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Cop

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Titel: Cop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Jahn
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Wasser. Seine Augen sind geschlossen – er sieht nur, was in seinem Kopf Gestalt annimmt, und im Moment herrscht dort absolute Leere. Solche Momente sind selten genug; wann immer er einen davon erwischt, klammert er sich daran fest, so lange er kann, was nie besonders lange ist. Denn sobald seinem Bewusstsein auffällt, wie still es in ihm drin geworden ist, hat die Ruhe ein Ende.
    In zahlreichen Windungen schlängelt sich der Katheter aus dem Loch knapp unterhalb von seinem rechten Brustmuskel zu der Thoraxdrainage, die gleich neben der Badewanne steht. Das Gerät ist noch immer in der Umhängetasche. Warum hätte er es auch rausnehmen sollen? Damit die Wunde nicht nass wird, steht er leicht nach rechts geneigt in der Wanne.
    Schließlich öffnet er die Augen und tastet nach dem kleinen, abgepackten Stück Seife auf dem Fensterbrett. Er reißt das Papier herunter, lässt etwas Wasser drauflaufen und wäscht sich, so gut es geht.
    Draußen versinkt die Sonne bereits am Horizont. Eine kleine Windhose tanzt über den Parkplatz in Richtung Imbissschuppen, vor dem er sein Auto hat stehen lassen. Es war ihm nicht nötig erschienen, es vor sein Motelzimmer zu fahren, besser gesagt vor seinen halben Wohnwagen, denn genau darum handelt es sich: um einen in der Mitte geteilten Reisewohnwagen. Wo eigentlich ein Flur in die hintere Hälfte führen sollte, wurde eine simple Rigipswand eingezogen. Ian ist in dem Teil gelandet, der normalerweise Küche und Wohnzimmer beherbergen würde, doch die Küche wurde in ein Bad und das Wohnzimmer in ein Schlafzimmer umgewandelt. Das Schlafzimmer wiederum besteht aus einem schmalen Bett, einer Kommode mit Spiegel und einem Tisch mit einem kleinen Fernseher. An der Decke rotiert ein altertümlicher Ventilator mit deutlicher Schlagseite, daneben hocken fette Fliegen. Fünf Blätter hat der Ventilator noch, und trotzdem sorgt er nicht im Mindesten für Abkühlung.
    Ian stellt sich noch einmal unter den Duschkopf, bevor er das Wasser abdreht, den Plastikvorhang zur Seite schiebt und aus der Wanne steigt. Auf dem nassen Linoleum rutscht er beinahe aus. Er muss sich am Waschbecken festhalten.
    Als er den Arm ausstreckt, um sich abzustützen, spürt er ein Reißen im Rücken. Er beißt die Zähne zusammen und flucht, verdammte Scheiße! Vor Schmerz schließt er die Augen. Tränen laufen über sein Gesicht. Als der Schmerz etwas nachlässt, öffnet er die Augen wieder. Nicht, dass es nun nicht mehr wehtun würde, ganz im Gegenteil, doch es lässt sich jetzt immerhin aushalten. Ian schnappt sich ein Handtuch vom Sideboard und trocknet sich ab. Erst die Arme, dann die Beine, den Rücken und das Gesi…
    Das Handtuch ist knallrot.
    Auf dem Linoleumboden glänzen zahlreiche Bluttropfen. Jetzt spürt er auch, wie es ihm die Wirbelsäule hinunterläuft. Er packt die Tasche neben der Badewanne und läuft rüber zur Kommode im Schlafzimmer. Vor dem Spiegel dreht er sich um und betrachtet seinen nackten Rücken: Mehrere Fäden haben sich gelöst, schäumendes, dickes Blut blubbert aus der Naht, eine Art leuchtend roter Honig. Überhaupt ist die Wunde deutlich größer, als er gedacht hätte. Die Kugel muss einen ganzen Brocken Fleisch mit herausgerissen haben.
    »Verdammt.«
    Lange bleibt er stehen und sieht zu, wie das Blut auf den Teppich unter seinen Füßen tropft, bis er schließlich zum Telefon greift und die Rezeption anruft.
    »Motel/Bewirtung?«
    »Monica?«
    »Hier ist Betsy.«
    »Ist Monica zu sprechen?«
    »Ich kann dir sicher auch weiterhelfen.«
    »Ich würde aber gern mit Monica sprechen.«
    »In Ordnung. Einen Moment.«
    Am anderen Ende wird der Hörer auf die Theke gelegt.
    »Da will dich einer sprechen. Wahrscheinlich der Typ von vorhin.«
    Sekundenlange Stille. Dann: »Hallo?«
    »Monica?«
    »Hey. Hast du’s dir anders überlegt? Hatte ich mir fast gedacht.«
    »Freu dich nicht zu früh. Habt ihr einen Verbandskasten?«
    Ian schaut sich um. Seine Reisetasche liegt auf dem Bett. Er öffnet den Reißverschluss, kramt eine Boxershorts heraus und schlüpft hinein.
    Es klopft.
    Er geht rüber und öffnet die Tür: Vor ihm steht Monica, einen weißen Verbandskasten aus Metall in der Hand. Schweigend betrachtet sie ihn, während er sich fragt, was für ein Bild er wohl abgeben mag – ein übergewichtiger Mann mittleren Alters mit schütterem blondem Haar, nackt bis auf eine Boxershorts, dazu der Plastikschlauch, der sich aus seiner Brust in die schwarze Umhängetasche schlängelt, die er am

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