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Cop

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Titel: Cop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Jahn
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damit er es nicht mehr sehen musste.
    Zwei Wochen später hatte er die dritte Sarah gefunden. Sie überlebte fünf Jahre, bis er ihr einmal etwas zu fest den Hintern versohlte. Es tat ihm leid, aber es war ein Unfall, was sollte er machen? Sie hatte sich schlecht benommen, und schlechtes Benehmen musste nun mal bestraft werden. Okay, die Strafe war zu hart ausgefallen, aber war das nicht vor allem ihre Schuld? Hätte sie nicht aufgemuckt, hätte er gar nicht erst die Geduld verloren. Henry begrub sie neben der vorigen Sarah und machte sich erneut auf die Suche.
    Die vierte Sarah schrie, als er sie packte, er musste ihr den Mund zuhalten. Da schrie sie nicht mehr, aber sie atmete auch nicht mehr.
    Danach kam die heutige Sarah. Nach einer Woche erfolgloser Sucherei rang er sich endlich dazu durch, einen Ausflug zum Streichelzoo zu unternehmen. Der Streichelzoo lag im Norden der Stadt, direkt am Interstate 10, und wurde vor allem von Durchreisenden besucht. Am Straßenrand sahen die Leute das Schild mit der Aufschrift:
    BULLS MOUTH STREICHELZOO
ÖFFENTLICHE TOILETTEN
    Und schon quengelten die Kinder, bis sich die lieben Eltern zu einem halbstündigen Zwischenstopp breitschlagen ließen. Henry fuhr an einem Samstag hin; wahrscheinlich würde er Dutzende potenzielle Sarahs zur Auswahl haben.
    Es war ein schöner Apriltag. Ein sanfter Wind flüsterte in den Bäumen.
    Die Kinder rannten kreuz und quer durch den Zoo und bestaunten die Tiere: Hängebauchschweine, Hasen, Miniaturpferde. Sie streckten die Hände durch den Zaun und strichen ihnen übers Fell. Manche standen vor einem Gemüsewagen Schlange, an dem eine Frau Karotten und Sellerie verkaufte.
    Alle außer Henry hatten Kinder dabei. Er fühlte sich sehr verdächtig, wie ein Riese auf einer Zwergenversammlung. Aber niemand schien durch seine Gegenwart beunruhigt. Und warum auch? Er bewegte sich in der Öffentlichkeit und benahm sich entsprechend – ein leicht dümmliches Lächeln zog seine Mundwinkel nach oben und seine Lippen einen Spaltbreit auseinander, er vergrub die Hände in den Taschen und glotzte mit großen, leuchtenden Augen vor sich hin, während er ziellos durch die Reihen tapste. Ein harmloser alter Mann, wahrscheinlich auf der Suche nach seiner Enkeltochter, die irgendwohin verschwunden war, vermutlich auf die Toilette.
    »Wie wär’s mit ein bisschen Gemüse für die Tiere?«
    »Ein andermal«, sagte er, zuckte die Schultern und kehrte die Innenseiten seiner Taschen nach außen: leer.
    »Immer gerne.«
    Da sah er sie: seine Sarah. Sie stand gleich hinter der Frau mit dem Gemüsewagen, neben ihrem Vater und einem Teenager. Alle drei starrten auf ein Alpaka hinter einem Zaun.
    »Schau mal, Jeffrey!«, rief sie, als ihr das Alpaka ein Stückchen Sellerie aus der Hand fraß.
    »Ich schau doch schon, Blödi.«
    »Selber Blödi!«
    Henry war sich sicher: die und keine andere. Sie war perfekt – ein ovales Gesicht, grüne Augen, die vor Freude und Humor nur so sprühten. Beatrice würde sie lieben.
    Er folgte ihnen aus sicherer Entfernung, um den richtigen Moment abzupassen, doch ihr Vater hielt sie die ganze Zeit an der Hand, und nach einer letzten Runde durch den Streichelzoo spazierten sie zum Ausgang.
    Auf dem Parkplatz östlich vom Zoo, einer staubigen, nicht asphaltierten Fläche, krochen sie in einen roten ’65er Ford Mustang mit grauem Kofferraumdeckel. Henry setzte sich in seinen Pick-up und fuhr ihnen hinterher, erst auf die Crouch Avenue, dann links auf den Grapevine Circle und einmal um den Speichersee herum. Zu seiner Rechten sah er das Wasser, zu seiner Linken einige Bäume, die Stämme von den dicken Ranken einer Wildrebe umschlungen, und überall dazwischen Brombeersträucher. Im Sommer würden sich in jedem zweiten Haus am Speichersee Gläser mit eingeweckten Brombeeren stapeln. Bei der Nummer 44 bog der Mustang in die Einfahrt. Henry fuhr weiter und wendete an der nächsten Kreuzung. Ein paar Häuser nach der Nummer 44 parkte er auf der gegenüberliegenden Straßenseite und wartete. Er wartete einige Stunden, bis die Eltern das Haus verließen – ohne sie – und der Teenager, der offensichtlich auf das Mädchen aufpassen sollte, die Kleine endlich ins Bett geschickt hatte. Er saß da und wartete und pinkelte währenddessen drei leere Bierdosen voll, die er, während sie noch warm waren, neben dem Pick-up auf die Straße stellte. Er saß da, beobachtete das Haus und summte vor sich hin, einmal nickte er einem Passanten zu. Als die Kleine

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