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Coogans Fluch (German Edition)

Coogans Fluch (German Edition)

Titel: Coogans Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Nietsch
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Wiehern der Pferde oder die Schreie der Verletzten. Ohne den Funken eines Gedankens, nahmen seine Augen vier Büsche wahr, aus denen sie unter Beschuss gehalten wurden, und nicht im Geringsten zögernd, feuerte er in alle abwechselnd seine Kugeln. Wie automatisiert, als wenn dies eine alltägliche Situation für ihn wäre.
      Nach wenigen Augenblicken war sein Magazin leergeschossen, aus drei der Büsche schoss niemand mehr. Ehe Jonathan nachzuladen vermochte, hatte der Kutscher seine scheuenden Zugpferde wieder unter Kontrolle und mit einem Ruck schoss die Kutsche vorwärts. Jonathan, der darauf nicht im Mindesten vorbereitet war, hob es aus seinem Sitz und dabei verlor er die Winchester. Er benötigte beide Hände, um nicht vom Kutschbock zu stürzen. Die restliche Wachmannschaft hatte sich von der Überraschung inzwischen erholt und während sich die Kutsche immer schneller entfernte, beobachtete Jonathan, wie sie ihre Tiere zwischen die Büsche trieben und mit den Outlaws kurzen Prozess machten.
      „He, Junge! Sieh nach vorn, es ist noch nicht vorbei!“, rief der Kutscher und Jonathans Kopf flog herum, dabei zog er einen Revolver. Links von ihnen sprengten fünf Reiter zwischen den Bäumen des Creeks hervor, hielten schräg auf die Straße zu. Sie hatten offenbar vor, der Kutsche den Weg zu verlegen. Sie führten fünf ledige Pferde an den Zügeln und voller Grimm dachte Jonathan, dass sie nun niemand mehr brauchen würde.
      „Pass auf, Jonathan!“, wisperte plötzlich Miriams Stimme und ein bedrohliches Pochen legte sich um Jonathans Schläfen. Jäh verkrampften seine Glieder, als er das Ziel seines Weges zu erkennen glaubte. Und noch etwas sagte Jonathan, den Gesuchten endlich gefunden zu haben. Er schien dessen Nähe förmlich zu fühlen, als ginge eine nicht greifbare, dennoch eindeutige Aura von dem verhassten Feind aus. Sein Blick schien von einem rötlichen Schleier getrübt, trotzdem gewann seine Wahrnehmung an Schärfe. Als hätte er gewohnte Zeit und Raum verlassen und befände sich in einer anderen Dimension, in der nur eines zählte: töten oder getötet werden.
      Die Kutsche rumpelte und schlingerte so heftig, dass an einen halbwegs sicheren Schuss aus dem Revolver nicht zu denken war. Schon pfiffen Kugeln um ihre Köpfe. Der Kutscher stöhnte auf, krümmte sich zusammen, doch fing er sich und mit schmerzverzerrtem Gesicht deutete er Jonathan an, dass er durchhalten würde. Mit aller Kraft stemmte Jonathan seine Füße in den Kutschbock, so dass er die zweite Hand freibekam, und sowie die Reiter nahe genug waren, eröffnete er beidhändig das Feuer. Brennender Schmerz jagte über seine rechte Schulter, in der nächsten Sekunde in einem seiner Beine. Später sollte er herausfinden, dass eine Kugel den rechten Oberschenkel glatt durchschlagen und die andere, eine tiefe Fleischwunde in der Schulter hinterlassen hatte. Jonathan schrie auf, als seine Revolver leergeschossen waren und der Narbige noch im Sattel saß. Ohne richtig Ziel fassen zu können, hatte Jonathan drei der Reiter erwischt, nur nicht den, für dessen Tod er seine Seele gegeben hätte.
      Er brüllte wie von Sinnen, warf in seiner Verzweiflung die nutzlosen Revolver dem Narbigen hinterher, dabei verlor er den Halt und stürzte. Er spürte noch einen heftigen Schlag, dann umfing ihn erlösendes Dunkel.
      Ein Schwall kalten Wassers erweckte ihn zum Leben und nachdem die Welt aufhörte, sich vor seinen Augen zu drehen, erkannte er Hank, der mit einer tropfenden Feldflasche grinsend über ihm stand. „Wusste gleich, dass du was auf dem Kasten hast, mein Junge“, sagte er. Hinter ihm stand die Kutsche, der Kutscher empfing soeben einen notdürftigen Verband. Jemand kümmerte sich um Jonathans Wunden und legte zwei Notverbände. Von Hank erfuhr er, dass der Narbige als einziger entkommen war.
      Die unheimliche Wahrnehmung, die ihn während des Kampfes befallen hatte, kam Jonathan in den Sinn und er sollte noch feststellen, dass ihn die jedes Mal befiel, wenn der Narbige in seiner Nähe war.
      Jonathan erhielt einige Tage später eine Auszeichnung und eine Prämie von tausend Dollar für seine Wachsamkeit und seinen beispielhaften Mut. Von den Detektiven und den Männern des Begleitschutzes jedoch, wurde er von diesem Tage an nur noch Iron John gerufen. Jahre später sollte dann ein Big hinzukommen.
      Nach diesem missglückten Überfall verschwand der Narbige, als wenn es ihn nie gegeben hätte und erst in Kansas, fast

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