Coogans Fluch (German Edition)
Nu ausgeräuchert“, schlug einer vor und fast alle nickten zustimmend. Es war ihnen deutlich anzumerken, dass sie die Sache am liebsten sofort hinter sich gebracht hätten. Ben nickte verständnisvoll, hob dann aber die Hände und mit ernster Stimme verschaffte er sich Gehör: „Ich verstehe eure Beweggründe, und glaubt mir, auch ich will so bald als möglich aus dieser trüben Suppe heraus.“ Er machte eine Pause, bis er sicher war, dass alle aufmerksam zuhörten und fuhr fort: „Wir wissen nicht mit Sicherheit, ob die Männer die Gesuchten sind und auf jeden Fall halte ich es für leichtsinnig mit einem großen Trupp vorzurücken, ohne zu wissen, was uns erwartet. Mehr Männer sind leichter auszumachen und ihr könnt davon ausgehen, dass die in dieser Nacht ihre Aufmerksamkeit verdoppeln. Es bleibt uns vorerst gar nichts anderes übrig, als hier zu warten, bis sich der Nebel auflöst. Hier sind wir vor Stürmen geschützt und können den Ausgang der Schlucht im Auge behalten. Allerdings will ich heute Nacht herausfinden, wo genau sich die Mine befindet. Dazu brauche ich einen Freiwilligen.“
„Ich bin trotzdem dafür sofort loszuschlagen“, murrte einer der Goldgräber.
„Sei kein Narr“, mischte sich Frank ins Gespräch, „Da wir nicht wissen, wo sie stecken, ist es selbst für zwei erfahrene Männer ein schweres Stück Arbeit unbemerkt an sie heranzukommen, für ein halbes Aufgebot jedoch ausgeschlossen. Warum also eine unnötige Gefahr heraufbeschwören, wenn wir hier alle Vorteile auf unserer Seite haben und sollte einer von ihnen seine Nase aus der Schlucht strecken, dann können wir den ohne Risiko kassieren.“
Schließlich stimmten die Männer Bens Plan zu. Es wurde beschlossen, dass Frank im Lager das Kommando übernahm, während sich Ben einen Begleiter auswählte.
Durch stockdunkle Nacht tasteten sich die beiden Männer in die Schlucht. Die Sichtweite betrug keine zwei Schritte. Als sie ungefähr die Stelle erreicht hatten, wo Frank und Ben umgekehrt waren, schärfte der Deputy seinem Begleiter ein, sich so lautlos wie nur irgend möglich zu bewegen.
Ben fragte sich, wie sie in dieser absoluten Finsternis überhaupt etwas erkennen sollten, doch hoffte er auf den verräterischen Schimmer eines Feuers oder einer Laterne. Quälend langsam kamen sie voran und der Deputy zweifelte bereits daran, überhaupt etwas herauszufinden, als er vor sich ein Steinchen vernahm, dass an den Felsen herunter kullerte und lautlos im Schnee landete. Ben und Jeff verharrten wie festgefroren und den Atem anhaltend suchten sie die Schwärze mit ihren Blicken zu durchdringen. Dann, nur für einen winzigen Augenblick, das Aufflammen eines Streichholzes, keine Steinwurfweite entfernt. Der Deputy bedeutete Jeff zu warten und geräuschlos schlich er weiter. Nach wenigen Metern stieg der Grund merklich an. Rasch wurde Ben klar, dass eine Rampe an der Schluchtwand empor führte.
Abermals ertönte ein Geräusch durch die nächtliche Stille. Knirschender Schnee, ganz so, wie wenn ein Fuß durch die verharschte Decke brach. Unbeweglich verharrte Ben in kauernder Stellung. Kein Zweifel, am Ende der Rampe stand jemand auf Posten. Wahrscheinlich wechselte er seine Position, um sich wach zu halten. Wenigstens konnte der da oben genauso wenig sehen wie Ben, dennoch war der Deputy erleichtert, nicht mit dem halben Aufgebot losgezogen zu sein. Niemals bewegten sich mehrere Männer völlig geräuschlos und von ihrem erhöhten Standpunkt aus vermochten die vermeintlichen Mörder, die gesamte Schlucht mit ihren Kugeln zu bestreichen. Er hatte genug gesehen. Jetzt galt es sich unbemerkt zurückzuziehen. Wieder hörte er die Geräusche eines sich im Schnee bewegenden Menschen. Es schien dem Deputy, dass sich der Posten erhoben hatte und sich nun zur Felswand bewegte. Plötzlich flutete Licht über die Rampe, ließ die dampfenden Nebelschwaden, wie zuckende und tanzende Geister erscheinen. Dennoch erkannte Ben in diesem kurzen Augenblick, die längliche Öffnung im Fels, vor die scheinbar eine Decke oder Plane gespannt war. Der eintretende Mann hatte die beiseite geschoben und schloss sie wieder hinter sich. Gedämpfte Stimmen ertönten und die günstige Situation ausnutzend, zog sich Ben von der Rampe zurück, verwischte, so gut es ihm möglich war, seine Fußstapfen und bei Jeff angekommen, signalisierte er ihm sich zurückzuziehen. Ohne Zwischenfälle erreichten beide ihren ersten Posten. Fahles Grau löste die
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