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Corbins 01 - Wer Das Paradies Nur Finden Will ...

Corbins 01 - Wer Das Paradies Nur Finden Will ...

Titel: Corbins 01 - Wer Das Paradies Nur Finden Will ... Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schlägen, dem Leid
und ihrer schrecklichen Angst. »Adam, ich ...«
    Aber er ließ die Hand sinken und
schien auf einmal meilenweit entfernt. Dachte er an die Frau, die er irgendwo
besaß, und sein Versprechen, ihr treu zu sein?
    Banner schluckte ihre Tränen
hinunter, und für den Rest des Weges blieben beide stumm.
    Es war neblig in der Meerenge von
Puget, und die Schiffsmasten ächzten im Rhythmus der Brandung. Die großen Segel
der Jonathan Lee waren im Moment völlig nutzlos.
    Temple Royce umklammerte fluchend
die Reling. Verdammt, wo blieb der Wind?
    Der erste Offizier starrte in die
Finsternis hinaus. »Es ist ein Küstenschutzboot, Käpt'n«, sagte er düster. »Wir
    sind schwer in der Patsche, wenn sie
uns mit all den Chinesen erwischen. Und was ist mit dem Rum und den Ballen
Stoff?«
    Ja, was? »Bist du sicher, daß es ein
Boot der Küstenwache ist?« fragte Temple. Er wunderte sich, daß der Mann es in
der Finsternis erkennen sollte.
    »Ich bin seit über vierzig Jahren im
Schmuggelgeschäft«, erwiderte der Erste Offizier beleidigt. »Und das ist
die Küstenwache, Käpt'n. Darauf können Sie Gift nehmen.«
    Temple seufzte. Er litt unter
Kopfschmerzen und Übelkeit. »Sag den Männern, sie sollen die Ladung versenken«,
flüsterte er.
    »Die ganze Ladung?«
    »Ja, alles. Und schnell, verdammt.«
Damit wandte Temple sich ab und ging hastig in seine Kajüte zurück.
    Aber selbst dort waren die Schreie
der Chinesen zu hören, die über Bord geworfen wurden ...
    Einige werden es sicher bis zur
Küste schaffen, tröstete Temple sich und nahm einen tiefen Zug aus der Whiskeyflasche. Aber falls tatsächlich eine Hölle existieren sollte, besteht sie nicht aus
Glut und Feuer, sondern aus der Erinnerung an diesen Tag!
    Stewart Henderson kehrte am Sonntagmorgen
in aller Frühe zurück. Er war ein untersetzter kleiner Mann mit
    gierigem Gesichtsausdruck und
schmutzigen Fingernägeln. Ein kompliziertes System von Drähten hielt sein verletztes
Kinn zusammen, was ihm das Sprechen sehr erschwerte.
    »Sie können selbstverständlich im
Haus bleiben, kleine Lady«, murmelte er.
    Banner trat entsetzt zurück, aber
dann nahm sie sich zusammen und lächelte. »Nein, das wäre nicht passend«,
erwiderte sie kühl.
    Dr. Henderson stampfte den Schnee
von seinen Stiefeln, bevor er das Haus betrat. Seine farblosen Augen
    glitten prüfend über Banner, dann
schaute er sich in der blitzsauberen kleinen Eingangshalle um. »Jemand hat hier
ordentlich saubergemacht.«
    Jenny war beim Erscheinen von Dr.
Hendersons Wagen durch die Hintertür geflüchtet, und ein Instinkt warnte Banner
davor, die Indianerin zu erwähnen. Aus diesem Grund verzichtete sie lieber auf
eine Erwiderung.
    Henderson sank in einen Sessel am
Kamin, streifte die Stiefel ab und streckte aufatmend die Beine aus.
    Augenblicklich erfüllte ein
unangenehm stechender Geruch den Raum, und Banners empfindliche Nase zuckte.
    Dr. Henderson lächelte anzüglich.
»Sie sind ein hübsches Ding«, murmelte er. »Die hübscheste kleine Lady, die
ich je gesehen habe.«
    Sich für das Kompliment zu bedanken
widerstrebte Banner, daher verschränkte sie nur die Hände und fragte sich, wann
dieser Rüpel das letzte Mal seine Socken gewechselt haben mochte. »Ich hörte,
Sie würden länger fortbleiben«, sagte sie schließlich in sachlichem Ton.
    Henderson berührte die Drähte an
seinem Kinn und versuchte zu lachen, aber es gelang ihm nicht. »Es braucht
schon mehr als eine kleine Auseinandersetzung mit einem Großmaul wie Adam
Corbin, um mich zu vertreiben«, entgegnete er flüsternd.
    »Ich habe Dr. Corbin schon kennengelernt«,
entgegnete Banner ruhig.
    »Das wundert mich nicht. Es
geschieht nicht viel in dieser Stadt, wovon er nicht erfährt.« Henderson
bemühte sich, ein besorgtes Gesicht zu machen. »Er hat Sie doch hoffentlich
nicht belästigt?« erkundigte er sich galant.
    »Nein«, log Banner. »Er hat mich
nicht belästigt.«
    Henderson schüttelte seinen fast
kahlen Kopf. »Er ist ein schlechter Mensch, dieser Adam Corbin. Ein schlechter,
verabscheuungswürdiger Mensch.«
    Banner wußte es besser, aber sie
hütete sich, ihre Meinung auszusprechen. Statt dessen sagte sie nur ruhig:
»Ich habe mich bereit erklärt, in Dr. Corbins Praxis einzutreten.«
    Der kleine Mann warf ihr einen bösen
Blick zu. »Das ist ein Fehler«, sagte er nach einer langen Pause.
    »Nein, das glaube ich nicht«, widersprach
Banner entschieden, während sie ihren Umhang und ihren Arztkoffer nahm.

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