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Cora - MyLady 329 - Barbour, Anne - Die geheimnisvolle Schöne

Cora - MyLady 329 - Barbour, Anne - Die geheimnisvolle Schöne

Titel: Cora - MyLady 329 - Barbour, Anne - Die geheimnisvolle Schöne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Barbour
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nahm sich nur die Zeit, um die Frisur zurechtzudrücken und die Schürze zu glätten, raffte dann die Röcke und flog förmlich zur Eingangstür.
    Im Korridor vor dem Vestibül rief sie sich zur Ordnung und hielt jäh an. Sie warf einen letzten Blick in einen Spiegel, der in der Nähe hing, und ging dann gemächlich ins Entree. Lord Cordray war soeben von Widdings begrüßt worden und sah zu ihr hin, als er sie bemerkte. Ein beunruhigendes Leuchten erschien in seinen Augen. Sie ging auf ihn zu, ohne sich dessen bewusst zu sein.
    »Sie sind zurück«, flüsterte sie und biss sich sogleich auf die Zunge, weil sie etwas so Dämliches von sich gegeben hatte.
    Er antwortete jedoch freundlich: »Ja.«
    Unter dem interessierten Blick von Mr. Widdings standen Christopher und Miss Tate einen Moment lang da, tief in den Anblick des anderen versunken.
    »Ich… wir haben Sie vermisst«, brach Gillian schließlich das Schweigen. Sie setzte sich in Bewegung. »Onkel Henry ist in seinem Arbeitszimmer«, sagte sie über die Schulter.
    »Wenn Sie mir bitte folgen wollen…«
    »Nein. Ich bin hergekommen, um Sie zu sprechen«, unterbrach Christopher schnell. »Das heißt, ich habe etwas mitgebracht.« Aus der Tasche seines Gehrocks zog er ein schmales Buch und drückte es ihr mit kaum verhohlener Aufregung in die Hand. »Ich glaube, Gillian, dass dieses kleine Buch uns die Antwort auf unser Geheimnis geben kann.«
    Überrascht starrte sie ihn an. »Was ist das? Und wo haben Sie das gefunden? Mein Onkel wird außer sich sein.«
    Wieder drehte sie sich um, weil sie zum Arbeitszimmer vorangehen wollte, doch erneut hielt Christopher sie auf.
    »Nein. Ich…« Unsicher hielt er inne. »Ich möchte erst mit Ihnen unter vier Augen darüber reden. Können wir uns einen Moment lang irgendwo ungestört unterhalten?«
    Sie zögerte. Ihr erster Gedanke war, nicht einmal auch nur fünf Minuten mit dem Earl of Cordray allein sein zu wollen. Sie traute ihm nicht und sich selber ebenso wenig.
    Im nächsten Moment tadelte sie sich. Sie war keine Sirene, der Männer sich bei der ersten Gelegenheit in die Arme warfen. Sie lächelte und ging zu dem kleinen Arbeitszimmer voran.
    Christopher schaute sich um. »Das also ist das Herz des Haushalts«, murmelte er und berührte flüchtig die auf dem Schreibtisch verstreut liegenden Rechnungsbücher.
    »Ja, ganz recht«, antwortete Gillian lächelnd. »Ich habe den ganzen Tag lang hart gearbeitet und erst vor kurzem diese elenden Zahlen überredet, in ihren jeweiligen Spalten zu bleiben und sich zu den richtigen Beträgen zu summieren.« Sie legte die Rechnungsbücher auf einer Schreibtischecke zu einem unordentlichen Haufen zusammen.
    »Aber worum geht es bei diesem Wunder, das Sie uns mitgebracht haben?«
    »Nein, Ihnen…«, begann Christopher und hielt inne.
    Etwas verwirrt wandte er sich ab und rückte Miss Tates Sessel zum Schreibtisch. Dann zog er einen Sessel für sich heran. Er legte das Büchlein auf den Schreibtisch und buchstabierte gemeinsam mit Miss Tate die auf dem Einband erkennbaren, verblassten Buchstaben.
    »Leitfaden für Tachygraphie«, murmelte Gillian. »Von T. Shelton.«
    »Ja!« rief Christopher aus. »Es hat mir schließlich gedämmert, als ich die kleinen Symbole sah, die Pepys verwendete. Ich habe mich an ein Buch erinnert, das ich einmal in Cordray Park, meinem Landsitz, in der Bibliothek sah. Das muss Jahre her sein. Ich nehme an, damals war ich noch ein kleiner Junge. Ich weiß nicht, wie ich darauf gestoßen bin oder warum ich es zur Hand genommen habe.
    Ich vermute, der Anlass war das Wort Tachygraphie. Ich hatte nicht die mindeste Ahnung, was das bedeutet, und hoffte wahrscheinlich, das Buch enthielte etwas Frivoles, für mich Verbotenes. Gleichviel. Ich war dort, in Cordray Park, um noch einmal in das Buch zu sehen.«
    Er schlug es auf. »Wie Sie sehen, handelt es sich um ein Lehrbuch über eine Art Kurzschrift.«
    »Kurzschrift!« wiederholte Gillian. »Sie meinen doch nicht…«
    »Doch! Sehen Sie? Es wurde im Jahre 1635 von niemand Geringerem als der Universitätsdruckerei in Cambridge veröffentlicht und muss in den Buchläden erhältlich gewesen sein, als Samuel Pepys durch die Londoner Straßen schlenderte. Und sehen Sie!« Langsam blätterte Christopher das Buch durch.
    »Du meine Güte!« flüsterte Gillian. »Die Zeichen sehen genau wie die in Pepys’ Tagebuch aus.«
    »Ja«, stimmte Christopher aufgeregt zu. Er kramte einen Moment lang in einer seiner Taschen und

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