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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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aus, als wäre alles ein und dieselbe Bewegung. Der Russe blätterte mit geheucheltem Interesse in der Speisekarte, möglicherweise auch tatsächlich interessiert, das konnte Fristedt nicht ausmachen, bevor er die Speisekarte wieder zuklappte und sich Friestedt zuwandte.
    »Ich habe mich entschieden. Ich glaube, ich nehme so einen Maränenkaviar und etwas Bier und Wodka. Nun, bester Herr Kommissar, lassen Sie mich hören?«
    »Ich brauche Ihre Hilfe. Richtiger gesagt, unser Sicherheitsdienst braucht Ihre Hilfe, und ich habe mich schon an Ihren zivilen Kollegen gewandt, aber das ist nicht gerade gut gegangen.«
    »Ich weiß, und ich weiß auch, worum es geht«, sagte Jurij Tschiwartschew im selben Augenblick, in dem der Kellner sie unterbrach.
    Der GRU-Chef bestellte seinen Maränenkaviar, Wodka und Bier, und nach einem fragenden Blick an Fristedt bestellte er für ihn das gleiche.
    »Diese Sache ist für uns sehr wichtig, und ich freue mich, Sie zu sehen«, fuhr Fristedt fort. »Aber es geht keinesfalls um etwas, was die Sowjetunion belasten könnte. Wir sind ein neutrales Land, und unter Kollegen leisten wir uns immer gegenseitig Hilfestellung, wenn es um andere Länder geht.
    Daher bin ich der Meinung gewesen, es auch jetzt tun zu können.«
    »Das ist ein sehr sympathischer Gedanke«, unterbrach ihn der GRU-Chef, und Fristedt ging erst jetzt auf, daß sie das Gespräch auf schwedisch führten und daß der ihm gegenübersitzende sowjetische Nachrichtendienstmann ein fast fehlerfreies Schwedisch sprach.
    »Ich habe übrigens ein paar Erkundigungen eingezogen, auf die ich allerdings nicht näher eingehen will«, fuhr Tschiwartschew fort, »aber ich teile Ihre Auffassung, daß diese Aktion weder uns noch einen unserer Verbündeten belasten kann. Folglich wünschen wir Ihnen viel Glück bei der Jagd nach dem Mörder, denn wenn man ihn aufspürt und einer geeigneten Strafe zuführt, entgehen wir alle … sagen wir, einem bleibenden Unbehagen durch Verdachtsmomente?«
    »Also«, sagte Fristedt, »ich habe die Seriennummer der Waffe und würde gern wissen, woher sie kommt. Das ist alles.«
    Sie wurden unterbrochen, als das Essen aufgetragen wurde, und sie aßen eine Weile schweigend.
    »Ich bin ziemlich sicher, daß Sie innerhalb von achtundvierzig Stunden eine positive Antwort erhalten können«, lächelte der Russe endlich, »und ich glaube verstanden zu haben, daß dies für Sie eine wichtige Angelegenheit ist, möglicherweise für Sie ganz persönlich, wenn ich daran denke, daß Sie ein wenig … sagen wir, unkonventionell aufgetreten sind?«
    »Ja, das stimmt, das kann man ruhig sagen, ich meine, daß es sowohl wichtig ist wie daß ich unkonventionell gehandelt habe«, entgegnete Fristedt.
    »Schön. Wir sehen uns in achtundvierzig Stunden wieder, nein, lieber nicht hier, wir sehen uns in achtundvierzig Stunden hier in der Nähe am Tatort, dann werden Sie eine Antwort bekommen. Genügt Ihnen das?«
    »Ja, und ob.«
    »Gut. Das bedeutet, mein lieber Kommissar, daß Sie, ach, wie sagen es doch unsere angloamerikanischen Freunde, you owe me one.«
    Fristedt wurde schwindelig. Bei einem französischen, britischen, amerikanischen, israelischen oder westdeutschen Kollegen hätte es dieses letzten Hinweises überhaupt nicht bedurft; das war eine berufliche Selbstverständlichkeit. Für einen schwedischen Sicherheitsbeamten war es jedoch nicht gerade angezeigt, dem militärischen Nachrichtendienst der Sowjetunion etwas schuldig zu sein.
    »Ja, das stimmt. Aber natürlich nur im Rahmen der Gesetze und in diesem Fall mit einer gewissen Freude«, erwiderte Fristedt und lächelte entzückt, weil er sich so pfiffig aus der Affäre gezogen hatte. Tschiwartschew lächelte ebenfalls, wenn auch aus schwerer deutbaren Gründen.
    »Nur noch eine kleine Frage, bevor wir uns trennen«, fuhr Fristedt fort, »warum wollten Sie mich gerade hier treffen, in der Nähe des Tatorts?«
    »Weil es meiner Neigung zu Scherzen entgegenkommt und weil gerade hier niemand seinen Augen trauen würde, wenn er uns zusammen sähe. In achtundvierzig Stunden, Genosse Kommissar?«
    Der Russe erhob sich, wischte sich mit der Serviette den Mund ab und reichte Fristedt mit der gleichen Bewegung die Hand. Er hatte das Wort »Genosse« nicht besonders betont; es hörte sich eher wie eine gewohnheitsmäßig übersetzte Höflichkeit der russischen Sprache an.
    Appeltoft saß auf einem Stuhl und betrachtete ein Loch über dem großen Zeh des einen Strumpfes. Früher

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