Coogans Fluch (German Edition)
„Der erste Stollen?“, fragte Jim. Obwohl er vor Erschöpfung kaum mehr stehen konnte, entging ihm nicht die kleinste Geste oder ein Wort des Narbigen.
„Als ich die Mine entdeckte, fand ich insgesamt sieben Schächte, die in den Fels führen, das ganze Massiv scheint von Gängen durchzogen.“
„Aber so eine große Anlage muss doch irgendwo eingetragen sein.“
„Ist sie nicht und nur das zählt. Mag sie ihr Geheimnis bis zum Zerfall behalten, solange sie ihr Gold hergibt.“ Inzwischen war eine breite Rampe, die an der Schluchtwand empor führte, auszumachen. Sie lenkten ihre Hunde darauf zu und ein letztes Mal mobilisierten die Männer ihre Kräfte und stemmten sich hinter die Schlitten, halfen den Hunden so gut sie noch konnten.
Trotz ihrer Erschöpfung und den taumelnden Bewegungen hatten sie den größten Teil der Rampe fast geschafft, als die Hunde plötzlich losheulten, die Schlitten ruckartig stoppten und etwas hart von oben dagegen krachte. Mit ganzer Kraft musste sich Jim dem talwärts rutschenden Schlitten entgegen stemmen. Schemenhaft sah er einen dunklen, gewaltigen Schatten inmitten der Hunde wüten, doch der gefährlich an der Böschung hängende Schlitten verlangte seine ganze Aufmerksamkeit. „Haltet die Schlitten“, donnerte die Stimme des Narbigen über das infernalische Jaulen und Kreischen der Hunde hinweg und aus den Augenwinkeln nahm Jim wahr, wie ihr Boss vom Schlitten abließ, sein Gewehr aus dem Futteral zog und auch schon etwas über Kimme und Korn anvisierte.
„Mein Gott, Jim, pass auf! Der Wolf!“, schrie Mike. Etwas gewaltig Großes sauste über Jims Kopf hinweg, prallte mit unglaublicher Wucht gegen den Narbigen, den es regelrecht von den Füßen riss und noch bevor er schwer zu Boden schlug, war der monströse Wolf verschwunden.
Fassungslos und noch immer wie gelähmt vor Schreck, starrten die Männer zu ihrem niedergestreckten Boss und auf die Stelle, wo Coogans Fluch soeben gewesen war. Das Ganze, seit dem Aufruhr der Hunde, hatte nur wenige Sekunden gedauert und erst allmählich begriffen sie, was eigentlich geschehen war.
Jetzt wäre die Gelegenheit, fuhr es Jim durch den Kopf, noch immer lag Adams regungslos im Schnee. „Mike, James, versucht euren Schlitten schräg zur Wand zu stellen, los doch, allein kann ich meinen nicht mehr lange halten.“
Erst sahen sie ihn nur verständnislos an, doch dann reagierten die Männer. Sie wuchteten ihren Schlitten herum, bis die Enden der Kufen zur Felswand wiesen, dann halfen sie Jim. „Gut gemacht, Jungs, beruhigt die Hunde und entwirrt das Geschirr, ich seh nach dem Boss.“ Die Hunde hatten sich in ihrer panischen Raserei schlimm zugerichtet, beide Gespanne hatten sich hoffnungslos ineinander verschlungen. Derart jeder Fluchtmöglichkeit und Gegenwehr beraubt, bissen sie sich in ihrer Verzweiflung untereinander. James und Mike hatten also alle Hände voll zu tun und entschlossen legte Jim die Hand um den Griff seines Messers, dann stapfte er zu ihrem Boss.
Das Herz schlug ihm bis zum Hals, noch niemals hatte er einen Wehrlosen getötet, doch gab es jetzt kein zurück. Noch zwei Schritte trennten ihn vom Narbigen, vorsichtig zog er das Messer aus der Scheide und erstarrte mitten in der Bewegung. Ein gurgelnder, vor Wut verzerrter Schrei brach aus Adams hervor, hallte schaurig von den Felswänden wieder, dann stand er sichtlich angeschlagen auf, repetierte dennoch mit atemberaubender Geschwindigkeit sein Gewehr, das er trotz des schweren Sturzes nicht verloren hatte, und feuerte aufs Geratewohl in den Nebel. Sein Gesicht war zu einer Fratze verzerrt, nichts als Wahnsinn und Mordlust schoss aus seinen Augen und noch immer brüllte er dem Wolf hinterher. Obwohl er Jim nicht im Geringsten beachtete, wusste der dennoch, dass seine Chance vertan war. Enttäuscht schob er das Messer zurück, wandte sich ab und stapfte zu den Kameraden.
„Dreht der jetzt auch völlig durch?“, fragte Mike mit gedämpfter Stimme. „Also ich bin mit einem Rudel tollwütiger Huskys, einem gespensterhaften Teufelswolf und diesem verdammten Nebel ausreichend bedient, ein durchgeknallter Boss hat mir da gerade noch gefehlt.“
„Keine Ahnung, Mike, kümmert euch nicht darum, tut so als wäre er nicht da. Würde mich nicht wundern, wenn ihm egal ist, woran er seine Wut auslassen kann. Reizen wir ihn nicht und schauen wir zu, dass wir die Schlitten da hoch bekommen.“
„Wenn du mich fragst, dann hätte ich
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