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Cop

Cop

Titel: Cop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Jahn
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schon im Bett?«
    »Nein, er ist bei seinen Großeltern. Die ganze Woche.«
    »Oh.« Wieder stochert sie in den Erbsen herum, blickt aber noch einmal auf. »Und wie heißt er?«
    »Samuel.«
    »Das ist ein schöner Name.«
    »Danke«, sagt Flint. »Wir haben ihn nach Naomis Dad genannt.«
    Henry räuspert sich. »Der Kleine ist sechs Jahre alt?«
    »Ja«, erwidert Flint kühl.
    »Ist Naomi nicht ein bisschen jung für einen Sechsjährigen?«
    »Nein, sie ist achtundzwanzig. Auch wenn ich wirklich nicht weiß, was dich das angeht.« Flint legt die Gabel neben den Teller. »Ich schätze, ihr müsst sofort nach dem Essen aufbrechen?«
    Henry beißt in das Hühnerbein, kaut in aller Ruhe und schluckt herunter. Dann legt er den abgenagten Knochen auf den Teller, nimmt die Serviette vom Schoß und wischt sich erst das Gesicht, dann die Hände damit ab, um sie anschließend auf den Teller fallen zu lassen. »Nein. Wir haben Zeit.«
    »Tut mir leid, aber …«
    »Was tut dir leid? Hast du etwa einen fahren lassen?«
    Maggies Blick wandert von Henry zu Flint. Keiner der beiden hat etwas gesagt, das direkt auf einen Streit hindeuten würde, eigentlich unterhalten sie sich immer noch in einem freundlichen Plauderton, und trotzdem hat sich irgendwas verändert. Als hätte sich die Temperatur im Raum schlagartig abgekühlt, als wären über ihnen schwarze Wolken aufgezogen. Ihr Magen verkrampft sich, plötzlich hat sie keinen Appetit mehr. Sie schaut zwischen den beiden Männern hin und her. Sie muss wissen, was als Nächstes geschieht, auch wenn sie sich davor fürchtet.
    Flint saugt an einem Eckzahn. »Sieh mal, Henry. Ich bin sehr großzügig zu dir und deiner Familie gewesen.«
    »Ich weiß.«
    »Lass mich ausreden.«
    Henry streckt einen Arm vor und deutet eine Verbeugung an. »Wie Sie wünschen.«
    »Ja, ich wünsche. Schließlich ist das hier mein Haus.«
    »Jetzt krieg dich mal wieder ein, Flint. Natürlich ist es dein Haus. Also sag, was du zu sagen hast.«
    Aber Flint knallt einfach nur die flache Hand auf den Tisch. Maggie, Beatrice und Naomi fahren zusammen, doch Henry bleibt vollkommen ruhig. Maggie hört, wie Flint durch die Nase ausatmet, ein lang gezogenes, pfeifendes Geräusch. Er schließt die Augen, wartet eine Sekunde und sieht dann Henry an. »Glaub mir, ich lege Wert auf Gastfreundschaft. Aber um ehrlich zu sein, ich habe einfach kein gutes Gefühl bei euch. Ich will nicht, dass ihr über Nacht bleibt. Fünfzehn, zwanzig Meilen westlich von hier gibt es ein nettes, kleines Motel direkt am Interstate. Da seid ihr sicher willkommen. Und wenn ihr gleich nach dem Essen aufbrecht, seid ihr da, bevor es dunkel wird. Ist gar kein Problem.«
    »Tja, wenn es nur um eine Unterkunft ginge, wäre das wunderbar, aber da ist noch was anderes.«
    »Ich habe getan, was ich konnte. Alles andere ist nicht mein Problem.«
    »Doch, Flint, leider ist es dein Problem.« Henry greift in seine Hemdtasche, zieht eine Rolle Tabletten heraus und drückt sich eine davon in den Mund. »Dafür werde ich sorgen.« Beim Kauen fummelt er mit der Zunge in den Backenzähnen herum.
    »Dafür wirst du sorgen?«
    »Worauf du Gift nehmen kannst.«
    »Wisst ihr was«, sagt Flint, nimmt die Serviette vom Schoß und wirft sie auf den Tisch. »Ich werde gar nicht erst warten, bis ihr mit dem Essen fertig seid. Ich bitte euch, jetzt zu gehen. Sofort.«
    »Aber Liebling«, flüstert Naomi.
    Flint beachtet sie nicht einmal. Er lässt Henry keine Sekunde aus den Augen. »Ihr verschwindet jetzt.«
    »Na sieh mal an.« Henry lächelt. »Er wird frech.«
    Aber noch bleibt Henry ruhig. Und trotz allem, was Maggie über ihn weiß, und obwohl ihr bewusst ist, dass er schon beim kleinsten Anlass hochgeht wie eine Bombe, beginnt sie zu hoffen, dass er diesmal vielleicht nicht ausrasten wird. Dass er einfach aufstehen, zur Tür marschieren und Maggie und Beatrice rufen, die Tür dann öffnen und rausgehen wird. Und dass Flint, sobald sie draußen sind, hinter ihnen die Tür zuknallt und abschließt. Während sie selbst schon im Pick-up sitzen und wegfahren. So könnte es doch sein. Warum sollte es denn anders laufen?
    Doch es läuft anders, völlig anders. Henry steht tatsächlich auf – doch statt zur Tür zu gehen, schnappt er sich das Steakmesser, das eben noch neben seinem Teller gelegen hat, und stürzt sich auf Flint.
    Maggie lässt sich vom Stuhl unter den Tisch rutschen und presst sich die Hände auf die Ohren. Trotzdem hört sie Naomis Schrei. Sie

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