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Coogans Fluch (German Edition)

Coogans Fluch (German Edition)

Titel: Coogans Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Nietsch
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dass es um den nicht viel besser bestellt war. Nicht allein Willroth und Powell galten Jims Gedanken, auch der wartenden Mannschaft, das Leben von vierzig hart arbeitenden Männern, die ihr neuer Boss allesamt in den Tod führen würde. Obwohl es Jim nach wie vor verwirrte, warum er wusste und gesehen hatte, was zu wissen und zu sehen unmöglich sein musste, reifte in seinem Herzen der Wille, seine Männer unter allen Umständen aus diesen Bergen herauszuführen und dieser Wille wischte alle Zweifel beiseite. Seine gewohnte innere Stärke kehrte in sein Gemüt zurück, vertrieb auf einen Schlag die, ihn noch kurz zuvor beherrschende Angst und ihm war klar, dass er allein es in der Hand hatte, seine Männer zu retten. Er würde Adams töten müssen.
      Nachdem er in dieser Frage mit sich im Reinen war, hätte er seinem Stolz nur allzu gerne nachgegeben und einen schnellen und offenen Angriff gestartet. Keine Armeslänge neben ihm lief der Narbige, doch wenn er unterlag, dann wäre das Schicksal seiner Männer besiegelt. Auch wenn das Überraschungsmoment auf seiner Seite lag, warnte ihn sein Instinkt. Ginge es nur um ihn und sein Leben, dann würde er jetzt alles auf eine Karte setzen, doch da war die Verantwortung für seine Leute. Er würde sich gedulden müssen, ständig lauernd, um den entscheidenden Augenblick nicht zu verpassen. Wenn es sich ergabe, dann würde Jim jedenfalls keine Sekunde zögern und ihren Boss hinterrücks erschießen. Gegenüber diesem Mann hatten ihn alle Skrupel verlassen, das Leben von dreiundvierzig Männern ließ keinen Platz für Ehre und Tapferkeit.
      Während all dies dem Vorarbeiter durch den Kopf ging, hatten sich die Hunde scheinbar in ihr Schicksal dareingefunden. Von Jim unbemerkt, war das Tempo verschärft worden und, trotz der fast gänzlich fehlenden Sicht, hatten sie ein weites Stück zurückgelegt. Nachdem sich Jim wieder unter Kontrolle wusste, machte er sich mit einem befreienden Seufzer Luft, ohne sich im Mindesten darum zu bemühen leise zu sein.
      „Dauert 'n bisschen, bis man sich an die Suppe gewöhnt, wie?“, grinste der Narbige spöttisch, während er unvermindert auf die Hunde einschlug, ihnen das Letzte abverlangte.
      „Allerdings, doch man gewöhnt sich tatsächlich daran.“ Nach außen hin gab sich Jim möglichst unbefangen.
      Knallend schnalzte die Peitsche abermals auf die Rücken der Hunde. Ihr schmerzhaftes Winseln quittierte der Narbige mit einem Lachen.
      „Wir sollten die Hunde nicht so schinden. Lange halten die dieses Tempo nicht mehr durch“, sagte Jim, der sich dagegen sträubte, die Tiere sinnlos zu Tode zu hetzten.
      Verächtlich lachte der Narbige: „Pah, was kümmern dich ein paar Köter? Du bist zu weich. Weichheit führt fast immer zu eigenem Schaden. Spürst du die Feuchtigkeit denn nicht? Wie sie unerbittlich, jede noch so trockene Faser durchdringt. Wie lange glaubst du, dieser kalten Nässe widerstehen zu können? Und schau dir die Hunde an, sie sind jetzt schon fast tollwütig vor Angst. Sie haben die Witterung des Wolfes in der Nase, doch solange wir sie antreiben, sind sie davon abgelenkt. Und ich pfeif auf die Köter, wenn ich dafür mein Leben retten kann.“ Abermals lachte der Narbige und Jim musste sich eingestehen, dass ihr Boss nicht ganz Unrecht hatte. Sie waren zum Schutz vor dem Nebel nur unzureichend ausgerüstet. Schon jetzt überzog dicker Raureif Männer und Schlitten. Des Narbigen Augen verengten sich, und beinahe verschwörerisch klang seine Stimme, als er gedämpft fortfuhr: „Unermesslicher Reichtum, mehr Gold als du dir je vorstellen kannst, warten auf uns. Wir müssen nur die Mine finden und sie ausschlachten, doch umsonst erhält man nichts im Leben, Jimi. Alles hat seinen Preis“, grinsend verstummte der Narbige und ließ seine Peitsche ein weiteres Mal auf die blutigen Rücken der Hunde sausen.
      Am liebsten hätte sich Jim ihrem Boss in den Arm geworfen, trotz der Richtigkeit seiner Worte war er nicht davon überzeugt, ihren Tieren unbedingt das Fell vom Rücken peitschen zu müssen. Doch er hielt sich zurück und es war der Gedanke an seine Männer, der ihm dabei half. Ihr Leben war wichtiger als das der Tiere und keinesfalls wollte er das Misstrauen dieses Mannes wecken, indem er ihm ständig widersprach. So zog er ein betroffenes Gesicht, sperrte wie vom Donner gerührt den Mund weit auf, dann sagte er kopfschüttelnd: „Verdamm' mich eins, da haben Sie zum Teufel noch mal völlig recht.

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