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Cop

Cop

Titel: Cop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Jahn
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tatenlos rumliegen.«
    »Was hat Diego gesagt?«
    »Dass Sizemore Deans kleinen Bruder freigelassen hat. Sie haben nichts Belastendes gefunden, weder bei ihm im Wohnwagen noch im Haus, und die Ergebnisse der Spurensicherung sind noch nicht da. Beim Verhör hat er sich auch keinen Fehler geleistet, deshalb mussten sie ihn laufen lassen. Er soll in der Stadt bleiben, falls sich noch was ergibt, aber ansonsten ist er ein freier Mann.« Ian schiebt die Decke beiseite, richtet sich auf und lässt die Beine von der Bettkante baumeln. Seine Füße fühlen sich sehr kalt an und sehen sehr weiß aus. Er schaut sich um. »Weißt du, wo meine Klamotten sind?«
    »Ian. Du hast eine Kugel abbekommen.«
    »Donald lügt, da bin ich mir sicher. Damals in seinem Laden, kurz nach Maggies Anruf, hat er mir praktisch ins Gesicht gesagt, dass Henry Maggie entführt hat. Ich hab es da nur nicht kapiert. Er weiß etwas, ganz bestimmt. Und ich kann hier nicht einfach rumliegen und warten, bis sie Maggie irgendwo im Straßengraben finden, tot und verstümmelt und …«
    Ian muss husten, aus der Tiefe der Lunge. Blut spritzt auf seine Hand und rinnt über sein Kinn. Nach einem Blick auf seine rot gesprenkelte Handfläche wischt er das Blut ins Laken und fährt sich mit dem Unterarm über den Mund. Trotz der Hustenattacke hält sich der Schmerz in Grenzen, wahrschein lich weil sie ihn bis oben hin mit Schmerzmitteln abgefüllt haben. Kein Wunder, dass er kaum einen klaren Gedanken fassen kann. Er schließt die Augen und versucht, sich zu konzentrieren.
    »Scheiße«, sagt er nach einer Weile.
    »Du solltest dich wieder hinlegen.«
    Er öffnet die Augen und sieht Debbie an. »Nein.«
    »Ian.«
    »Weißt du, wo meine Klamotten sind?«
    »Im Müll. Dein Hemd mussten sie dir vom Körper schneiden, und deine Hosen waren voller Blut.«
    »Und meine Schuhe?«
    »Ian.«
    »Meine Schuhe?«
    »Keine Ahnung.«
    »Mein Geldbeutel? Mein Handy?«
    Nach kurzem Zögern gräbt sie in ihrer Handtasche und zieht eine durchsichtige Plastiktüte heraus: sein Geldbeutel, sein Handy, ein paar Münzen, ein Streichholzbriefchen, seine Uhr. Die Schlüssel hat er wohl im Wagen stecken lassen.
    »Gut«, sagt er.
    Ian betrachtet den Infusionsbeutel, der über seinem Kopf an einer Stange hängt, die hinter ihm aus dem Bett herauswächst. Ein Schlauch windet sich vom Beutel zu einer Nadel in seinem Handrücken, die mit etwas Klebeband befestigt ist. Weiß der Teufel, was sie ihm da einflößen. Ist ihm auch egal. Er reißt die Nadel raus und betastet das kleine Loch, das zurückgeblieben ist. Den Bluttropfen, der sich sofort bildet, schmiert er in die Haut. Danach hievt er sich hoch, stellt die Füße auf den kalten Boden und steht auf. Ihm wird schwindlig, die Umgebung färbt sich grau, schwarze Flecken schweben vor seinen Augen. Für einen Moment glaubt er, das Bewusstsein zu verlieren, doch er nimmt alle Kraft zusammen und hält sich auf den Beinen. Wenn auch knapp.
    Als er sich wieder besser fühlt, lächelt er Debbie an. »Du bist doch sicher mit dem Auto da, oder?«
    »Ich mach da nicht mit.«
    »Willst du Maggie zurückhaben oder nicht?«
    »Hör auf. Du weißt, dass ich das will.«
    »Dann hilf mir, sie zu finden.«
    »Darum geht es hier nicht, du kannst nicht …«
    »Doch. Es geht nur um das, um nichts anderes.«
    Auf der Fahrt von Mencken nach Bulls Mouth herrscht absolute Stille zwischen ihnen. Ian schaut aus dem Fenster. Die Sonne ist fast am Horizont versunken, nur ein Zipfel von ihr ist noch zu sehen. Ihm ist heiß und kalt zugleich. Wahrscheinlich hat er Fieber. Das Thoraxdrainagegerät hat er zwischen die Beine in den Fußraum gestellt. Debbie sitzt hinterm Steuer. Auf die Blicke, die sie ihm von der Seite zuwirft, reagiert er nicht. Er darf ihr nicht in die Augen sehen, sonst könnte sie bemerken, wie schlecht es ihm in Wirklichkeit geht, und versuchen, ihn aufzuhalten. Und aufhalten lässt er sich nicht.
    »Du kannst mich am Revier absetzen«, sagt er, als sie nach Bulls Mouth hineinfahren. »Wahrscheinlich haben sie meinen Wagen auf dem Parkplatz abgestellt.«
    »Und was willst du jetzt machen?«
    »Was auch immer nötig ist.«
    »Was zum Teufel soll das jetzt wieder heißen?«
    Statt zu antworten, kurbelt er das Fenster herunter. »Ganz schön heiß, was?«
    Sie fahren auf den Parkplatz des Polizeireviers. Ians Mustang steht ganz hinten, an der Rückseite des Gebäudes. Debbie steuert ihren Toyota direkt daneben, hält an und schiebt den Schalthebel auf

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