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Coogans Fluch (German Edition)

Coogans Fluch (German Edition)

Titel: Coogans Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Nietsch
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Vieren auf den Mann zu. Als er neben ihm kniete, bewegten sich dessen Lippen. Jeff brachte sein Ohr nahe an den Mund des anderen, dann vernahm er leise: „Wasser.“
      Jeff sah sich um, da er keine Feldflasche oder ähnliches entdeckte, nahm er Schnee in die Hand und hielt sie geballt über den geöffneten Mund des anderen, der die Tropfen des tauenden Schnees gierig aufsog.
      „Danke“, murmelte er schwach.
      „Sind Sie Maloy?“, fragte Jeff.
      Der andere schüttelte den Kopf. „Hör' den Namen zum ersten Mal. Sie sollten etwas für Ihre Wunden tun.“
      „Ja, hab' nur nichts zum Verbinden mit“, entgegnete Jeff. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Da lag ein Mann im Sterben und sorgte sich um die Wunden seines Killers. Wer immer dieser Mann auch sein mochte, auf Jeff machte er nicht den Eindruck eines Spielers oder goldgierigen Mörders.
      Bevor er den anderen nach Namen und Herkunft fragen konnte, deutete der zum Maschinengewehr. Jeffs Augen folgten und er bemerkte eine Kiste.
      „Sind einige Tücher drin.“
      „Auf welchen Namen hören Sie?“, fragte Jeff, sowie er eines der Tücher in Streifen gerissen hatte.
      „Boxner, Jim Boxner“, murmelte der andere. Es schien als verließen ihn zunehmend die Kräfte. Trotzdem half er Jeff beim Verbinden, indem er einen der Stoffstreifen auf das Einschussloch in Jeffs Rücken presste.
      „Danke“, sagte Jeff anschließend. „Jetzt sind Sie dran.“
      Jim schüttelte den Kopf: „Sinnlos. Es ist vorbei.“ Dann sah er Jeff eindringlich in die Augen, wobei er auf den Stollen deutete. „Sprenge den Eingang. Du hast Dynamit, jag' den ganzen verdammten Hang herunter.   Begrabe den Teufel!“
      Jeff blickte zum Stollen. Die Stelle, an der Jim lag, befand sich höchstens zwanzig Schritte davon entfernt. Die längliche Öffnung des Stollens erreichte eine Höhe von knapp sechs Metern. „Wenn ich da oben Dynamit anbringe, erschlagen dich die herunter stürzenden Steine. Muss dich erst weiter weg bringen“, meinte er.
      Jim schüttelte den Kopf: „Jede Sekunde zählt. Ich sterbe sowieso, doch wenn ich diesen verfluchten Bastard da drinnen weiß, dann war's nicht umsonst. Lass ihn nicht entkommen.“
      „Ich hab' keine Streichhölzer“, sagte Jeff.
      „Hier, in der Tasche meiner Jacke“, murmelte Jim.
      Jeff griff in die Tasche und fand ein Päckchen Zündhölzer. Er zog die Hand heraus und als er dabei Jim anblickte, sah er dass der grinste. Dann sank Boxners Kopf zurück und der Blick in seinen Augen erstarb.
      Ein Kloß im Hals machte Jeff für einen Augenblick das Schlucken schwer. Langsam erhob er sich und stakste auf die Steilwand zu. Täuschte er sich, oder lösten sich die Nebel tatsächlich auf? Irgendwie vermochte er jetzt wesentlich weiter zu sehen, als noch vor einigen Minuten.
      Er war aus den Worten Boxners nicht recht schlau geworden. Dennoch, dessen Angst und Verzweiflung, die aus seinem Blick gesprochen hatten bevor er starb, hatten ihre Wirkung auf Jeff nicht verfehlt.
      Was, so fragte er sich, war hier geschehen, bevor sie eingetroffen waren? Wie er aus den Worten Jims schloss, waren dessen Kameraden tot. Nur dieser Teufel lebte noch, wie es Jim ausgedrückt hatte, und Jeff zweifelte keinen Augenblick daran, dass die Rede vom Narbigen gewesen war. Wer aber waren Jim und seine Kameraden und unter welchen Umständen waren sie dem Narbigen begegnet?
      Fragen, auf die es keine Antworten gab. Außer, der Narbige gelangte lebend in ihre Hände und genau das, würde er verhindern. Jim Boxners Hass und Angst hatten Jeff davon überzeugt, dass der Tod dieses Mörders wichtiger war als sein eigenes Leben.
      Doch allein kam er den Felsen nicht hinauf. Nicht mit seiner Verletzung. „Nick!“, rief er die Felswand hinauf. Keine Antwort.
      „Nick!“, diesmal lauter.
      „Jeff? Mein Gott, Jeff! Bist du es wirklich?“, kam die aufgeregte Antwort.
      „Ja, zum Teufel. Hol ein weiteres Seil und knote es an das andere. Ich komm nicht ran! Und mach schnell, alter Junge!“, Jeff brüllte regelrecht. Mochte ihn auch der Narbige hören, jetzt setzte er alles auf eine Karte. Schon begann das aus dem Nebel ragende Seil zu pendeln, kam Stück für Stück näher.
      „Weiter!“, rief Jeff, während er seine Hand dem Seil entgegenstreckte – nur noch ein kleines Stück, dann hatte er es.

 
    Sally starrte fassungslos auf die umgeworfenen Schlitten, die nördlich der Felsnadel auf der Ebene verstreut

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