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Cop

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Titel: Cop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Jahn
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Schulenburg hält er an einer Citgo-Tankstelle, doch sobald er wieder hinter dem Steuer sitzt, kommt ihm sein Zwischenstopp unwirklich vor, wie ein Traum. Um halb sieben, als die Sonne über den schnurgeraden Horizont linst und ihre Strahlen in den Rückspiegel wirft, als wollte sie ihn daran erinnern, dass Minuten und Stunden verstrichen sind, erreicht er San Antonio. Er passiert eine Shady Acre Tavern, ein Lone Star Truck Equipment, einen Southern Tire Mart und Filialen von einem Dutzend anderen Ketten, die sich in den Außenbezirken der Stadt angesiedelt haben. An der Fredericksburg Road sieht er einen Denny’s. Er hält an, verspeist ein Grand-Slam-Frühstück, trinkt fünf Tassen Kaffee und gibt der Kellnerin – Doris, laut Namensschildchen – zwanzig Prozent Trinkgeld.
    Um kurz nach sieben ist er wieder auf der Straße.
    Maggie hockt hinterm Haus auf dem Boden, neben sich Beatrice. Stumm schauen sie zu, wie Henry Erde ins Grab schaufelt. In das Grab von Flint und Naomi. Er musste ziemlich lange schuften, bis das Loch tief genug war; als er die harten Erdbrocken herausgehievt hat, hat er vor Anstrengung gegrunzt. Jetzt geht es deutlich schneller. Henrys Hemd steckt in der Gesäßtasche seiner Hose, sein nackter Oberkörper glänzt wie eingeölt, Schweiß tropft in den Staub. Mit rot angelaufenem Gesicht stößt er den Spaten in den Erdhaufen und wirft eine Ladung nach der anderen auf die Leichen.
    Und Maggie ist traurig. Sie musste zugucken, wie Henry Flint und Naomi zum Grab geschleift hat; wie Flints Arm auf den Boden klatschte, als Henry ihn in die Grube rollte; wie Naomis linkes Auge in den Himmel starrte; das rechte war unter dem Blut aus dem Schnitt an ihrer Stirn verschwunden. Der dumpfe Aufprall, als die beiden Körper am Grund der Grube aufschlugen. Wie zwei Kartoffelsäcke. In letzter Zeit hat sie viel Tod gesehen, genug für ein ganzes Leben. Sie hat die beiden gemocht. Flint und Naomi haben ihnen geholfen, obwohl sie es nicht brauchten. Zum Dank hat Henry sie umgebracht. Das darf doch nicht sein.
    Wenn sie den Mund hält, hat Henry gesagt, kommt niemand zu Schaden. Sie hat den Mund gehalten, und er hat die beiden trotzdem umgebracht. Er hat sie angelogen.
    Henry ist fertig. Er klopft die Erde mit dem Schaufelblatt fest und wirft den Spaten auf die Ladefläche des Ford Ranger, den er vorhin hinters Haus gefahren hat.
    Danach, noch bevor er das Loch geschaufelt hat, das zu Flints und Naomis Grab werden sollte, hat er die Nummernschilder von seinem Ford abgeschraubt und weit hinaus aufs Feld geschleudert. Jetzt öffnet er die Fahrertür, holt zwei Waffen raus und legt sie in Flints Dodge Ram; das lange Gewehr deponiert er im Fußraum der Rückbank, das kurze unter dem Fahrersitz. Außerdem schafft er die Kartons mit ihren Sachen von der einen Ladefläche auf die andere.
    Nach getaner Arbeit zieht er das Hemd aus der Gesäßtasche, wischt sich damit über das verschwitzte Gesicht und streift es wieder über seinen Oberkörper. Der nasse, dreckige Stoff schmiegt sich eng an die Haut.
    Am liebsten würde Maggie wegrennen. Wenn sie nur hier wegkäme, wäre alles gut. Aber Henry würde sie kriegen. Ganz bestimmt.
    Naomi hat er ja auch gekriegt. Er hat sie eingeholt, obwohl sie eine erwachsene Frau war. Er hat sie eingeholt, hat ihr ins Gesicht und in den Hals und in die Brust gestochen. Er hat sie an den Haaren gepackt, zum Haus geschleift und in den Dreck fallen lassen. Er hat sie getreten, obwohl sie schon tot war. Am Schluss hat er eine blaue Plane von einem Stapel Brennholz gezogen, über die Leiche gebreitet und an den Ecken mit Holzscheiten beschwert, damit sie nicht weggeweht wird. Maggie hat durchs Fenster zugesehen, wie er im Schein der Verandabeleuchtung gearbeitet hat. Sie hat das Blut an seinen Händen gesehen. Als er fertig war, hat er sich gebückt, die Hände mit Erde abgerieben und an der Hose abgeklopft, bevor er ins Haus gekommen ist. Dort hat er das Steakmesser aus der Gesäßtasche geholt und in die Spüle geschmissen. Einfach so. Als wäre nichts geschehen, als würde kein Blut daran kleben. Das Blut zweier Menschen, die nichts weiter getan hatten, als ihnen zu helfen. Als wäre überhaupt nichts Schlimmes geschehen.
    Keine zehn Minuten nach Naomis Flucht hat er die tote Naomi zum Haus geschleift. Keine zehn Minuten. Als er gegangen ist, war sie noch am Leben, als er zurückgekehrt ist, war sie tot. Maggie hat sie retten wollen. Sie hat es versucht. Nicht aus Eigennutz. Erst später,

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