Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
Vom Netzwerk:
Walter Bommelkamp! Muss mal scharf nachdenken, was ich jetzt mit euch mache.«
    Der Bauer nimmt seine Kappe von seinem kahlen Schädel und beginnt, sich hinterm Ohr zu kratzen. Das Nachdenken scheint ihn anzustrengen. Er fängt an zu schwitzen. Ich schwitze auch, aber das liegt daran, dass ich mich nicht entscheiden kann, was bedrohlicher ist: die Schrotflinte oder der Wolf, der es sich knurrend zu Füßen seines Herrchens bequem gemacht hat. Je mehr ich schwitze, desto mehr kratzt Antis Pulli.
    Ich will hier weg!
    Lebend!
    »Ich könnte euch in der Güllegrube versenken«, erklärt der Bauer nach einer gefühlten Viertelstunde. »Oder euch durch den Häcksler drehen und dann an die Schweine verfüttern. Das sind nämlich keine Legetarier wie ihr.«
    »Entschuldigung, aber es heißt Ve... Aua!«
    Niki gibt mir einen Tritt gegen das Schienbein, und der Bauer sieht mich böse an, weil ich ihn in seinen komplizierten Gedankengängen unterbrochen habe.
    Dann fährt er fort: »Oder noch besser: Ich mische euch unter die Sojawürste, die ich an die Legetarier verkaufe.«

    COOLMAN hat recht. Ich muss etwas unternehmen.
    Aber was? Vielleicht kann ich dem Bauern schmeicheln und ihn dadurch milder stimmen.
    »Ich muss ehrlich sagen, ich hatte ja gedacht, dass die Hühner bei Ihnen viel enger aufeinanderhocken«, beginne ich und zeige auf seine Hennen, die sich in den winzigen Eisenkäfigen kaum bewegen können. »Aber hier ist es geradezu großzügig, und ich glaube ja auch nicht, dass so ein Huhn unbedingt eine Wiese und Auslauf braucht, um glücklich zu sein. Bei Ihnen haben die Tiere doch alles, was sie brauchen. Ehrlich, ich wäre glücklich, wenn ich mit Ihren Hühnern tauschen dürfte.«
    Mein Trick scheint zu funktionieren. Der Mann fängt an zu lächeln. Bauern sind schließlich nicht die Hellsten, sonst wären sie ja auch keine Bauern, sondern Immobilienmakler oder Astrophysiker.
    »Kannst du haben, du kleiner Schleimer!« Der Bauer packt mich am Kragen von Antis Pullover und zerrt mich den Gang entlang zu einem Käfig, der leer steht.
    »Monsieur! Nehmen Sie die Hände hoch!«, ertönt plötzlich eine Stimme. »Der Stall ist umstellt! Sie haben nicht Hauch von Chance!«
    Erschrocken bleibt der Bauer stehen, dann dreht er sich zu Niki um und schnauzt sie an: »Lass den Unsinn, Mädchen, sonst stopf ich dich da auch noch mit rein.«
    Dabei zeigt er auf den Käfig, der schon für ein Huhn zu klein ist.
    »Legen Sie Ihr Gewehr auf dem Boden ab, und lassen Sie sofort den Jungen los!«, fährt die Stimme mit französischem Akzent unbeeindruckt fort.

    Jetzt ist der Bauer wirklich verwirrt, weil er ja sehen kann, dass sich Nikis Lippen nicht bewegen. Man kann dabei zusehen, wie es in seinem Kopf arbeitet. Wahrscheinlich glaubt er, das Opfer französischer Legetarier zu sein. Mir ist egal, was er glaubt, Hauptsache, er tut endlich, was Niki verlangt.
    »Ein bisschen Tempo, s ’ il vous plaît, oder sollen wir das Feuer eröffnen?«
    Langsam, ganz langsam löst der Bauer seinen Griff um meinen Nacken und legt vorsichtig die Flinte auf dem Boden ab.
    »Und nun, mon ami, sperren Sie den Wolf in Käfig.« Der Bauer sperrt seinen Hund in einen der freien Käfige.
    »Und jetzt, allez, allez, lassen Sie Ihre Hühner frei.«
    Der Bauer öffnet die Verschläge und lässt die Hennen frei.
    Im Gegensatz zu den klugen Schweinen wissen die dummen Hühner das zu schätzen. Sie stürmen aus ihren Käfigen und flattern aufgeregt gackernd im Stall herum.
    Aber Niki ist noch nicht fertig.
    »Und nun möchten wir Sie bitten, Monsieur, sich ebenfalls in einen der Käfige zu begeben.«
    Murrend klettert der Bauer in einen der engen Verschläge. Keine Ahnung, wie er es schafft, aber er schafft es. Wahrscheinlich schafft man eine ganze Menge, wenn man glaubt, im Fadenkreuz eines entsicherten Gewehrs zu stehen.
    »Merci!«, ruft Niki und verriegelt den Käfig.
    Dann dreht sie sich zu mir um und greift nach meiner Hand. Gemeinsam laufen wir aus dem Stall und lassen dabei die Tür offen stehen, damit auch die Hühner den Weg in die Freiheit finden.

    Vor uns geht die Sonne auf, und hinter uns brüllen COOLMAN und der Bauer. Als ich mich noch einmal umdrehe, kann ich in den ersten Sonnenstrahlen ein Schild am Hofeingang lesen. »Bommelkamps Schweine- und Hühnerfarm« steht da drauf, und wenn ich das vorher gelesen hätte, hätte ich mir eine Menge Ärger ersparen können.

8. Kapitel
    Operation Eifersucht
    Der Wagen ist weg, und das bedeutet, Niki

Weitere Kostenlose Bücher