Cool
mußten?«. Der Korse sitzt auf einer Gasflasche und schaut sich ein paar Fotos an, die er in einem Schließfach gefunden hat. Genüßlich schlürft er seinen Wein. »Ich habe schon bessere gesehen«, sagt er und zeigt sie herum. Es sind Amateurfotos, die nackte Männlein und Weiblein mittleren Alters zeigen. Sie versuchen sich in allen nur möglichen Stellungen beim Sex. Einige der Gesichter sind zu erkennen, sie strahlen vor Vergnügen.
»Das sind Spitzenleute aus der gehobenen Gesellschaft«, sagt einer. »Wir sollten sie bloßstellen.« Er klebt einige der Bilder an die Wand.
Spaggiari ruft nach dem >Maurer<, der die Rolle des Kochs übernommen hat: »Hallo, Ober, wie steht’s mit dem Kaffee?«
»Sofort, mein Herr.«
Spaggiari verteilt Zigarren und Zigaretten. Plötzlich sagt einer: »Psst! Um Gottes willen, seid mal still!« Man kann eine Stecknadel fallen hören. Alle haben sie es gehört. Ein leises, aber doch ganz deutliches Geräusch, das aus dem Nachtsafe kommt. Spaggiari durchquert auf Fußspitzen den Tresorraum und geht in die Ecke, aus der das Geräusch kommt.
Der weiße Rolls-Royce hält in der Rue de l’Hôtel-des-Postes, und drei Männer steigen aus. Einer von ihnen trägt eine Tasche mit Geld, die anderen beiden sind seine Leibwächter. Alle drei sind jung, groß, athletisch gebaut und bewaffnet. Sie schauen sich nervös auf der vom Mondlicht beschienenen Straße um. Sie sind ängstlich, wie eben jemand ist, der ein paar hunderttausend Francs in der Tasche hat. Da kann einer noch so jung, groß, athletisch gebaut und bewaffnet sein. Die Casino-Einnahmen einer langen Samstagnacht sind in der Geldtasche. Nizzas Gewohnheitsspieler haben verloren, aber das meiste Geld stammt von Touristen: Engländer, Deutsche, Amerikaner und Araber, speziell Araber.
Die drei Männer wissen nicht genau, wieviel Geld in den Stahlboxen ist, die von jemand anderem im Casino gefüllt und versiegelt werden. Aber sie wissen, daß es verdammt viel ist. Eine Summe, für die es wert ist, jemanden umzubringen. Das ist in Nizza schließlich an der Tagesordnung. Sie gehen auf den Einwurfschlitz der Bank zu. Die beiden Leibwächter schauen angestrengt nach links und rechts. Der Geldträger öffnet seine Tasche und wirft die verschlossenen Boxen in den Nachtsafe.
Die drei Männer entspannen sich. Das Geld ist in Sicherheit.
Sie steigen in ihren Rolls und fahren davon.
Spaggiari wartet im Nachtsafe mit geöffneten Armen. Mit einem teuflischen Grinsen nimmt er die Casino-Kasse in Empfang.
Er verneigt sich dankbar: »Vielen Dank, Messieurs, schlafen Sie wohl!«
Die anderen finden das riesig.
Spaggiari öffnet die Geldkassetten und schaut sich das Bargeld an. »Rund eine Million«, schätzt er. »Das muß die Casino-Kasse sein.«
Er drückt die Zigarre aus und wendet sich wieder den Schließflächern zu. Die anderen folgen ihm. Die Zeit wird knapp.
Noch einmal stellt Spaggiari einen genauen Arbeitsplan auf, mit dem er die Männer zwingt, regelmäßig Pausen einzulegen und sich zu erfrischen. Der Chinese will durcharbeiten, aber Albert will davon nichts hören. »Wir treten uns ohnehin schon auf die Füße.«
Die Luft im Tresorraum wird dünn, trotz des Rauchabzuges haben sie kaum noch Sauerstoff. Spaggiari muß sich anstrengen, die Männer aufzumuntern. Einmal erscheint Roger: »Das Wasser steigt. Draußen muß ein Gewitter sein.«
»Wir sind in Sicherheit«, sagt der »Mauren. »Die Flutkanäle halten jedes Unwetter aus.« Roger hat Verlangen nach einer kleinen Stärkung. »Gänseleber«, jubelt er. »Nichts anderes als Gänseleber-Pate. Das ist das richtige Essen für einen Knastbruder.«
Sonntag, 22 Uhr
Der Juwelier kommt durch die Tiefgarage. Marcel geleitet ihn durch die Kanäle in den Tresorraum. Angeekelt watet er durch die Abwässer. Er ist ein pingeliger Mann mit weibischen Bewegungen.
Marcel zeigt ihm die Edelsteine. Der Gesichtszug des Mannes verändert sich sofort. Seine Augen kriegen einen lüsternen Glanz, als er die Juwelen durch die Finger gleiten läßt. Er klemmt die Lupe ins Auge: Diamanten, Rubine, Saphire, Smaragde, Gold und Silber. Noch nie hat er soviel Reichtum auf einem Haufen gesehen. Einige wenige Schmuckstücke schiebt er beiseite, weil sie ihm nicht wertvoll genug erscheinen, auf dem schwarzen Markt gehandelt zu werden. Die besten Steine läßt er in ein schwarzes Samtsäckchen fallen, und das steckt er wiederum in einen größeren, blauen Behälter. Jeder nimmt vor Aufregung
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