Corbins 01 - Wer Das Paradies Nur Finden Will ...
hättest keinen
schlechteren Zeitpunkt für deinen Besuch wählen können.« Dann stand sie auf.
»Laß uns in die Küche gehen.«
»Bigamie?« wiederholte Keith ein
paar Minuten später entsetzt, nachdem Katherine ihm alles erzählt hatte. »Das
glaube ich einfach nicht!«
»Es ist auch nicht wahr, Keith«,
erwiderte Katherine ruhig. »Zum Glück, denn Adam und Banner haben schon genug
Probleme.«
Keith seufzte. »Er geht noch immer
in die Berge?«
Katherine nickte. »Wirst du mit ihm
reden, Keith? Jeff ist nicht hier, und auf mich würde Adam nicht hören, aber
dich respektiert er, und vielleicht erreichst du etwas bei ihm.«
»So?« fragte Adam, der ganz
unvermutet in der Tür erschienen war, spöttisch. »Na denn mal los, kleiner Bruder.«
Keith drehte sich lächelnd zu Adam
um. »Setz dich zu
uns«, sagte er ruhig. »Wir sprechen
gerade über dich.« »Das habe ich gehört. Was bringt dich zu uns?« »Eine
göttliche Eingebung vermutlich. Wie ich sehe, könnte ihr Hilfe brauchen.«
Adam hob seine Tasse. »Das stimmt.«
Katherine erhob sich und verließ den
Raum. Adam setzte sich auf ihren Platz.
»Nein«, sagte er entschlossen.
»Nein, was?« entgegnete Keith.
»Nein, ich werde dir nicht sagen,
warum ich alle drei Wochen in die Berge fahre.«
Keith seufzte ergeben. »Habe ich
dich etwa danach gefragt?«
Banner merkte kaum, daß ihr Bauch
allmählich rundlicher wurde — dazu hatte sie viel zuviel zu tun. Einige der
Patienten waren zu ihren Familien zurückgekehrt, andere befanden sich noch in
der Klinik.
Ansonsten war das Haus leer.
Katherine war in Olympia, Melissa in ihrem College, Keith hatte auch den Heimweg
angetreten, und Francelle war von ihrem Vater in den Osten geschickt worden, um
ihre Ausbildung zu beenden.
Banners Papiere waren wie durch ein
Wunder in ihrem Arztkoffer aufgetaucht, und es bestand keine Gefahr mehr, daß
sie zurück ins Gefängnis mußte. Doch es wurde viel geredet in der Stadt — vor
allem über die fragwürdige Moral von Adam Corbins rothaariger Frau. Banner
merkte es, wenn sie in Port Hastings einkaufte. Die meisten Frauen ignorierten
sie und traten hastig beiseite, wenn sich im Vorbeigehen ihre Röcke streiften.
Es kränkte Banner sehr, obwohl sie nicht bereit gewesen wäre, es zuzugeben. Und
als sei das nicht genug, hatte Adam seine regelmäßigen Besuche in den Bergen
wieder aufgenommen. Er bot Banner nie wieder an, ihn zu begleiten, und sie bat
auch nicht darum — dafür sorgte seine abweisende Miene schon.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als
sich in ihr Schicksal zu fügen. Tagsüber fiel es ihr nicht leicht, aber dafür
waren die Nächte das reinste Paradies. Adam hätte ihr nie gestattet, noch
einmal aus seinem Schlafzimmer auszuziehen, und Banner wollte es auch gar
nicht. Schamlos klammerte sie sich an das einzige in ihrem Leben, was zu
funktionieren schien.
Im April kam das Telegramm. Banner
sah, daß es in Portland/Oregon aufgegeben worden war, aber sie wagte nicht, es
zu öffnen.
Als Adam an diesem Abend aus den
Bergen wiederkam, sah er so hager und müde aus, daß sie ihm ausnahmsweise
keine Vorwürfe machte. Aber in ihrer Sorge vergaß sie auch das Telegramm, das
auf dem Schreibtisch lag.
Am Morgen, nachdem Adam zu seinen
Hausbesuchen aufgebrochen war, lag es noch immer unangetastet auf dem Tisch.
Und da es an Adam gerichtet war, öffnete Banner es auch diesmal nicht.
Eine harte, schmerzhafte Beule wuchs an
Jeffs Hinterkopf, und mit der Beule seine Beschämung.
Verdammt, eine Sekunde lang hatte er
Malloy den Rücken zugekehrt, und dieser Schuft hatte es sofort ausgenutzt!
Grollend schlenderte Jeff auf die Silver
Shadow zu. Er hatte Adam gewarnt, das war das Wichtigste. Und der Gedanke,
nach Hause zu gehen und ihm zu erklären, wie er sich von Malloy hatte
niederschlagen lassen, war ihm äußerst unangenehm.
Im Augenblick wollte Jeff nichts als
ein halbes Dutzend Drinks und mindestens genauso viele Frauen ...
Adam verließ das warme Bett nur äußerst
widerwillig, als Maggie ihn benachrichtigte, daß es in Water Street eine
Keilerei gegeben hatte und ein Arzt gebraucht wurde.
Während Adam in seinen Wagen stieg,
den freundlicherweise schon jemand angespannt hatte, nahm er sich
vor, Banner bei seiner Rückkehr zu
wecken. Er kannte verschiedene Arten, sie auf angenehme Weise aus dem Schlaf zu
reißen. Er würde ...
Aber da explodierte etwas in seinem
Kopf, er taumelte zurück, und alles wurde schwarz vor seinen Augen. Jeff sah
den Wagen und
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