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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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grundsätzlich ein strafbares Vergehen).
    In Petra Hernbergs und Anders Hedlunds Wohnung hatten die beschlagnahmten Gegenstände eine bessere Grundlage für eine vorläufige Festnahme ergeben, nämlich wegen unerlaubten Waffenbesitzes. Dieses Vergehen war zu einem Teil uninteressant, da es in erster Linie um eine Schrotflinte der Marke Husqvarna von etwa 1910 ging, eine Waffe mit Hähnen (der eine Hahn war übrigens schadhaft), die an einer Wand hing. Es fehlte jedoch ein Waffenschein, was für alle Schußwaffen dieser Art erforderlich ist, die nach 1890 hergestellt worden sind. Vor Gericht würde dies kaum etwas bringen, aber hier lag auch nicht das Hauptinteresse der Ermittler.
    Die zweite Beschlagnahmung war nämlich interessanter: Ein Waffenmagazin ausländischer Herkunft, das vermutlich zu einer automatischen Waffe gehörte. Im Magazin befanden sich zehn scharfe Schuß einer unbekannten Marke. Die juristische Beurteilung war in diesem Punkt etwas unklar, aber der Staatsanwalt hatte seinem Festnahmebeschluß auch diesen Munitionsbesitz zugrundegelegt. Das sah jedenfalls besser aus, als wenn man sich nur auf die alte Husqvarna-Flinte berufen hätte.
    Dies war außerdem nur das vorläufige Ergebnis, das sich der Staatsanwalt innerhalb der ersten sechs Stunden gewünscht hatte. Damit war er zufriedengestellt und konnte Verhöre und die weiteren Ermittlungen ruhig der Sicherheitsabteilung überlassen, wo Näslund jetzt neben der Gruppe, welche die beschlagnahmten Gegenstände untersuchen sollte, vier weitere Männer für Verhöre der drei Festgenommenen eingesetzt hatte. Fristedt und Appeltoft sollten Anneliese Ryden übernehmen, die junge Frau mit dem mutmaßlichen Kontakt zu Axel Folkesson.
    Fristedt, Appeltoft und Carl saßen in ihrem Ermittlungszimmer und wühlten in den Beschlagnahmeprotokollen. Alle drei waren unrasiert und hatten blutunterlaufene Augen. Der Kaffee quoll ihnen fast schon aus den Ohren, und das Zimmer war in Fristedts Pfeifenrauch gehüllt. Normalerweise vermied er es möglichst, in Anwesenheit nichtrauchender Kollegen zu rauchen, aber jetzt waren die Umstände ein wenig speziell. Er hatte sich die unbekannte Munition bringen lassen, weil er ahnte, daß Carl etwas sehen könnte, was den Kollegen entgangen war. Das leicht gekrümmte Magazin wurde in einer Plastiktüte hereingebracht. Carl erkannte es sofort wieder.
    »Das hier«, sagte er, nachdem er die Plastiktüte geöffnet und die Patronen mit ein paar schnellen ruckartigen Bewegungen auf den Schreibtisch gedrückt hatte, »ist eine der bekanntesten Waffen der Welt. Auf Bildern habt ihr sie bestimmt schon mal gesehen. Das Kaliber ist 5,65, und die hier haben zudem eine weiche Spitze, es ist also Kalaschnikow AK 47 … Mal sehen, die weiche Spitze bedeutet, glaube ich, daß die Munition russischer oder tschechischer Herkunft ist, aber das Magazin selbst ist chinesisch beschriftet, seht ihr.«
    Er zeigte auf die Unterseite des Magazins, und dort befanden sich deutlich Schriftzeichen, die kaum etwas anderes als chinsische sein konnten.
    Carl zog seinen Schlüsselbund mit dem taschenmesserähnlichen Instrument aus der Tasche und klappte einen kleinen Pfriem aus, mit dem er im Magazin herumtastete.
    »Die Feder ist hin«, sagte er, »damit würde man kaum schießen können. Sie ist vielleicht zu lange gedrückt gewesen oder auch einfach zu alt. Die Munition dürfte wohl noch in Ordnung sein, schreckliche Dinger. Hohe Ausgangsgeschwindigkeit; die weiche Spitze ist nach der Genfer Konvention übrigens verboten, falls das in diesem Zusammenhang von Bedeutung ist. Es ist vielleicht ein unerlaubter Munitionstyp?«
    »Woher soll ich das wissen«, bemerkte Fristedt. »Aber es ist ja schon interessant genug, daß es sich um eine typische Terroristenwaffe handelt.«
    »Ja, wir sollten uns aber trotzdem erst mit dieser Anneliese befassen«, wandte Appeltoft ein. »Hat sie schon einen Anwalt?«
    »Ja, alle haben einen Anwalt, das heißt dieser Anders Hedlund hat Schwierigkeiten gemacht und wollte sich einen eigenen Anwalt nehmen. Ich weiß nicht, wie es ausging, aber die drei anderen haben Pflichtverteidiger von irgendeiner Liste erhalten, einer Liste mit den Anwälten, die gerade dran sind«, antwortete Fristedt.
    »Wir sollten so schnell wie möglich mit ihr sprechen, sie sitzt ja bald zehn Stunden hinter Schloß und Riegel. Man weiß ja nicht, wie einer darauf reagiert, das ist bei jedem anders«, überlegte Appeltoft weiter.
    Was die drei anderen betraf,

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