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Copyworld: Roman (German Edition)

Copyworld: Roman (German Edition)

Titel: Copyworld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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begriffen, was Damma mit den harten Tönen zu ihm sprach. Nur dieses eine
Bild ist ihm erschienen: Ein mächtiges, gleißendes Schwert, wie aus reinstem
Sonnenlicht geschmiedet. Darunter wie ein klingender Teppich das Jaulen jener
riesigen Zackenscheiben, die von gewaltigen Katapulten in die Reihen der Feinde
geschossen werden, und das Knarren der hoch über dem Schlachtfeld kreisenden
Flugwerke, das Klirren der Waffen und das Brausen vieltausendstimmigen
Kriegsgeschreis. Alles andere war wie Todesröcheln und das Knirschen berstender
Knochen, wie das schreckliche Knacken, mit dem gespaltene Schädel sich öffnen
und wie das Wimmern sterbender Krieger, denen das Gedärm aus aufgeschlitzten
Bäuchen quillt. Er meinte gar, den süßlichen Geruch fauligen Menschenfleisches
zu riechen, und war dicht dran, vor Ekel zu erbrechen.
    Gewiß liebt Damma nicht den
Krieg, denkt er, sonst würde sie mich nicht mit einem solchen Schrecken quälen.
Doch nun hat diese furchtbare Musik ein Ende, Ealthea sei Dank!
    Herzhafter Bratenduft eilt den
Spießträgern voraus, füllt den Thronsaal mit Frieden. Nun erst bemerkt Derek,
daß der Hunger wie ein Wurm in seinen Eingeweiden wühlt – seit einer Nacht und
einem Tag hat er nichts mehr gegessen. Das Wasser läuft ihm in die Backen, als
Fedder und der Koch den dampfenden Hirsch hereintragen, und er muß sich
gewaltsam bezähmen, um nicht mit blankem Dolch über den Spießbraten
herzufallen, ehe sein Hofalkalde Gunder die Zeremonie der Tafelweihe vollzogen
hat.
    Andorgas’ Augen werden starr vor
Gier, und selbst Damma hebt schnuppernd die Nase, verzieht die Schwünge ihrer
Augenbrauen zum Ausdruck angenehmster Überraschung. Dann steigt Jubel auf und
weht durch den Palast wie warmer Frühlingswind. Durch alle Türen strömt Gesinde
in den Saal, Krieger und Bedienstete, von hoher und von niederer Geburt. Ein
jeder kennt seinen Platz an Dereks großer Tafel, und das Getümmel lichtet sich
sogleich. Schweigend blicken alle auf den Herrn des Mahles.
    “Brauch ist es in Seemark, liebe
Gäste, seit Ealthea dieses Reich erschuf”, erklärt Derek, um Würde bemüht, “daß
Herr und Knecht gemeinsam speisen.” Und als er Dammas Unmut sieht, den leisen
Spott im Funkeln ihres Blicks, fügt er hinzu: “Ein jeder Mensch muß essen,
trinken, schlafen – ob Herr, ob Knecht. Nicht nach den Bedürfnissen des Lebens
hat Ealthea unterschieden, sondern nach der Pflicht, die jedem auferliegt. Ein
Volk ist wie ein Leib: Da kann der Kopf nicht essen, ohne mit den Füßen auch
das Mahl zu teilen…”
    Andorgas lacht verstehend auf und
stößt Damma den Ellenbogen in die Rippen, daß die Eisenbeschläge ihrer beider
Rüstungen klirrend aufeinanderscheppern.
    “Bauer!” zischt die
Tharprinzessin böse, und Andorgas flüstert grinsend: “Verzeiht, Hoheit, doch
kann ich mein Wesen nicht länger zügeln. Sauwohl fühl ich mich in diesem
Seemark, und beinahe glaube ich, es ist kein Schimpf hier, wenn man den
rechtschaffenen Mann einen Bauern nennt.”
    Der Ärger Dammas verfliegt jedoch
schnell, denn anderes lenkt ihre Aufmerksamkeit auf sich. Ein Brausen und
Schwirren bricht plötzlich durch die geöffneten Türen, und wie eine Wolke senkt
es sich auf die Tafel, flatternd und gurrend. “Gunders Tauben!” ruft eine Magd
begeistert aus.
    Ein gutes Hundert dieser Vögel
muß es sein. Derek lächelt erfreut.
    Gunder ist bei allen Eigenarten
doch ein Hofalkalde wie man ihn sich besser nicht wünschen kann, denkt er froh.
Jede Taube trägt ein Bund frischer Kräuter im Schnabel, deren aromatischer Duft
sich mit dem herzhaften Geruch des Bratens zu wahrer Zauberkraft vereinigt. Und
wenn der eine oder andere Tafelgast vorsorglich den Kopf zwischen die Schultern
zieht in Erwartung dessen, was Vögel für gewöhnlich fallen lassen - Derek weiß,
daß sie keinen Grund zu solcherlei Befürchtung haben, denn er kennt Gunders
Geheimnis: Der Hofalkalde läßt einen Teil seiner Tauben immer drei Tage fasten,
und nur diese dürfen an die Tafel. Die Vögel wissen, daß zur Belohnung ein
ganzer Sack Korn auf sie wartet, so sind sie eifrig bei der Sache...
    Aber wenn Gunder jetzt doch
endlich die Tafelweihe vollziehen würde!
    Dröhnend stößt der Alkaldenstab
auf den Malachit des Fußbodens. Sofort verebbt das genüßliche Stöhnen und
Seufzen und weicht völliger Stille.
    Nun mach schon, Gunder! fleht
Derek insgeheim und leckt sich verstohlen die Lippen. Auch Andorgas kann den
Blick nicht vom dampfenden Fleisch wenden,

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