Constantine
deine Schwester weg ist.«
»Verdammt. Sie ist also tatsächlich verreist?«
»Sie ist nach Lissabon geflogen. Aber ich denke, sie hat nicht so bald damit gerechnet, dass du hier vorbeikommst. Bist du nicht auf einer Tauchexpedition?«
Lizzie schüttelte nur den Kopf. »Ist sie allein unterwegs?«
»Ich glaube schon.«
»Sie hat nicht zufällig erwähnt, warum sie nach Portugal wollte?«
Joy zuckte mit den Schultern. »Nur so, glaube ich. Sie war total aufgeregt, du kennst sie ja, immer auf dem Sprung.«
»Danke für die Post, Joy«, erwiderte Lizzie resigniert. »Hat sie gesagt, wo sie genau hinwollte?«
»Leider nein.« Joys Blick wanderte zu Con. »Sind Sie Polizist oder so was in der Art?«
»So was in der Art.«
Lizzie schob Joy behutsam zur Tür. »Ich rufe dich an, wenn ich von ihr höre, und du mich, okay? Du hast meine Handynummer?«
»Ja.«
Lizzie schloss die Tür hinter ihr und wandte sich Con zu. »Erstens, wieso trägst du eine Waffe? Und zweitens, meinst du, deine wundersamen Kontakte könnten mir dabei helfen, meine Schwester zu finden?«
12
Wenn man bedachte, wie viel Geld der Mann haben musste, um dieses Medaillon kaufen zu können, war das Winterdomizil von Gerard Dix in St. Richard’s Island ziemlich bescheiden. Eine Nullachtfünfzehn-Villa, die allerhöchstens zwei bis drei Millionen wert war, und die Möbel sahen allesamt aus wie aus dem
Southern-Living
-Magazin. Wenn Flynn sechsstellige Beträge für eine Halskette ausgeben könnte, würde sein Haus anders aussehen. Durch die Heirat seiner Mutter mit Judd Paxton wusste er inzwischen, wie echter Reichtum aussah, doch hatte er gelernt, dass einige der wohlhabendsten Leute sich absichtlich bescheiden gaben. Dix hatte sich wohl so sehr in dieses Medaillon verguckt, dass er sich bereitwillig von seinem Geld trennte. Nachdem er das Stück ausgiebig gemustert hatte, ließ er Flynn auf der großen Terrasse neben dem Pool allein, in der Hand einen verwässerten Eistee, um schließlich mit strahlender Miene zurückzukommen, ein Bündel Bargeld in der Hand.
»Gut gemacht, Flynn. Ich habe mir das Stück genau angesehen. Es muss natürlich noch ein bisschen besser gereinigt werden, aber ich habe keinen Zweifel daran, dass es echt und sehr wertvoll ist.« Er zog einen zweiten Stuhl unter dem Glastisch hervor. »Sie haben wirklich das Schatzsucher-Gen geerbt.«
Flynn kräuselte indigniert die Lippen. »Judd hat meine Mutter geheiratet, Gerry. Wir sind nicht blutsverwandt.«
»Oh, entschuldigen Sie bitte. Da Sie den gleichen Namen tragen, dachte ich, Sie wären sein Sohn.«
Was für ein erbärmlicher Lügner. Es war allgemein bekannt, dass Flynn Paxtons Stiefsohn war und auf dessen Erfolgswelle mitschwamm. »Vergessen Sie nicht, was wir vereinbart haben.« Flynn verschränkte die Arme und stützte sie auf dem Tisch ab. »Judd hat nichts mit dem hier zu tun.«
»Keine Sorge, mein Junge. Der Mann war noch nie mein Fall. Er hat sich immer geweigert, nach unseren Regeln zu spielen.«
Nämlich den Regeln des Schwarzmarktes. »Das stimmt«, sagte Flynn. »Judd will im Rampenlicht stehen, wir nicht.«
Gerry grinste. »Ja, so ist es wohl. Ich sag’s nicht gern, aber er hat schon was von einem Egomanen.«
»Ach nee.« Flynn verdrehte die Augen. »Es gibt nichts Schöneres für ihn, als seinen Namen gedruckt zu sehen, in Büchern oder auf Werbetafeln. Er lebt nach dem Motto: ›Schatztauchen und der Name Paxton sind ein und dasselbe.‹«
»Den Ruf hat er tatsächlich«, erwiderte Gerry mit einem Anflug von Bewunderung in der Stimme. »Und nachdem ich jetzt weiß, dass Sie nicht sein leiblicher Sohn sind, erscheint es mir nicht mehr ganz so befremdlich, dass Sie ein …«
»Was? Dass ich ein Verräter bin? Ein Dieb? Jemand, der den Ehemann der eigenen Mutter hintergeht?«
»Nein, nein, es ist nur –«
»Was?« Seine Stimme klang gereizt, wie immer, wenn sein Stiefvater ins Spiel kam. »Dass ein leiblicher Sohn seinen Vater nicht so verarschen würde?«
Gerry lehnte sich zurück und betrachtete Flynn. »Um ehrlich zu sein, ja. Genau das habe ich gedacht. Sie betrügen ja tatsächlich Ihren Vater um Geld.«
Arschloch. Schließlich ist es dein Geld
. Flynn gelang ein knappes Lächeln. Der Mann war immerhin ein guter Kunde. »Dem geht es bei dem Geschäft eh nicht ums Geld.«
»Kaum zu glauben. Judd Paxton ist ein sehr wohlhabender Mann.«
»Er tut es für den Ruhm. Dafür, dass Paxton über Museumseingängen steht, dass es
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