Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cop

Cop

Titel: Cop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Jahn
Vom Netzwerk:
Vierteldollarmünze. Und der Fleck wird immer größer, langsam, aber stetig. Ihm ist heiß und kalt zugleich. Und obwohl er schweißgebadet ist, kriecht ein Zittern seine Wirbelsäule hinauf.
    Ian stemmt sich hoch und geht zum Waschbecken, kippt sich zwei, drei Tramadol in den Mund, schaufelt mit der hohlen Hand etwas Wasser hinterher und schluckt die Tabletten runter.
    Im Laden besorgt er sich eine Flasche Wasser, ein abgepacktes Thunfisch-Cheddar-Sandwich, eine Tüte Nachos mit Barbecue-Geschmack und eine Schachtel Koffeintabletten. Das Tramadol wirkt, er wird immer schläfriger. Wenn er nicht aufpasst, nickt er noch im falschen Moment ein. Auf wackligen Beinen geht er zur Kasse und wartet, bis er endlich an der Reihe ist. Die Frau hinter der Theke fragt, ob es sonst noch etwas sein darf, Schätzchen. Ja, eine Zigarre. Natürlich haben sie nur erbärmliches Billigzeug da, aber er ist mit allem einverstanden. Er will das Ding sowieso nicht rauchen, sondern nur darauf herumkauen, um sich wach zu halten, denn irgendwann bringt auch das Radio nichts mehr. Die Frau scannt die Waren ein und packt alles in eine Plastiktüte, mit der er wieder hinaus in die brutale texanische Hitze tritt.
    Der graue Dodge Ram steht immer noch an der Tankstelle gegenüber. Ian ist sich nach wie vor nicht sicher, ob Henry hinter dem Steuer sitzt, aber ist es nicht ein seltsamer Zufall, dass ihn der Wagen seit Stunden verfolgt? Allerdings kommt so etwas ja durchaus öfter vor. Wenn man lange Strecken fährt, tuckert man gerne mal eine halbe Ewigkeit neben, vor oder hinter jemand anderem her, hält immer miteinander Schritt, auch wenn jeder sein eigenes Ziel vor Augen hat. Der andere taucht andauernd im Rückspiegel oder vorne am Horizont auf, und wenn die Sonne untergeht, hockt man plötzlich im selben Schnellrestaurant, um noch kurz was zu essen, bevor es ins Bett geht. Und vielleicht sieht man sich für einen Moment in die Augen, über den halben Raum hinweg, und nickt sich zu wie unter alten Freunden. Ach, du auch hier?
    Ja, das ist gar nicht so selten. Also warum sollte ausgerechnet Henry Dean in dem grauen Dodge Ram sitzen? Trotzdem hat Ian so ein Gefühl. Nein, eigentlich ist es mehr als ein Gefühl.
    Zurück im Auto, fummelt er einen Streifen Koffeintabletten aus der Schachtel und drückt sich vier davon in die Hand. Er steckt sie einzeln in den Mund und würgt sie eine nach der anderen herunter, ohne etwas hinterherzutrinken. Sie schmecken verdammt bitter. Anschließend reißt er die Folie vom Sandwich und beißt in die trockene, geschmacklose Masse. Er hat nichts anderes erwartet, denn mit Tankstellen-Sandwiches kennt er sich aus. Trotzdem knurrt sein Magen vor Vorfreude, als er kaut und schluckt. Ein Stückchen Käse bleibt am Gaumen kleben, er kratzt es mit dem Finger herunter, kaut noch einmal und schluckt erneut.
    Als er fertig ist, dreht er den Zündschlüssel herum, legt den Gang ein und steuert auf die Straße. Irgendwo wird schon ein Schild stehen, das ihm den Weg zum Interstate 10 weist.
    Mit einem Blick auf den Tacho schaltet er in den vierten Gang. Zweiundachtzig Meilen pro Stunde. Der altersschwache Mustang beschwert sich über die rasante Geschwindigkeit. Obwohl die Fenster geschlossen sind, braust geräuschvoll Wind durch den Innenraum. Die Gummidichtungen sind schon lange futsch.
    Ian schaut in den Rückspiegel. Eine knappe Viertelmeile hinter ihm glitzert die Sonne auf der Motorhaube eines grauen Pick-ups.
    Er könnte langsamer fahren und ihn herankommen lassen. Er könnte plötzlich in die Bremsen steigen, damit er ihm hinten reinrast. Dann würde er auf die Fahrertür zumarschieren und …
    Nein. Das ist zu gefährlich. Sollte Henry der Fahrer sein, sitzt Maggie neben ihm oder auf der Rückbank. Außerdem hat Ian schon eine Kugel abbekommen. Wenn er Henry töten und Maggie retten will, muss er deutlich intelligenter vorgehen. Intelligenter und vor allem vorsichtiger.
    Ian seufzt, murmelt einen Fluch und rollt zur Lockerung die linke Schulter. Wahrscheinlich wird er noch drei, vier Stunden durchhalten, länger nicht. Spätestens dann muss er runter von der Straße. Er ist müde, er hat Schmerzen, er bekommt kaum noch Luft, und die Hitze macht ihm sehr zu schaffen. Immer, wenn er vom Schüttelfrost erwischt wird, bildet sich unter der Schicht von kaltem Schweiß auf seinen Armen eine Gänsehaut.
    »Scheiße«, sagt er und meint damit alles und nichts.
    Dann schaltet er das Radio ein, um seine Gedanken zu

Weitere Kostenlose Bücher