Coogans Fluch (German Edition)
zurückgezogen. Für ihn ein sicheres Zeichen dafür, dass seine Holzfäller eingetroffen waren.
Sein nächster Blick galt dem Maschinengewehr. Die Aufnahmevorrichtung des Patronengurts schien verbogen und klemmte. Wütend ballte der Narbige die Fäuste. Jims Stöhnen holte ihn aus seinen Gedanken. Kalten Blickes ging der Narbige neben ihm in die Knie, drehte den Vorarbeiter auf den Rücken.
Jims Augen irrten verwundert in den Himmel, aus einem Mundwinkel sickerte Blut. Der Narbige sah auf den ersten Blick, dass der Vorarbeiter nicht mehr lange zu Leben hatte.
Jims suchende Augen fanden den ihn und ein gequältes Lächeln huschte über sein Gesicht: „Das schmeckt Ihnen nicht, was?“ Ein Hustenanfall schüttelte ihn und er spie Blut in den Schnee.
Wortlos erhob sich der Narbige und schritt die Rampe hinunter. Boxner nützte ihm nicht mehr. Einzig das Gold, die Präsenz des Erzfeindes und das Aufgebot beschäftigten seine Gedanken.
Am Fuß der Rampe verhielt er und starrte in den Nebel.
„Vierzig Mann“, murmelte er. „Vierzig Mann sollten doch genügen, um mit diesem Marshall und einer Handvoll verweichlichten Stadtleuten fertig zu werden.“
Plötzlich stockte er, ein Schauer fuhr über seinen Rücken und eine wilde, unbezähmbare Aura schlug ihm entgegen. Eine Aura, die ihm inzwischen fast ebenso vertraut war, wie die des Kopfgeldjägers. Er glaubte, den Wolf nahe genug, um ihn mit bloßen Händen greifen zu können, aber im nächsten Augenblick war er an ihm vorüber, wie der Vorbote eines nahenden Sturms, ohne dass der Nebel auch nur das Geringste hätte erkennen lassen. Der Narbige schrie vor Wut und er feuerte der vagen Erscheinung einige Kugeln hinterher.
Eine Zeitlang starrte er in den Nebel, schließlich nickte er, als habe er während eines inneren Monologes einen Entschluss gefasst und stapfte die Rampe empor. Um ein Haar hätte er den Kopfgeldjäger vergessen, der irgendwo in den Tiefen der Stollen und Höhlen nach ihm suchte. McLeary war jetzt wichtiger, als das Aufgebot, oder die Holzfäller. Um diese Narren konnte er sich kümmern, wenn er endlich mit seinem Verfolger fertig war.
Jim lebte noch, als der Narbige die Plattform erreichte, die Atemzüge jedoch, stieß er röchelnd und blubbernd hervor. Blut hatte den Schnee um ihn her rot gefärbt.
„Wasser“, murmelte er, sowie er den Narbigen bemerkte.
Kalt blickte der auf Jim hinunter: „Hast schlecht Wache gehalten, alter Junge.“
Jim schluckte mühsam: „Wasser – bitte.“
„Friss Schnee!“, knurrte der Narbige und stapfte in den Stollen. Die Gestalt des Mannes, der vom Schluchtrand herunter geklettert war und den er mit zwei Schüssen erledigt hatte, würdigte der Narbige keines Blickes, zu sehr waren seine Gedanken auf seinen Erzfeind gerichtet. Ansonsten hätte er vielleicht bemerkt, dass sich der Mann bewegt hatte, er lag nicht mehr so wie er gefallen war, sondern auf der Seite.
Nur wenig später rollte sich Jeff grunzend auf den Rücken. Allmählich kam er mit hämmerndem Schädel zu sich. Als er versuchte sich aufzurichten, durchfuhr ihn der Schmerz wie der Stich einer glühenden Klinge. Er stöhnte auf. Die Schusswunde unter seinem Schlüsselbein pochte, lähmender Schmerz durchzuckte seine rechte Körperhälfte und mit jedem Atemzug schien es schlimmer zu werden. Blut verklebte ihm das rechte Auge und nur mühsam gelang es ihm, das Augenlied zu öffnen. Mit zitternden Fingern tastete er über die Stirn, zuckte zurück als er die Wundränder des Streifschusses fühlte. Sein Blick verharrte auf den Schnee, der von seinem Blut getränkt worden war. Jeff presste die Hand auf das Ausschussloch unterhalb seines Schlüsselbeines. Zugleich fragte er sich, wo der Schütze steckte. Er wandte sich stöhnend um, fixierte den Eingang des Stollens, dabei tastete seine Hand nach dem verlorenen Revolver. Dunkel und verlassen glotzte ihm der Stolleneingang entgegen und erleichtert sank Jeff zurück. Es war ihm egal, wohin der Schütze verschwunden war. Zunächst musste er die Blutung stoppen. Wieder presste er die Hand auf die Wunde, die, entweder von der Kälte oder dem Schock, sich inzwischen nur noch taub anfühlte. Er wollte Nick zurufen, ihm Verbandszeug herabzuwerfen, doch mehr wie ein gequältes Grunzen, brachte er nicht zusammen.
Er blickte zu dem Mann beim Maschinengewehr und bemerkte, dass er bei Bewusstsein war und ihn anstarrte. Langsam kam Jeff auf die Knie, kroch auf allen
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