Coogans Fluch (German Edition)
der vergangenen Wochen ihre Vorräte verbraucht und nur auf ein Nachlassen des Sturmes gewartet hatten, hatte sich auf den Weg in die Stadt gemacht.
So maß Jonathan der Fährte vorerst nicht viel Bedeutung bei, konzentrierte sich vielmehr auf die Suche nach einem geeigneten Ruheplatz, während er seine Hunde zu einer schnelleren Gangart antrieb. Bereits nach einer halben Meile fand er eine windgeschützte Mulde, groß genug für sich und die Hunde, gesäumt von dicht stehenden Krüppelbirken. Obwohl die Dämmerung noch eine Weile auf sich warten lassen würde, richtete sich Jonathan für die Nacht ein.
Die stechende Nachmittagssonne hatte ihm den Schweiß aus den Poren getrieben und die obere Schneeschicht aufgeweicht. Jonathans Füße waren klamm und kalt, seine Kleidung durchgeschwitzt. Doch als erstes löste er die Hunde aus ihrem Geschirr, pflockte sie am Rand der Mulde an, dann, unter den erwartungsvollen, nach Fressen bettelnden Blicken der Tiere, brach er rasch Zweige von den umliegenden Bäumen und entfachte damit, nur wenige Minuten später, ein munter knisterndes Lagerfeuer. Häufig schon hatte er erlebt, wie Männern in dieser Jahreszeit Füße und Hände erfroren, weil sie sich nicht rechtzeitig um trockene Kleidung gekümmert hatten. Innerhalb einer halben Stunde wechselte die wärmende Sonne mit der Eiseskälte der Nacht, wurde der herannahende Frühling vom noch herrschenden Winter verdrängt.
Sowie Jonathan an zuvor abgeschnittenen Ästen seine durchgeschwitzten Sachen nahe dem Feuer aufgehängt hatte, gab er den Hunden zu fressen. Ohne die sonst üblichen Keilereien untereinander, machten sich die Tiere über den getrockneten Lachs her, es gab kaum Knurren und Zähnefletschen und ohne Scheu ließen sie es zu, von Jonathan gekrault zu werden. Zufrieden nickte der Jäger, mit diesem Gespann schien er tatsächlich einen Glücksgriff getan zu haben und bis jetzt hatte er noch nichts von den angeblichen Marotten des Schwingers bemerkt.
Irgendwann schreckte der Jäger aus dem Schlaf. Zunächst vermochte Jonathan nicht, dieses sich bis ins Mark krallende Geräusch einzuordnen, im gleichen Moment jaulten seine Hunde los und dann erst erkannte der Jäger in dem durchdringenden Ton das Heulen eines Wolfes. Aber was für ein Heulen. Wie von Sinnen zerrten seine Hunde an ihren Riemen und Jonathan vermochte nicht, sie zu beruhigen. Blindlings schnappten sie um sich, bissen sich untereinander. Erst nachdem der Jäger den Leithund mit einem wohlgezielten Hieb bewusstlos geschlagen hatte, gelang es ihm der übrigen Tiere Herr zu werden.
Der Wolf war inzwischen verstummt. Missmutig entfachte Jonathan das noch glimmende Feuer, fertigte sich eine Fackel und mit seiner Büffelflinte unterm Arm, suchte er in größer werdenden Kreisen den Boden nach Spuren ab. Nachdem er im Umkreis von hundert Fuß keine Anzeichen einer Wolfsfährte entdeckte, zog er sich zum Lagerplatz zurück.
Unterwürfig winselnd empfingen ihn die Hunde. Der wieder erwachte Leithund quittierte Jonathans Versuch ihn zu streicheln, mit leisem Knurren und Zähnefletschen, dennoch ließ er die Berührungen zu. „Es ist gut mein Alter“, murmelte McLeary sanft und allmählich senkten sich die Lefzen des Tieres und die Ohren richteten sich auf. Dennoch durchlief seinen Körper ein nervöses Zittern, auch die anderen Hunde witterten scheu in alle Richtungen.
„Ich schätze, wir haben soeben die Bekanntschaft von Coogans Fluch gemacht“, sagte der Jäger. Ein gewöhnlicher Wolf hätte die Hunde nicht derart aufgebracht und verängstigt, doch allmählich beruhigten sie sich und nach und nach rollten sie sich für den Rest der Nacht in ihren Schneekuhlen zusammen.
Noch vor Tagesanbruch brach Jonathan sein Lager ab und während die ersten fahlen Sonnenstrahlen ihr bleiernes Licht über den Horizont warfen, lenkte der Jäger seinen Schlitten Richtung Berge. Mehrmals kreuzte er die Schlittenfährte vom Vortag, doch hatte die der anhaltende Wind fast getilgt. Gegen Mittag stoppte der Leithund, die Rückenhaare gesträubt, die Ohren angelegt, entstieg seiner Brust ein warnendes Knurren.
Sogleich hielt der Jäger seine Flinte in Händen und eilte an die Spitze seiner Hunde. Nur wenige Schritte vor dem Leithund fand sich eine deutliche Fährte im tauenden Schnee, die Größe der Abdrücke ließen Jonathan zunächst vermuten, es handelte sich um die Spur eines Bären, doch sobald er sie erreicht hatte, bemerkte er seinen
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