Constantine
der es vielleicht nicht so schwernehmen, dass der Übeltäter aus der eigenen Familie stammte.
Falls Gerry Dix ein Gewohnheitstier war, würde es nicht schwer werden, das Medaillon zu entwenden. Und auch andernfalls würde Con es schaffen; er hatte schon kniffligere Aufgaben gemeistert.
Wie immer stellte er sich eine Frage.
»Was ist das Schlimmste, das passieren kann?«, fragte er über die Schulter und wartete gespannt auf Lizzies Antwort.
»Sie fallen nicht auf meine oscarreife Vorstellung herein und lassen uns nicht durch?«
»Nein. Ich meine, was wäre das Schlimmste, wenn wir drin sind?«
»Der Käufer ist zu Hause, und du kommst nicht an das Medaillon heran?«
Er schüttelte den Kopf. Selbst wenn Dix zu Hause war, würde er trotzdem eindringen und das Stück stehlen können, es sei denn, der Typ hatte es unter dem Kopfkissen, auf dem er schlief. Wobei Con auch schon Dinge aus Zimmern geholt hatte, in denen Leute schliefen.
»Jemand könnte auf dich schießen?«, schlug sie vor.
»Ich kann mich verteidigen. Ich denke, das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass das Medaillon nicht da ist. Das wäre dann nur Zeitverschwendung«, sagte er. »Ein vergleichsweise geringer Preis.«
»Du bist aber optimistisch. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob wir an dem Wachmann vorbeikommen«, gab Lizzie zu bedenken.
»Werden wir. Das ist heute Abend unsere geringste Sorge.«
»Können wir nicht einfach die gleiche Masche noch mal bringen? Als Daves Schwester bin ich schon mal reingekommen.«
»Wäre möglich, ist aber riskant«, erwiderte Con. »Was, wenn Dave oder Sarah Rollins zufällig weggefahren sind und der Wachmann hat sie gefragt, wie groß die Überraschung war, als seine Schwester heute Morgen auftauchte?«
»Verstehe. Sie könnten den Trick durchschaut haben.«
Er nickte und beobachtete einen ramponierten Honda, der das Wachhäuschen umrundete und dann auf einen kleinen Parkplatz einbog, wo ein Golfcart und ein Patrouillenwagen des Wachdienstes standen.
»Aber ich denke, wir haben sowieso gerade Wachablösung.« Ja, der Fahrer des Honda trug eine Uniform. »Mach dich bereit.«
Er wandte sich zu Lizzie um und lächelte beim Anblick ihrer Augen, die dank eines Tropfen Shampoos gerötet waren, und des verschmierten Make-ups. »Das nenne ich echten Teamgeist.«
»Wie heissu denn, Schässchen?« Sie verschliff die Silben in der für Betrunkene typischen Weise und grinste ihn schief an. »Weil, du biss echt süüß.« Sie zwinkerte ihm mit ihren roten Augen zu.
Con ließ die Kawasaki an und fuhr auf die Straße zurück, während der neue Wachmann in das Häuschen ging. An der nächsten Kreuzung wendete er die Maschine und fuhr Richtung Süden. Inzwischen hatte Mike von vorhin seinen Wagen bestiegen und war davongefahren. Nach einer weiteren Runde bog Con in die Einfahrt ab, während Lizzie sich schlaff gegen seinen Rücken sinken ließ, das Gesicht vom Wachhäuschen abgewandt.
Der junge Mann trat mit seinem Klemmbrett heraus, und Con beugte sich zu ihm.
»Okay, ich glaube, jetzt können wir wieder – oh, Sie sind ja jemand anders.« Con tat überrascht. »Ihr Kollege hat uns vor einer Viertelstunde reingelassen, aber ich musste noch mal mit ihr raus, ins Gebüsch, damit sie …« Er öffnete den Mund und tat, als würde er sich übergeben, dann deutete er mit dem Finger auf Lizzie und fügte hinzu: »Ihr geht’s ziemlich schlecht.«
Der Wachmann versuchte, auf Zehenspitzen um sie herumzublicken, um nicht von seinem Häuschen weggehen zu müssen.
»Sie wohnt hier?«
»Das behauptet sie.«
»Wie heißt sie?«
»Keine Ahnung. Ich hab sie von einem Barhocker im
Friday’s
gepflückt, weil so ziemlich jeder Typ in der Bar sie angemacht hat. Das ist meine gute Tat des Tages«, fügte er hinzu und verdrehte die Augen.
»Ich kann Sie nicht reinlassen, wenn Sie keinen Namen haben.«
Con zuckte mit den Schultern. »Dann lass ich Sie Ihnen gern hier, Kumpel. Hoffentlich haben Sie einen Mülleimer, falls sie noch mal kotzen muss.«
Der Wachmann verzog das Gesicht. »Könnten Sie vielleich t … äh …« Er räusperte sich. »Miss, könnten Sie vielleicht zu mir hersehen?«
Con spürte, wie sie ihren Kopf leicht anhob und dann mit Blick in die andere Richtung wieder sinken ließ.
»Hallo, Süüßer.« Sie zog das Wort, und Con spürte förmlich ihr benebeltes Lächeln im Rücken. »Wo ist den Mikey? Schon nach Hause gegangen?«
Der Wachmann sah Con mit gerunzelter Stirn an. »Ich habe sie hier
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