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Copyworld: Roman (German Edition)

Copyworld: Roman (German Edition)

Titel: Copyworld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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sie
und
    rühmten sie.
    Sie zu fürchten, lernten sie
später,
    dann zu verachten
    Laudse
(Daudedsching, Kap. 17)
    __________________________________________________________

 
    Kapitel 8
    Liebling
der Götter

 
 
    Hyazinth erreicht den Trägerkern
des Internates kurz vor Mitternacht. Immer noch blinkt das einsame Licht an der
Spitze des Kegelturms – der Erste Exarch Korund Stein arbeitet wie jede Nacht
bis in die frühen Morgenstunden. Niemand kam bisher auf die Idee, gegen diese
Ausnahme von der strengen Regel der Energieeinsparung zu protestieren. Zu
wertvoll ist die Zeit des Führers der DTEA, um sie mit demselben Maß zu messen,
welches für alle anderen Bürger der Demokratischen Terranischen
Einheitsassoziation gilt.
    Es heißt, dem Exarchen   genügten zwei Stunden Schlaf täglich. Für
Hyazinth ist das unfaßbar, wie ein Wunder. Er selbst ist zwei Tage lang
knurrig, wenn die Nacht mit akrobatischen Liebeskünsten ausgefüllt war, und es
kam auch schon mehr als einmal vor, daß er in der Perzeptorzelle einschlief.
Acht Stunden, das ist sein Minimum. Ein wahres Vergnügen jedoch bereitet es
ihm, am Wochenende bis in die Mittagsstunden zu schlafen. Dann fühlt er
Bärenkräfte in sich, und der Vorrat reicht bis zum nächsten Steintag, der den
Märtyrern nach einer neuntägigen, anstrengenden Arbeitswoche zur Erholung
dient.
    In den Monaten Malachit bis
Amethyst, in denen die Sonne fünfzehn Stunden und länger am Himmel steht,
verzichtet er meist auf diese ganz persönliche Art der Regeneration, weil die
Tageshelle mit vielerlei Erlebnissen lockt und diese Lockung wie der frische
Almandinwind in seine Traumgespinste fährt, sie unbarmherzig zerfetzt. Wenn
aber mit dem Monat Serpentin die Sonne zu sinken beginnt und mit dem Olivin und
dem Nephrit die Staubstürme aus der Wüste gebraust kommen, dann beginnt für
Hyazinth die Zeit der langen Steintagsträume, über die Jahreswende hinweg bis
in den Morion hinein. Erst wenn die Almandinwinde den schweren Dunst des
Morions aus den Straßen der Zentralstadt fegen, wird die Ungeduld wieder
stärker als alle Träume.
    Immer noch schaut Hyazinth
gedankenverloren zum Kegelturm hinüber, dessen Konturen nur zu ahnen sind.
Morgen also wird er dem Ersten Exarchen   zum zweiten Male in seinem Leben gegenüberstehen. Hyazinth ahnt dunkel,
daß er diese Nacht wohl kaum länger schlafen wird als Korund Stein.
    Seufzend zückt er das
Perlenmagazin und entnimmt ihm die letzte Keimperle für den Liftpilz. Ich
Idiot! Habe ich doch wieder die Liftperlen vergessen! Also noch weniger Schlaf.
Eine halbe Stunde früher muß er mindestens aufstehen, um im Keimperlen-Ipop
seinen Vorrat auffüllen zu können, denn dort ist es immer voll, auch am frühen
Morgen. Ohne die Perlen für den Liftpilz aber ist er verloren. Wie sollte er
sonst bis an die Spitze des Kegelturms der Hohen Exarchie gelangen? Die
Schwebschächte des Regierungsgebäudes sind in den frühen Morgenstunden
hoffnungslos verstopft. Es wäre heller Wahnsinn für jemanden, der einen Termin
beim Exarchen   hat, sich um diese Zeit in
das Leibergewühl zu stürzen. Hineinzukommen ist nicht problematisch, weil man
rücksichtslos von hinten geschoben und gestoßen wird. Das Aussteigen geschieht
auf ähnliche Weise, nur mit dem Unterschied, daß man die Etage des Ausstieges
im Gegensatz zum Einstieg nicht mehr frei wählen kann. Wenn man in eine Traube
Gleichgesinnter geraten ist, wird man dort mit hinaus gerissen, wo diese Traube
aus dem Schwebschacht quillt. Dort gerät man immer in irgendwelche Gruppen versierter
Schachtschweber. Die Tausenden von Mitarbeitern der Hohen Exarchie beherrschen
ihr in ungeschriebener Übereinkunft entstandenes System bewundernswert – aber
ein Fremder ist völlig chancenlos. Deshalb braucht Hyazinth unbedingt eine
Liftperle. Wäre er vor der Stunde der Programme heimgekehrt, hätte er den
Schwebschacht des Internatsträgerkerns benutzen und die letzte Keimperle sparen
können. Aber kurz vor Mitternacht gibt es in ganz Villafleur nur noch einen
Ort, der mit Luxusenergie versorgt wird: Das Zimmer des Ersten   Exarchen    .
    Er fummelt das silbrig glänzende
Kügelchen aus dem Magazin und läßt es zu Boden fallen. Dann tritt er mit dem
Absatz darauf und springt behende zur Seite. Einmal nur hat er vergessen, daß
man nicht in den Strudel der mit unglaublicher Heftigkeit ablaufenden
pantokreatischen Reaktionen geraten sollte. Da war er gerade vierzehn Jahre alt
und besaß die

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