Copyworld: Roman (German Edition)
wie ein Verrückter,
sich Körper und Geist verrenken – man macht sich nur lächerlich. Bestenfalls
spielt sie das Spiel ein Weilchen mit, weil es ihrer Eitelkeit den Zuckerguß
verleiht. Aber nicht mal das will sie. Tauphi ist nicht mal eitel. Scheiße!
“Natürlich kann ich es bedeutend
besser”, entgegnet er ungewollt giftig. “Aber ich werfe meine Perlen nicht vor
die Säue!”
“Oh, verzeih. Ich wollte dich nicht
kränken.” Sie bedachte ihn mit einem flüchtigen Blick und wendet sich wieder
Rhomega zu, geduldig darauf wartend, daß er sie endlich zur Kenntnis nehmen
würde.
“So? Was soll das Gequatsche
dann?” Hyazinth erschrickt vor sich selbst. Auf einmal ist da brodelnder Haß in
ihm, und obgleich er genau weiß, wie unsinnig und ungerecht diese Reaktion ist,
gelingt es ihm nicht, das Gefühl zu unterdrücken.
Jetzt wendet sich Tauphi ihm zu,
mustert ihn ratlos und – wie es scheint – ein wenig belustigt.
“Entschuldige, ich habe deine
Souveränität wohl unterschätzt. Du tust immer so ehrlich und bescheiden, daß
ich dachte, eine ehrliche Meinung bedeute dir mehr als Schmeichelei. Ist es
denn Kränkung, wenn ich dir sage: Du kannst meiner Ansicht nach bedeutend mehr
als du bisher gezeigt hast? Du beherrschst das klassische Repertoire perfekt,
aber darüber hinaus mühst du dich nicht. Ist dir nie der Gedanke gekommen, auch
die Form schöpferisch zu entwickeln, anstatt den Schritten zu folgen, die
Heerscharen von Tänzern vor dir gingen?”
“Was verstehst du denn davon?”
knurrt Hyazinth .
“Ich habe acht Jahre an der
Pylades-Schule studiert”, antwortet sie zögernd. “Aber… ich habe kein Talent.
Ich habe mit dem Tanzen aufgehört, weil mir das fehlt, was die Natur dir aus
dem Megafüllhorn XXL gegeben hat…”
Wie eine heiße Welle schießt es
in ihm empor. Sie hat Tanz studiert! Bei allen Göttern, warum kann ich dieses
Mädchen nicht haben? Sein Inneres zieht sich schmerzhaft zusammen.
“Ich dachte, du hättest es längst
bemerkt… Aber du achtest nur auf Rhomega. Dein ganzer Ehrgeiz ist, immer wieder
Rhomega zu bezwingen. Manchmal denke ich, du hast etwas gegen ihn.”
Oh, wie sie das gesagt hat! Welch
ein Vorwurf! Ja, zum Teufel nochmal, ich habe etwas gegen Rhomega!
Sein Kopf dröhnt unter den Worten,
die er nicht hinausschreien darf.
Rhomega ignoriert das Gespräch
und plaudert angeregt mit drei Mädchen, die immer wieder zu Hyazinth schielen,
vermutlich darauf warten, daß endlich die Sigmageneratoren eingeschaltet werden
und ihr Gott den Saal unter seinen Willen zwingt.
“Was weißt du schon von meinem
Ehrgeiz…”
“Ja, du hast recht.” Tauphi
schaut wieder zu Rhomega hinüber. “Du hast recht. Ich kenne dich ja überhaupt
nicht.”
“Das kann man doch ändern”,
krächzt Hyazinth aufgeregt, froh über den glücklichen Zufall, der ihm diesen
gewagten Vorstoß ermöglichte.
Ihr silberhelles Lachen trifft
ihn wie ein Faustschlag.
“Du verwechselst da was. Ich
heiße Tauphi und nicht Nummer acht, Nummer neun oder Nummer zehn. Schau dich
um! Da stehen sie und warten, die vielen Nummern.” Sie dreht sich um und geht
zu Rhomega.
Nun ist es aus mit Hyazinths
Beherrschung.
“Ach so! Dir liegen mehr die
zweistelligen Zahlen! Dann warte doch brav, bis er dich aufruft!” brüllt er ihr
wütend hinterher.
Rhomega grinst spöttisch, er hat
offenbar jedes Wort gehört, dabei jedoch keine Miene verzogen.
Da blickt Tauphi noch einmal
zurück. Ihre Lippen bewegen sich, aber Hyazinth hört die Worte nicht.
Vielleicht spricht sie gar nicht laut, flüstert nur etwas vor sich hin.
Doch ihr Blick! Hyazinth meint,
auf der Stelle sterben zu müssen und murmelt verzweifelt: “Verzeih mir, Tauphi,
das wollte ich nicht… bitte verzeih mir…”
Jetzt ist es endgültig aus. Ich
bin ein Arschloch. Wie kann ein einziger Mensch allein nur so blöd sein?
In diesem Augenblick werden die
Generatoren eingeschaltet. Sofort springen dutzende Mädchen herbei und bilden
einen Kreis um Hyazinth, der immer noch wütend vor sich hin starrt, nicht
einmal die Glockenklänge der Eröffnungsmelodie hört.
Da brechen die Stoßwellen aus dem
Boden unter seinen Füßen. Es wirbelt ihn herum, reißt seine Arme nach oben.
Rhomega hat seine Unaufmerksamkeit genutzt und unverzüglich die Sigmasensoren
mit mentalen Befehlen überflutet. Im Hintergrund sind einige schwache Impulse
anderer Tänzer zu spüren.
Hyazinth reißt die Vorherrschaft
ohne weiteres Zögern an sich, indem er die
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