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Copyworld: Roman (German Edition)

Copyworld: Roman (German Edition)

Titel: Copyworld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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in eigener Person als Spion bis zum Eispalast vorgedrungen,
nur von diesem einen, verworrenes Zeug wimmernden Feigling begleitet?? Derek
schüttelt den Kopf. Nein, das kann nicht sein. Ealtheas Pendel hat den Tag des
Überfalls auf das Geeinte Reich der Thar gezeigt - also wird es auch so
geschehen. Aber wenn Ealthea dieses eine Mal geirrt hat, wenn das Böse stärker
ist als die Zauberkraft der Urmutter? In Dereks Schläfen beginnt es schmerzhaft
zu pochen, als ihm ein entsetzlicher Gedanke kommt: Was, wenn alles eine
teuflische Falle ist, wenn die Thar mit Rorik gemeinsame Sache machen? Was, wenn
Rorik sich heimlich mit Damma treffen wollte, als der scharfäugige Turmwart ihn
und seinen Knecht im Schatten einer Schneebuche entdeckte?! Hatte Damma deshalb
so gelassen auf Dereks Bericht reagiert?

 
    immer begehrlos/
    und schaubar wird der dinge geheimnis
    immer begehrlich/
    und schaubar wird der dinge
umrandung
    (Laudse,
Daudedsching)
    ________________________________________________________

 
    Kapitel 14
    Gott
weint

 
    Die Menschenmenge im Sigmapalast
brodelt wie kochendes Wasser. Es sind wieder tausende, die ihr großes Idol
Hyazinth sehen wollen. Sie drängen sich unter der in allen Farben flammenden
Kuppel und raunen erwartungsvoll. Immer wenn von den Eingängen her ein Schub
Neuankömmlinge hereinströmt, geht eine Welle durch die Masse von Leibern, als
bliese der Wind über ein Kornfeld hinweg.
    Korund Stein hat Wort gehalten:
Überall strahlt Hyazinths Portrait von den Gebäudewänden, flimmern Holografien
in den Wolken über Szingold, Straßen, Brücken und Parks tragen seinen Namen.
Unentwegt muß er irgendwelchen Nachrichtenleuten Interviews geben, und je
haarsträubender der Blödsinn ist, den er von sich gibt, desto verzückter jault
die Horde. Hyazinth war nicht schlechthin überrascht, als er aus dem Airspider
stieg, er verlor fast den Verstand in diesem Strudel der Ereignisse: Er hatte
noch nicht einen Fuß in die Stadt gesetzt - da war er schon ihn Gott.
    Die Megastadt Szingold zittert
und glüht im Fieber einer unfaßbaren Sigmatanz-Epidemie. Wie der Erste Exarch
das zuwege gebracht hat, ist Hyazinth völlig schleierhaft, aber es hat ihm eine
Ahnung in die Seele gesetzt, die dort wie eine fette Made in seinen Idealen und
Überzeugungen wühlt und bohrt: die Ahnung, wie entsetzlich leicht es ist, sich
die Gedanken und Gefühle der Menschen zu unterwerfen...
      Während der zweijährigen Ausbildung bei Choreut Desmin hatten Hyazinth
nur wenige Neuigkeiten aus der Welt außerhalb der Tanzschule erreicht, und so
war er überrascht, mit welchem Fanatismus die Bürger der DTEA dem Sigmatanz
huldigten, alles andere vergessen hatten und nur noch der Stunde harrten, da
die Tanzkuppeln ihre Pforten öffneten.
    Anfangs hatte er geglaubt, dieser
gewaltige Umschwung im Geschmack und Bewußtsein der Leute sei mithilfe der
Wächter erreicht worden, Coromandel Mazarin wies ihn jedoch mit herablassender
Nachsicht darauf hin, daß man keinen Sigmatanz und keine Idole benötigte, wenn
es möglich wäre, auch den außerhalb der Zentralstadt Geborenen solche Geräte zu
implantieren. Trotzdem sei es nicht so schwer gewesen: Den Menschen irgendeinen
Unfug einzureden, sei zu allen Zeiten der Geschichte einfacher gewesen, als sie
für den entbehrungsreichen Weg zu lohnenden Zielen zu begeistern.
    Damit hatte sie Hyazinth tief
beleidigt. Unfug hatte sie seinen Lebensinhalt genannt, Unfug! Er bezwang seine
Wut, richtete sich zu wahrhaft königlicher Haltung auf und entgegnete mit
verächtlichem Lächeln, daß die Maulwürfe Sonnenlicht zweifellos für unnütz
halten müßten und all jene für bedauernswerte Spinner, die dessen Wärme und
Helligkeit preisen.
    Eben deshalb müsse man die
Maulwürfe mit einem besonders fetten Wurm ans Tageslicht locken, hatte
Coromandel Mazarin ernst erwidert, und er solle immer daran denken, nie seine
Aufgabe vergessen, unentwegt in Erwartung dieser einen Stunde leben, die seinen
Einsatz für die große Idee fordern wird.

 
    Hyazinth steht im Dunkel der noch
nicht erleuchteten Bühne, unsichtbar für sein Publikum, hinter einem grellen
Lichtvorhang, der nur von seiner Seite aus durchsichtig ist.
    Mit brennenden Augen starrt er in
das Gewimmel, kann Tauphi jedoch nicht entdecken. Dabei weiß er genau, daß sie
da ist. Nach seinem Auftritt wird die erhöhte Bühne sanft in den Boden
zurücksinken, und dann erst beginnt für ihn der Abend. Dann werden die
Sigmageneratoren

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