Coogans Fluch (German Edition)
wert gewesen? Was war so besonderes an Gefahren und Abenteuern, dass die Männer das Risiko auf sich nahmen, in einer unwirtlichen Gegend wie dieser ihre letzte Ruhestätte zu finden? Sie betete still für ihren Mann und wünschte seiner Seele Frieden, dann überflutete sie der Hass und der Wunsch nach Rache ließ sie ihre Hände zu Fäusten ballen.
„Ich werde dich zu den deinen zurückbringen, ihr solltet nicht mehr länger bleiben“, sagte der alte Indianer.
Sie hob den Blick und heftete ihn in die unergründlichen Augen des Alten: „Was ist mit dem Narbigen? Dieser Mistkerl hat nicht nur diese Männer hier auf dem Gewissen, er hat auch den Marshall unserer Stadt ermordet, er und sein Spießgeselle! Sollen wir diese Dreckskerle etwa ungestraft zurücklassen?“ Sallys Augen blitzten vor Zorn, doch der Alte schüttelte sich plötzlich vor herzhaften Lachen. Sally hätte ihn in diesem Moment am liebsten geohrfeigt, aber sie unterdrückte diesen Wunsch.
Plötzlich sah sie der Indianer an, seine Augen drückten aufrichtige Bewunderung aus, aber in seiner Stimme schwang ein Ton mit, der keinerlei Widerrede duldete: „Was ihr wollt oder was ihr glaubt, das geschehen muss, ist unwichtig, nur der Wille der Mächte hat Bedeutung. In diesen heiligen Bergen wird sich das Schicksal des Narbigen und auch des großen Mannes, den du begehrst, erfüllen.“ Sally verschlug es den Atem, sie hatte bisher niemanden, Frank ausgenommen, ihre Gefühle für McLeary auch nur angedeutet. Woher wusste dieser Indianer Dinge über sie, die ihr selbst noch nicht einmal richtig klar waren?
„Sage deinen Leuten, was ich dir sage, weiße Schwester! Nicht nur die Zeit meines Volkes ist vergangen, auch die Zeit seines Landes. Mutter Erde wird sein Mysterium bis zum Ende aller Tage sicher in ihren Schoss verwahren. Nicht euer Schicksal harrt in diesem Land, aber es kann zu eurem werden, wenn ihr euch ihm widersetzt. Sage das deinen Leuten und jetzt komm!“
Sally begriff nicht was sich vor ihren Augen abspielte, doch anstelle des Indianers stand im nächsten Atemzug Coogans Fluch vor ihr.
„Steig auf“, forderte die Stimme, nun wieder in ihrem Kopf.
Kaum war sie auf den Rücken des Wolfes geklettert, ging es in atemberaubendem Tempo zurück. Während sie wie ein Sturm durch die Schlucht jagten, bemerkte Sally, dass sich die Nebel auch hier zu lichten begannen. Als sie die Felsnadel erreichten, war von Frank nicht das Geringste zu sehen. Die Schlitten der Angreifer standen verwaist auf der Ebene, von den Männern und Hunden fehlte ebenfalls jede Spur.
„Deine Leute sind jenseits des Steines. Geh zu ihnen und beschwöre sie, dieses Land zu verlassen. Überschreitet die Grenze des Nebels, oder sterbt mit dem Land.“
„Aber der Nebel hat sich gelichtet. Wie sollen wir seine Grenze erkennen?“, fragte Sally, die, kaum dass sie vom Rücken des Wolfes geglitten war, sich dem Indianer gegenüber sah.
„Es sind erfahrene Männer unter deinen Leuten, sie werden an den Landmarken erkennen, wann ihr die Grenze erreicht habt. Jetzt geh!“
Bevor sie etwas erwidern konnte, war er wie ein Spuk verschwunden. Einige Atemzüge lang stand Sally einfach nur da, dann erinnerte sie sich an die Worte des Alten und machte sich auf den Weg zu ihrem Lager.
„Teufel auch! Die sind gar nicht tot!“, rief Frank und deutete in die Ebene. Einige der vermeintlich toten Holzfäller regten sich, es war offensichtlich, dass sie schwere Wunden davongetragen hatten, doch bis auf wenige Ausnahmen schienen sie am Leben.
„Ich fress' meinen Hut, wenn's hier mit rechten Dingen zugeht“, murmelte Frank.
Bill und Alan sagten nichts, schüttelten nur ihre Köpfe. Im Lager stiegen derweil Ben, Eddie und Graham über die Schanze hinweg und eilten zu den verwundeten Holzfällern.
„Lasst uns gehen!“, sagte Frank und stapfte den Hang hinunter.
„Was wird aus Sally?“, rief Alan.
„Beten und hoffen, mein Junge. Wir können nichts tun. Gehen wir zu Ben und versorgen Elroy und die Holzfäller.“ Frank war währenddessen weitergegangen und seine letzten Worte für Alan und Bill kaum noch zu verstehen gewesen.
„Er hat verdammt noch mal recht, alter Junge. Lass uns gehen“, sagte Bill und stieß dem Kameraden seinen Ellbogen in die Seite. So stapften sie schließlich dem Prospektor nach.
„Hast du vorhin was von Holzfällern gesagt“, murrte Alan nachdem sie Frank eingeholt hatten. „Waren das
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