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Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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Die meisten von ihnen wollen schnell wieder zurück in ihre sichere Unterkunft, und das finde ich gar nicht dumm, denn da draußen streicht irgendwo ein Bauer mit seiner Schrotflinte und einem gezähmten Wolf herum.
    »Können wir jetzt endlich zu den Kaninchen gehen?«, drängele ich, weil ich
    1) Antis Klamotten loswerden will. Die sind aus Kunstfaser und kratzen fürchterlich, weil ich in dem warmen Stall so schwitzen muss.
    2) nicht glaube, dass unser Treiben hier lange unbemerkt bleiben wird, und
    3) Lena schlecht ein braun-weißes Schwein als Ersatz für Schnüffi mitbringen kann.
    »Kein Grund zur Eile, die können uns ja nicht weglaufen«, erwidert Anti seelenruhig.
    »Voilà, auf zu den Kaninchen!«, sagt Niki und marschiert zur Tür.
    Das ist gar nicht so einfach. Wir müssen uns durch den Strom der Schweine kämpfen, die zurück in ihren Stall drängen.
    Als wir endlich draußen auf dem Hof stehen, ist aus der Richtung, in der der Wachturm liegt, Gebell zu hören. Plötzlich hat es auch Anti eilig und läuft voraus zu dem Stall, in dem die Kaninchen gefangen gehalten werden.
    Die Tür ist mit einem Vorhängeschloss gesichert, aber das hält Anti nicht lange auf. Meine Schwester kann Karate, und mit einem gezielten Handkantenschlag ist das Schloss Geschichte.

    Auch in dem Kaninchenknast ist es völlig dunkel. Wir tasten uns vorsichtig vorwärts, weil Anti ihre Taschenlampe im Schweinestall vergessen hat. Wenigstens ist es hier ruhig, und es stinkt auch nicht so schlimm wie drüben bei den Schweinen. Das soll nicht heißen, dass es angenehm duftet. So viele Kaninchen auf einem Haufen riechen einfach, und wenn man so einen Stall mit Menschen vollstopfen würde, wäre der Geruch bestimmt auch nicht besser.
    »Seid leise«, flüstert meine Schwester.
    »Bien sûr«, wispert Niki zurück. »Wir wollen die petits Kaninchen ja nicht erschrecken.«
    Ich kann Niki und Anti nicht sehen. Mit unseren schwarzen Klamotten sind wir in der Dunkelheit perfekt getarnt. Aber das mit dem Leisesein klingt vernünftig. Ich will ja auch nicht, dass der Ersatz-Schnüffi vor Schreck einen Herzanfall bekommt ... so kurz vor seiner Rettung.
    Auf Zehenspitzen pirsche ich mich weiter in den Stall vor, um die armen Kaninchen nicht unnötig aufzuregen.
    »HAAAATSCHI!« Ich muss plötzlich niesen, weil mir eine Feder in die Nase geflogen ist.
    Keine Ahnung, wo die herkommt.
    Durch mein lautes Niesen wachen die schlafenden Kaninchen auf. Sofort beginnen sie laut zu gackern, und mich überfällt ein schrecklicher Verdacht!
    Ich greife nach rechts und kriege dort statt weichem Kaninchenfell einen Haufen Federn zu fassen. Als mich kurz darauf ein spitzer Schnabel schmerzhaft in den Unterarm pickt, hört mein Verdacht auf, ein Verdacht zu sein, und verwandelt sich in die gnadenlose Gewissheit, dass auch in diesem Stall keine Kaninchen gehalten werden.
    »Das sind Hühner!«, brülle ich. »Der ganze Stall ist voller Hühner! Hier gibt es kein einziges Kaninchen!«
    »Na und?!«, höre ich Antis Stimme in der Dunkelheit. »Haben Hühner etwa weniger Recht auf ein Leben in Freiheit als Kaninchen?«
    »Aber du hast gesagt, hier wären Kaninchen! Tausende von Kaninchen!«
    »Man darf sich ja wohl noch irren! Ich guck mal, ob ich irgendwo einen Lichtschalter finde, damit wir die Käfige öffnen können.«
    »Chéri, ich liebe Hühnchen«, bemerkt Niki. »Am liebsten als Chicken Nuggets.«
    Als wenn die Tiere sie verstehen könnten, werden sie noch nervöser. Ihr Gegacker ist mittlerweile ohrenbetäubend.
    Kurz darauf geht endlich das Licht an. Es dauert einen Moment, bis die Neonröhren richtig anspringen, und es dauert noch einen weiteren Moment, ehe ich erkenne, dass es nicht Anti ist, die da mit einem Schrotgewehr und einem zähnefletschenden Wolf an der Leine in der Tür steht.

    Würde ich ja gern, aber dafür ist Antis Tarnung völlig ungeeignet. Schwarze Klamotten sind so ziemlich das Mieseste, was man tragen kann, wenn man sich zwischen einem Haufen weißer Hühner verstecken will.
    Niki steht neben mir und scheint die Lage ähnlich hoffnungslos einzuschätzen. Sie nimmt die Hände in die Höhe und macht mir ein Zeichen, es ihr nachzutun.
    Von Anti ist weit und breit nichts zu sehen.
    »Ihr verdammten, miesen kleinen Körnerfresser!«, fängt der Bauer an zu schimpfen, während er den Lauf seines Gewehres zwischen mir und Niki hin- und herwandern lässt. »Wolltet meinen Hühnchen die Freiheit schenken, was?! Aber so läuft das nicht mit

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