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Cora - MyLady 334 - Clay, Merilyn - Miss Tessa aus Amerika

Cora - MyLady 334 - Clay, Merilyn - Miss Tessa aus Amerika

Titel: Cora - MyLady 334 - Clay, Merilyn - Miss Tessa aus Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merilyn Clay
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auffallendsten waren jedoch ihre unglaublich tiefblauen Augen, hübsch gerahmt von dichten dunklen Wimpern und überwölbt von zarten Augenbrauen. Penwyck nickte gedankenvoll. Wenn sie erst einmal richtig ausstaffiert war, wäre sie eine sehr attraktive junge Dame.
    Sie bedurfte nur der Führung, das war alles.
    Es war ungerecht von ihm gewesen, sie nach denselben Maßstäben zu beurteilen wie die jungen Damen, deren Name auf seiner Liste stand. Sie waren schließlich von den besten Lehrern des Landes unterrichtet worden, im Gegensatz zu der armen Miss Darby – ihre Tischmanieren beim Dinner am Vorabend waren allerdings tadellos gewesen. Penwyck schloss daraus, dass Miss Darby bereits genug wusste, um sich manierlich zu benehmen, während sie mit den Freundinnen seiner Mutter den Tee einnahm.
    Doch Penwyck nahm sich vor, sie scharf zu beobachten, nicht um sie dann zu bestrafen oder zu kritisieren, sondern um sie anzuleiten und ihr zu helfen. Schließlich und endlich würde sich jede Anstrengung auszahlen.

6. KAPITEL
    Nicht einmal ihr Stiefvater trug Verhaltensmaßregeln für junge Damen mit sich herum. Tessa schäumte vor Wut, als sie aus dem Arbeitszimmer stürmte. Lord Penwyck war wirklich der merkwürdigste Mensch, dem sie je begegnet war. Dass er glaubte, sie brauchte ihn, damit er ihr zeigte, wie sie sich in der Gesellschaft zu bewegen hatte, war wirklich die Höhe!
    Als sie ihr Zimmer erreicht hatte, entschied sie, der einzig gangbare Weg bestünde darin, so viel Abstand wie möglich zu dem verachtenswerten Menschen zu halten.
    Sicher gab es in London noch mehr Herren, die wie der
    »liebe Harrison« Einfluss im Oberhaus besaßen. Sie brauchte sie nur kennen zu lernen.
    Eine Woche später musste Tessa sich eingestehen, dass es beträchtlich schwieriger war, an andere englische Lords heranzukommen, als sie gedacht hatte. Sich wieder einmal die Handschuhe überstreifend, ließ sie sich die Ereignisse der vergangenen Woche noch einmal durch den Kopf gehen. Lady Penwyck, die neben ihr in der Eingangshalle des Stadthauses der Familie stand, richtete ihren Hut. Tag für Tag verkündete Lady Penwyck nach dem Lunch:
    »Heute möchte ich dich mitnehmen zu…«, worauf unweigerlich der Name irgendeiner Dame der Gesellschaft folgte, die laut Alice zum ton gehörte.
    Der ton. Tessa verzog das Gesicht. Sie hatte es so satt, zu lächeln, bis ihr die Wangen wehtaten, und an fadem Tee zu nippen und zuzuhören, wie die hohlköpfigen Matronen sich über ihre albernen Unternehmungen ausließen.
    Als sie vor einer Woche entschieden hatte, sich in Lord und Lady Penwycks Pläne zu fügen, hatte sie das in der Hoffnung getan, dabei einflussreiche Gentlemen zu treffen.
    Welchen besseren Weg gäbe es denn, besagte Herren kennen zu lernen, als in ihrem Salon zu sitzen und Tee zu trinken? Doch anscheinend waren die vornehmen Herren Londons, die über politischen Einfluss verfügten, klug genug, so wenig Zeit zu Hause zu verbringen wie der

    »liebe Harrison«.
    Andererseits war Tessa einigen Londoner Dandys vorgestellt worden, Gentlemen in ausgepolsterten Hemden und Pantalons und eng auf den Leib geschneiderten Röcken, deren Kragen so hoch waren, dass sie kaum den Kopf wenden konnten.
    Als Tessa vor zwei Tagen am Ende ihrer Geduld angelangt war, hatte sie Lady Penwyck mutig darum gebeten, ein paar Stunden allein ausgehen zu dürfen. Die Countess hatte ein schockiertes Gesicht gezogen und ihr Veto eingelegt Sie hatte Tessa eingeschärft, etwas derartig Skandalöses doch bitte nicht mehr vorzubringen, vor allem nicht in Harrisons Beisein.
    »Es gilt als überaus unschicklich für ein unverheiratetes Mädchen, allein durch die Stadt zu ziehen, meine Liebe.«
    Am nächsten Morgen jedoch hatte Tessa die Angelegenheit wieder zur Sprache gebracht und diesmal züchtig angedeutet, sie möchte gern ein wenig ungestört einkaufen. Lady Penwyck hatte nachgegeben und Tessa erlaubt, in Begleitung ihrer Kammerzofe und ein paar Lakaien zu den Läden am Piccadilly vorzustoßen.
    »Aber nur eine Stunde, und nur so lange, wie Betsy treu an deiner Seite bleibt.«
    Tessa war vor Begeisterung außer sich gewesen und hatte ihre Stunde der Freiheit überaus genossen. Sie hatte sogar etwas Flitterkram gekauft, ein Paar neue Ballschuhe und einen hübschen Hut mit einer grünen Feder. Aber sie hatte auch die aktuelle Ausgabe der »London Times« besorgt und war überglücklich, als sie an einer Straßenecke einen jungen Burschen entdeckte, der William

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