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Coogans Fluch (German Edition)

Coogans Fluch (German Edition)

Titel: Coogans Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Nietsch
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zehn Jahre später, gelang es Jonathan abermals seinen Erzfeind aufzuspüren. Auch in Kansas entkam ihm der Narbige und Jonathan wurde ein weiteres Mal von dem verwundet. Danach folgte des Narbigen Spur dem Ruf des Goldes nach Denver, Colorado. Auch dort zerschlug Jonathan dessen Bande, doch abermals entwischte ihm der Mörder. Weiter ging die Jagd nach Salt Lake City, von da nach San Francisco und schließlich verlor sich die Fährte in den Weiten der Prärien des mittleren Westens. Inzwischen hatte sich Jonathan einen weithin hallenden Ruf als unerbittlicher Kopfgeldjäger gemacht. Hinterließ der Narbige eine grausige Spur des Mordens und Plünderns, so pflasterten die Leichen seiner Gefolgsleute den Weg Jonathans.
      Erst als die Meldungen über Gold am Klondike in aller Munde war, erhielt der Jäger erste Hinweise auf eine Bande Goldräuber, welche die Gegend um Dawson unsicher machte. Niemand hatte gewusst, wer hinter den Kerlen steckte, doch Jonathan hatte in den Überfällen zweifelsfrei die Handschrift des Narbigen erkannt. So war er in den Norden aufgebrochen und nun, nach zwölfjähriger Irrfahrt durch die eisige Wildnis Kanadas und Alaskas, schien sich Jonathans Rache in den Ausläufern der Alaska Range endlich zu erfüllen.

7. Kapitel

 
    Achtlos schnippte der Narbige den Zigarettenstummel zu Boden – und hielt mitten in der Bewegung inne.
      Er spürte eine Präsenz. Die nebulöse Gegenwart mehrerer Menschen näherte sich. Des Narbigen Blick wirkte leer und entrückt, als er seine Sinne ausschickte und die unklare Präsenz zu lokalisieren suchte. Am stärksten empfand er sie aus der Schlucht, aber ein weiterer Aspekt irritierte ihn. Er hob den Kopf, fast als ob er wittere, und spürte die feindselige Aura oberhalb seines Standpunktes. Auch von der anderen Seite des Hochplateaus drang die Präsenz mehrerer Menschen zu ihm herab.
      Eisiges Grinsen verzog seine Lippen, während er eine der Munitionskisten ans Gewehr anbrachte, den Patronengurt einlegte und das Maschinengewehr feuerbereit herumschwenkte, bis der wassergekühlte Lauf auf die unsichtbaren Gegner zeigte. Ihre Aura verriet dem Narbigen die Position der Männer genauso, als gäbe es keinen Nebel. Lachend zog er ab, das Maxime-Maschinengewehr erwachte, brüllte ohrenbetäubend, erfüllte die Luft mit dem Pfeifen der Kugeln und Jaulen der Querschläger.   Schreie ertönten. Von der anderen Seite erwiderte jemand die Schüsse, doch schlugen die Kugeln irgendwo weit hinter dem Narbigen in den Fels.
      Er schwenkte das Geschütz herum, feuerte eine zweite Salve zum gegenüber liegenden Schluchtrand. Ein langgezogener Schrei verriet ihm, getroffen zu haben. Die Menschen in der Schlucht befanden sich noch zu weit entfernt und so hielt der Narbige die Steilwände oberhalb unter Beschuss. Schreie, Flüche und lautstark gebrüllte Befehle ertönten, wahllos abgefeuerte Gewehrkugeln schlugen vereinzelt auf die Rampe, ohne Schaden anzurichten. Die Gegner fanden kein Ziel, zu wahllos waren ihre Kugeln gestreut. Das nervenzerfetzende Geknatter der Maschinengewehrsalven brach sich mannigfaltig widerhallend an den schroffen Felsklippen, rollte tosend durch die Schlucht, so dass es für die Angreifer unmöglich sein musste, des Narbigen Stellung auszumachen.
      Er registrierte das Vorrücken der Männer in der Schlucht und ihre törichte Hast. Sie hätten ihre Gedanken auch herausbrüllen können, ihre Empfindungen fanden den Weg zu seinen Sinnen. Sie glaubten sich im Nebel und unter dem Lärm der Schüsse geschützt, ahnten nichts von der Macht seiner Sinne. Wie ein unfehlbares Räderwerk schwenkte er die Maxime von einer Seite zur anderen, stets auf die Stellungen der Gegner ausgerichtet, zwang er sie in Deckung und hinderte sie am Erwidern des Feuers. Pulverqualm verhüllte ihn, ließ ihn zusammen mit dem Nebel wie die diffuse Erscheinung eines Alptraums wirken, als Jim die Plattform erreichte. Der Narbige grinste, griff seine Winchester, die er neben ihm am Geschütz lehnte, warf sie zu Jim und zeigte nach oben: „Hier, halt die Schluchtwand unter Beschuss – auf zwei Uhr.“ Er fragte nicht nach Powell und Willroth.

 
    Jäh erkannte Jim, dass sie wie Marionetten des Bosses gehandelt hatten. Bevor er jedoch weiter darüber nachdenken konnte, schlugen drei Kugeln bedenklich nahe auf die Plattform. Sofort feuerte er nach oben, in die angegebene Richtung. Das Gegenfeuer verstummte und der Narbige schwenkte den qualmenden Lauf seiner Waffe in die

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