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Coogans Fluch (German Edition)

Coogans Fluch (German Edition)

Titel: Coogans Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Nietsch
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noch, dass du nun behauptest, dir ein schnuckeliges Chipewyanmädchen angelacht zu haben. Ha, Big Iron John der Herzensbrecher“, feixte Frank, lustig mit den Augen zwinkernd.
      McLeary ging nicht auf die Anspielung ein und erzählte kurz den Rest: „Vor fast neun Monaten traf ich plötzlich auf den Narbigen. Der Teufel allein weiß, wo der Bastard sich über die Jahre hinweg verkrochen hatte. Ich war nicht darauf vorbereitet gewesen und er bemerkte mich, so dass er mir ein weiteres Mal entwischte. Seither bin ich ihm stetig auf den Fersen, durch halb Kanada, landete schließlich wieder in Dawson, dann führte mich seine Fährte in diese Gegend. Der Schneesturm warf mich nur ein wenig zurück, aber wie die Zeichen stehen, bin ich dem Ende meines Weges verdammt nahe.“ Jonathan verstummte. Seine letzten Worte gab er mit einem unterschwelligen Grollen von sich und, heftiger als beabsichtigt, knallte er das leere Glas auf den Tisch.
      Die Bergarbeiter und Ed wandten erschrocken die Köpfe herüber, doch als sie den unheilvollen Blick des Riesen sahen, blickten sie rasch zur Seite. Frank nutze die Stille und bestellte einen Whisky und für Jonathan ein Bier. Nachdem sie getrunken hatten, sagte Jonathan, dass er nun aufbrechen müsse. Er wolle noch vor Sonnenuntergang einige Meilen zwischen sich und Fairbanks bringen.
      Als sie sich vor dem Saloon voneinander verabschiedeten, warnte Frank den Jäger vor dem Wolf, zu viele erfahrene Männer seien schon auf der Strecke geblieben, doch Jonathan winkte nur grunzend ab. Der Wolf interessiere ihn nicht, solange der sich ihm nicht in den Weg stellte. Dann reichte er dem alten Prospektor die Hand und stapfte zu Sallys Pension.
    Frank blickte dem riesigen Mann nach, wie der die Straße überquerte und hundert Schritte weiter in der Pension verschwand. „Machs gut alter Freund, pass auf dich auf“, murmelte er.

 
    Jonathans Rucksack war rasch gepackt. Nun, da er erfahren hatte, was er wissen wollte, stand seinem Aufbruch nichts mehr im Weg. Im Hausgang begegnete er Dorothy, die er nach Sally fragte.
      „Miss Dickins ist einkaufen, Mister McLeary. Ich weiß nicht, wann sie zurückkommt. Kann ich irgendwas ausrichten?“
      „Nein“, brummte Jonathan. Dass er sich nicht von seiner Wirtin verabschieden konnte, betrübte ihn ein wenig und ohne Dorothy weiter zu beachten, schulterte er den Rucksack und stapfte die Stufen ins Foyer hinab. Er überlegte, ob er warten sollte, verwarf diesen Gedanken aber sogleich. Er benötigte einen klaren Kopf, wenn er sich in die Wildnis begab. Jeder Zweifel in seinem Herzen, jeder überflüssige Gedanke konnte ihn das Leben kosten.
      „Alles fertig, Mister“, begrüßte ihn Sam Taylor freudestrahlend und deutete nicht ohne Stolz auf den bepackten Schlitten und die davor angeschirrten Hunde. Anerkennend nickte Jonathan, der Schlitten war fachgerecht beladen, die Lasten gleichmäßig und zweckdienlich verstaut und auch die Art, wie das Gespann angeschirrt war, zeigte, dass Sam etwas von seinem Handwerk verstand.
      „Du hast deine Sache wirklich gut gemacht, Junge. Hier!“, brummte er und warf Sam eine Fünfdollarmünze zu. Geschickt, als wenn er darin besonders viel Übung hatte, fing Sam die Münze und ließ sie in derselben, fließenden Bewegung in einer Jackentasche verschwinden. „Vielen Dank, Mister. Sind Sie Mister McLeary? Ich meine, sind Sie der Mister McLeary, der auf der Jagd nach Coogan’s Fluch ist?“
      Jonathans Miene verfinsterte sich schlagartig, sein Blick vereiste, nahm die Augen Sams gefangen. „Wer will das wissen?“
      „Mi- Miss Sally lässt Ihnen Grüße ausrichten, Sir. Und, dass Sie auf sich aufpassen sollen. W- wenn Sie Mister McLeary sind.“ Mit unsicheren, wackeligen Beinen und ängstlichem Blick hatte sich Sam Stück für Stück von dem plötzlich so unheimlichen Riesen entfernt und erleichtert atmete er nun auf, als er sah, wie sich Jonathan entspannte.
      „Miss Sally“, murmelte er. „Danke Junge.“ Dann drehte er sich abrupt ab, zurrte seinen Rucksack auf dem Schlitten fest, schnallte die Schneeschuhe unter seine Stiefel, nahm den Leithund am Riemen und führte sein Gespann auf die Hauptstraße. Dort wandte er sich nach Süden und entschwand alsbald den Blicken Sam Taylors.

2. Kapitel

 
    Nachdenklich fixierte Sally Dickins die Tür, durch die der Jäger verschwunden war. Niemals hatte sie dergleichen erlebt, sie war von sich selbst überrascht. Und dies verunsicherte sie mehr

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