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Cool Hunter

Cool Hunter

Titel: Cool Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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entgegen.
    Ich runzelte die Stirn. Entweder waren mir die Ereignisse des Tages so an die Nieren gegangen, dass ich paranoide Anwandlungen hatte, oder Jens Säure war mir tatsächlich ins Gehirn gelaufen. Die Werbekampagne von PooSham war zwar etwas daneben, aber das Produkt war ganz offensichtlich echt. Seufzend wusch ich mir die Hände.
    Fünf Minuten lang.
    Sie blieben purpurrot.
     
    PooSham war ein Fake. Hinter der harmlosen Shampoo-Fassade verbarg sich ein extrem starkes Färbemittel. Diese ganze Party war ein Komplott, um reichen Menschen einen purpurroten Denkzettel zu verpassen.
    »Aber wozu?«, fragte ich den wasserstoffblonden Fremden im Spiegel, während ich mir die purpurroten Hände abtrocknete. Diesmal hatte ich die Silben nicht durcheinandergewürfelt, anscheinend hatte mich das starke Neonlicht aus meiner Benommenheit gerissen. Aber meine Hände zitterten vor
Hunger, und ich spürte, wie der Rum und der Champagner in meinen Hirnwindungen schwappten.
    Ich brauchte dringend etwas zu essen.
    Weil ich keine Lust hatte, noch mehr unliebsame Überraschungen zu erleben, ließ ich die Goody Bag stehen und steckte nur die Zeitschrift und die kleine Digitalkamera ein. Sie war zwar mit dem PooSham-Logo bedruckt und daher der wahrscheinlichste Kandidat für weitere fiese Tricks, aber ich konnte sie unmöglich zurücklassen. Hallo? Kostenlose Mini-Digitalkamera!
    Bevor ich mich wieder ins Getümmel stürzte, zog ich mein Handy aus der Tasche und rief Jen an, bekam aber wieder nur ihre Mailbox dran. Wo steckte sie bloß? Ich wollte ihr unbedingt von dem gefakten Shampoo und dem gefakten Werbespot erzählen, hören, ob sie in der Zwischenzeit etwas Neues herausgefunden hatte und sie vor dem Glatzkopf warnen.
    Aber vor allem wollte ich sie fragen, warum der Anti-Klient ein Interesse daran haben sollte, andere Leute purpurrot einzufärben?
    Ich steckte das Handy wieder ein und ging nach draußen. Da meine purpurroten Hände natürlich nicht so gut zur Pinguinverkleidung passten, versteckte ich sie in den Hosentaschen und versuchte, lässig und entspannt auszusehen und nicht wie jemand, der heute schon zum zweiten Mal mit Färbemittel in Kontakt gekommen war.
    Ein Tablett wurde vorbeigetragen, diesmal mit winzigen Doppeldecker-Lachssandwiches. Ich folgte ihm in Richtung des Saals mit den afrikanischen Säugetieren und fragte mich, wie ich mir eines davon nehmen sollte, ohne die Aufmerksamkeit auf meine Hände zu ziehen.

    Der Glatzkopf stand im Durchgang zwischen den beiden Sälen, genau an der Stelle, an der ich ihn zurückgelassen hatte, und schwafelte immer noch in sein Headset. Ich straffte die Schultern und vertraute darauf, mich in meiner Verkleidung auch diesmal unerkannt an ihm vorbeimogeln zu können.
    Allerdings musste der Kellner in dem Durchgang stehen bleiben, weil er plötzlich von einem Mob hungriger Gäste umzingelt war, die sich gierig auf die Sandwiches stürzten. Leicht betrunken und völlig ausgehungert fletschte ich die Zähne und beschloss, es zu riskieren. Meine Neurotransmitter verlangten dringend nach Nahrung.
    Ich streckte die Hand aus, griff mir blitzschnell ein Sandwich und schob es mir halb in den Mund. Wie schon die Reisbällchen zuvor war es total versalzen, aber ich kaute hungrig und drehte dem Glatzkopf dabei den Rücken zu.
    Niemand achtete auf mich — meine Handrücken waren zum Glück nicht ganz so rot wie die Handinnenflächen –, also wagte ich es, mir noch ein Sandwich zu nehmen, bevor ich mich aus der Gefahrenzone wegbewegte.
    Als ich mich in der Gruppe der Lachssandwichesser umsah, fiel mir auf, dass jeder von ihnen einen Drink in der Hand hielt. Eine Frau rammte ein Schnapsglas voll Rum in die Luft und lallte auf PooShamesisch: »Ich trink auf solchen Kesten ja am liebsten Furze.« Die Freunde, die sie umringten, kreischten vor Lachen.
    Kein Wunder, dass die Gäste langsam betrunken wurden. Das salzige Essen ließ ihnen ja gar keine andere Wahl, als ständig nach dem nächsten Glas zu greifen. Und an Nachschub mangelte es wahrlich nicht, überall wurde freigiebig Noble Savage ausgeschenkt.

    Während ich mein Sandwich inhalierte und zusah, wie nach und nach alle ihre Gratiskameras zückten und wild kichernd durch die Gegend knipsten, fiel mir auf, dass die PooSham-Kameras mehrmals kurz aufblinkten, bevor der Blitz ausgelöst wurde, wahrscheinlich damit sich die Pupillen zusammenzogen und keiner der Fotografierten auf den Bildern satanisch rote Augen bekam. Aber etwas an dem

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