nicht vielen bekannt, doch die, die ihn kennen und die Geschichte um die
El Falcone
für wahr halten, glauben, dass er ein Pirat und Dieb war.«
»War er das?«
»Ich weiß nicht. Aber ich würde es gern herausfinden. Genau genommen war mein Vater dabei, es herauszufinden, kurz bevor er starb.« Sie reichte Con das Buch. »Einiges dazu steht hier drin; über die
El Falcone
und zwei der spektakulärsten Diamanten, die je gefunden wurden. Sie wurden zu Griffen zweier königlicher Zepter verarbeitet, eigens für die Hochzeit von König Ludwig I. von Portugal und seiner Braut Maria Pia.«
Gebannt hörte er zu und blickte ihr dabei direkt in die Augen.
»Wenige Monate vor seinem Tod hat mein Vater Havanna besucht, um Büchereien und Archive zu durchstöbern, und hat dabei viele Antworten gefunden. Er hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die Wahrheit herauszufinden, die Schätze der
El Falcone
zu bergen und vor allem Aramis’ Namen reinzuwaschen und zu beweisen, dass er kein Pirat war, sondern ein ehrenhafter Händler.«
»Okay … und wie willst du sein Werk vollenden?« Er kannte die Antwort natürlich, wollte sie aber aus ihrem Mund hören.
»Mein Vater hatte die These, dass die
El Falcone
gar nicht in einem Sturm havariert ist, sondern angegriffen und versenkt wurde – von dem Mann, dem Aramis besagte Zepter und Diamanten verkaufen wollte, der sich jedoch weigerte, zu bezahlen.«
Con lehnte sich zurück und überlegte.
Sie sah ihn an, und wieder leuchtete die Erwartung in ihren Augen. Doch sie würde es nicht aussprechen. Er musste es an ihrer Stelle tun.
»Du denkst, unser Wrack ist die
El Falcone
.«
»Ich denke es nicht. Ich weiß es. Und weißt du, wer noch? Judd Paxton. Deshalb die ganze Heimlichtuerei. Ich bin mir nicht sicher, ob er alles weiß, was mein Vater gewusst hat, aber es ist jedenfalls genug. Und er wird das Wrack nach allen Regeln der Kunst ausweiden und sämtliche Fundstücke an seine reichen Sammlerfreunde verticken. Wenn überhaupt, wird ein Bruchteil davon ins Museum gelangen. Niemand wird sich mehr um die Wahrheit bemühen, und die Welt wird weiterhin glauben, dass Aramis Dare ein Dieb war, weil die Wertgegenstände an Bord alle
sin registrada
waren.«
»Nicht dokumentiert.«
»Genau. Es gibt keine offiziellen Papiere darüber. Aramis hat die Waren an private Kunden weiterverkauft, nachdem er sie selbst vorher eingekauft hat – ohne sein Schiff bei den Behörden registrieren zu lassen. Deshalb galt er als Pirat. Dabei war er nur ein cleverer Geschäftsmann.«
Ganz wie Judd Paxton.
»Paxton ist schon dabei, den ganzen Schatz in Sicherheit zu bringen«, sagte sie und schlug sich aufgebracht mit der Hand auf den Oberschenkel. »Siehst du das nicht? Er stiehlt Werte, die er auf dem Boden des Ozeans findet, um sie zu Geld zu machen. Aramis Dare hat für seine Schätze bezahlt und sie dann an Dritte weiterverkauft, um Gewinn zu machen, aber das ist vollkommen legal. Wenn er kein Geld dafür bekam, hat er sie für sich behalten. Und nach dem, was mein Vater herausgefunden hat, hat er für diese Schätze kein Geld bekommen. Deshalb …« Sie stand auf. »Gehört alles mir, was wir aus diesem Wrack bergen.«
Con blickte sie ungläubig an. »Du willst alles behalten?«
»Nicht alles, und nicht, um reich und berühmt zu werden«, korrigierte sie. »Ich möchte das Richtige tun. Ich möchte die Schätze an die Öffentlichkeit bringen, sie ausstellen. Ich möchte Aramis’ Geschichte erzählen. Das soll sein Vermächtnis sein.«
Wirklich?
Sie beugte sich vor und sah ihn aus ihren goldbraunen Augen voller Aufrichtigkeit an. »Was sagst du dazu, Con?« Sie nahm seine Hand. »Ich kenne dich nicht gut, es ist also ein großes Risiko, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass
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