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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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Dollar, und an jeden würde bei Beginn der Autonomka ein Vorschuss für das erste Jahr ausgezahlt. Um ihre letzten Zweifel auszuräumen, versprach er ihr eine Urlaubsuniform und sagte, er könne sie im Grunde auch zum Fregattenkapitän ernennen, dann stünde sie einen Rang höher als ihr älterer Sohn.
    Doch ihre Begeisterung legte sich besorgniserregend rasch. Carl sah förmlich, wie sich hinter ihrer gerunzelten Stirn die Einwände stapelten.
    Worauf liefe das Ganze hinaus? Wie solle man sich auf ein Projekt einlassen, dessen Tragweite man nicht einschätzen könne? Ein solches Dokument zu fälschen, sei schließlich keine Kunst, sie könne schlecht bei Präsident Putin anrufen und nachfragen. Und ein solches Kriegsgerät war sicherlich nicht zu Vorführzwecken hergestellt worden. Worin bestehe denn der militärische Auftrag? Und falls nicht Russland den Auftrag gegeben habe, wer dann? Man befinde sich schließlich in einer äußerst schwierigen und komplizierten Situation, wenn man nicht wisse, für wen man arbeite.
    Carl gab zu, dass ihre Einwände sowohl klug als auch relevant seien. Einige ließen sich aber entkräften. Was die Genehmigung des Präsidenten und das von ihm unterzeichnete Dokument an­gehe, würde das U-Boot von seinem Heimathafen Seweromorsk zu seinem Auftrag aufbrechen. Dort könne man schlecht mit falschen Papieren winken.
    Diese Erklärung akzeptierte sie unmittelbar. Als Witwe eines Kapitäns zur See im U-Boot-Dienst hatte sie eine Vorstellung von den Sicherheitsvorkehrungen bei einem Atom-U-Boot.
    Russland habe also Anteil an diesem Projekt und folglich etwas zu gewinnen, zumindest müsse Putin dieser Ansicht sein.
    Dennoch blieb eine Unmenge an offenen Fragen. Carl gab zu, dass das ein Dilemma war. Alles musste bis zur Abfahrt geheim bleiben. Erst wenn alle an Bord sich endgültig zur Verfügung gestellt hätten, würde die U-Boot-Leitung die geplante Operation erläutern. Erst dann.
    »Darf ich keine weiteren Fragen stellen?«, fragte sie nach langem und konzentriertem Schweigen.
    »Versuch es einfach«, seufzte er, da er vermutete, ihre aus menschlicher Sicht vollkommen verständlichen Fragen ohnehin nicht beantworten zu können.
    »Kannst du mir ehrlich sagen, ob es an Bord Atomwaffen geben wird?«, fragte sie.
    »Ja«, antwortete er erleichtert. »Diese Frage darf ich beantworten. An Bord wird es definitiv keine Atomwaffen geben.«
    »Wirst du auch an Bord sein?«
    »Ja.«
    »Wird es an Bord jemanden geben, der ranghöher ist als du?«
    »Nein. Ich bin der höchste Offizier, aber nicht der Kommandant. Unser Kommandant wird ein Kapitän zur See aus der Nordmeerflotte sein, ein Kollege deines Mannes, den du vielleicht sogar kennst. Du stellst gute Fragen, Jelena.«
    »Schließlich weiß ich einiges über die Befehlsordnung auf großen U-Booten. Du bittest mich also, dir und Präsident Putin mein Vertrauen zu schenken?«
    »Ich fürchte, diese Beschreibung ist zutreffend. Aber lass mich noch eine Sache sagen, bevor ich erfahre, wie du dich entscheidest. Ich bin wirklich froh über unser Wiedersehen und freue mich, dass eure Familie das Leben trotz der Katastrophe meistert, die über euch hereingebrochen ist. Außerdem hat mich noch nie ein Chirurg so beeindruckt wie du. In erster Linie bin ich deswegen zu dir gekommen. So, wie lautet deine Antwort, Genossin Fregattenkapitän?«
    »Immer langsam mit den jungen Pferden, noch bin ich kein Fregattenkapitän«, lachte sie.
    »O doch!«, gab er mit russischer Grimmigkeit zurück. »Ich habe dich schon vor einer Weile befördert, aber das ist noch geheim. Im schlimmsten Fall muss ich dich heimlich degradieren. Und? Wie sieht es aus?«
    »Gibst du mir eine Woche Bedenkzeit?«
    »Ja, aber du darfst mit niemandem darüber sprechen. Die Sache ist so geheim wie das Geld in deiner Keksdose.«
    »Selbstverständlich. Doch auch in meiner Einsamkeit muss ich das ein oder andere Für und Wider überdenken.«
    »Das ist wahr, Jelena. Hoffentlich bekomme ich in einer Woche einen positiven Bescheid.«
    Er unternahm keine weiteren Überredungsversuche, weil er spürte, dass es seinen Absichten eher schaden würde. Als er sich mit einer Hand an der Wand durch das dunkle Treppenhaus tastete, tippte er, dass seine Chancen ungefähr siebzig zu dreißig standen. Es wäre keine Katastrophe gewesen, wenn sie nicht mitgemacht hätte. Es gab genügend russische Chirurginnen, vor allem wenn man zehntausend Dollar im Monat zu bieten hatte. Er bevorzugte Jelena Mordawina

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