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Copyworld: Roman (German Edition)

Copyworld: Roman (German Edition)

Titel: Copyworld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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ihren
messerscharfen Krallen fest im Fels verankert, im Todesschlaf, fast das ganze
Jahr. Aber jedesmal im Frühling erwachten sie für dreißig Tage und lockten sich
mit diesem Ruf... Heute gibt es nur noch eine solche Höhle. Zehntausend Darrhus
schlafen dort den Todesschlaf. Die Höhle ist ein gewaltiges Gewölbe im
Zentralkastell des Andorgaswalls. Es sind unsere Kampfdarrhus, die dort
schlafen. Auch ihretwegen war für mich der Zeitpunkt wichtiger als der Ort, an
dem Rorik Tsallas Grenze überschreiten wird. Wir müssen sie zwanzig Tage vor
der Schlacht wecken, nur dann ist ihre Körperhitze hoch genug, damit sie mit
sengendem Feuer über den Feind kommen können. Und wieder werden viele hundert
sterben...viele , viele hundert...”
    Als Derek, mit einiger
Verblüffung, tränenfeuchtes Glitzern in ihren Augen sieht, will er erst
einwenden: Und tausende von Menschen werden sterben, Damma! Aber ein
unbestimmtes Gefühl heißt ihn zu schweigen. Menschen hat sie erschlagen, ohne
die Erschlagenen zu zählen, denkt er, deshalb ist ihr ein Menschenleben keine
Träne wert...
    “Seit Berulf und Gobedda Tsalla
einigten, besteht dies Heer von Darrhus. Nur selten mußten Tsallas Herrscher
diese Waffe ziehen. Denn kaum ein Krieg der tausend Kriege, die uns
aufgezwungen wurden, war nicht in zwanzig Tagen längst   für uns entschieden. Und war der Feind in
seiner Gier so zäh, die zwanzig Tage zu bestehen - so brachten unsere Darrhus
über ihn das Höllenfeuer. Unsere Krieger bestreichen sich die Stirn mit einem
Elixier, das aus dem Kot der Darrhus gewonnen wird - so können die kleinen Drachen
Feind und Freund unterschieden. Sie haben feine Nasen, so empfindlich wie die
der Flatterlinge... Berulf war der erste Herr der Darrhus, wie er in vielem
schneller war als Gobedda. Berulf dankt das Reich die Einheit, seine Stärke,
seinen Reichtum auch in tausend Jahren Krieg. Nur ihm, dem Ahnherrn meiner
Väter. Wenn nur seine unbezähmbare Jagdleidenschaft, wenn dieser eine Speerwurf
nicht gewesen wäre...”
    “Verzeih, Damma, ich weiß zu
wenig über deines Volkes Werden, um alles zu verstehen. Von welchem Speerwurf
sprichst du jetzt?”
    Damma schaut versonnen auf den
Horizont.
    “Das Berulfslied hast du nie
gehört? Jedes Kind auf Tsalla kann es singen... nun ja, wie solltest du... Wenn
du es willst, will ich dir singen, was uns soviel bedeutet, wie euch das Ealthealied.
Dann steig zu mir in den Sattel. Das Ghammelan klingt ohne Kupferkessel leise
wie die Stimme einer alten Frau, doch ohne Ghammelan kann ich’s nicht singen.”
    Während Damma die Holzscheibe mit
den Metallplättchen aus dem Lederfutteral wickelt, drängt Derek sein Dreihorn
so dicht an den Feuertiger, daß er zu Damma auf den Rücken der Großkatze
steigen kann. Gadar schnaubt wütend und beleidigt, Korr hingegen dreht den Hals
und leckt Derek mit einem leisen Schnurren über die Hand. Dann wendet er den Kopf
zu Gadar, und bevor das Dreihorn ausweichen kann, leckt die Zunge des
Feuertigers über dessen Flanke. Gadar springt zur   Seite und schnaubt verwirrt, aber dann
geschieht das Wunder: Er galoppiert wieder herbei und reibt das rechte
Augenhorn friedfertig an Korrs kräftiger Schulter. Der Feuertiger mauzt leise,
und Gadar sieht seinen Herrn an mit einem Ausdruck in den Augen, als wollte er
fragen: Nun, habe ich es richtig gemacht?   Derek zwinkert ihm aufmunternd zu. Dann schlingt er seine Arme um Dammas
Körper und lauscht dem feinen Beben, mit dem sie auf die Berührung antwortet.
    Die ersten Klangkaskaden des
Ghammelans nimmt er kaum wahr, so sehr beanspruchen der Geruch nach Leder und
frischem Wasser, das Spiel der zarten und doch eisenharten Muskeln, das sanfte
Streicheln der filzigen Haarkringel seine Sinne. Aber mit Dammas heller Stimme
dringen auch die Worte des Berulfsliedes in sein Bewußtsein.

 
    Berulf führte Tsalidas Heer,
    gegen Larrintes Waffen und Wehr.
    Siebenhundert Jahre tobte der
Krieg,
    die Völker darben, doch hofften
auf Sieg
    das Reich der Winde wie   auch Tsalida sehr.

 
    Müde waren Tsalidas Krieger,
    erschöpft jeder Larrinter   Rebell.
    Da trat Berulf hin vors Kastell,
    rief   Heerführer Gobedda zum Duell,
    endgültig zu bestimmen den
Sieger.

 
    Aller Waffen sollten schweigen,
    und nur Gebete in den Himmel
steigen,
    damit nun beider Recken Ringen,
    den Frieden konnte bringen.
    Dem Sieger mußt’ sich jeder
beugen.

 
    Sie hieben furchtbar aufeinander
ein -
    drei Schwerter brach Berulf
allein -
    bis daß sie

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