Corbins 02 - Wer ein Laecheln des Gluecks einfaengt...
»Hör
auf — die Leute können uns sehen!«
»Das stört mich nicht«, entgegnete er
schmunzelnd.
»Mich aber!« murmelte Fancy
errötend, Rafes Anspielungen noch im Ohr. Es war ihr plötzlich ungeheuer
wichtig, einen guten Eindruck zu machen.
Jeff versetzte ihr einen zärtlichen
Klaps, dann ließ er sie los. »Soll ich dir verraten, was ich mit dir vorhabe,
sobald wir allein sind?« fragte er in vielsagendem Ton.
»Nein!« rief Fancy und verschränkte
die Arme über der Brust, den unbewußten Versuch, ihn auf Distanz zu halten.
Jeff strich ihr sanft übers Kinn. »Zuerst«, sagte er, als hätte er gar nicht
zugehört, »werde ich dich ...«
Fancy wirbelte herum und stürmte zu
ihrem Tisch zurück. Jeffs amüsiertes Lachen folgte ihr. Als sie sich umdrehte,
war er jedoch fort, und ihre ganze moralische Entrüstung war umsonst gewesen.
Und der Gedanke, was
er tatsächlich mit ihr tun würde,
wenn sie allein waren, trieb ihr heiße Röte in die Wangen.
Zum Glück hatte sich eine neue
Zuschauergruppe um ihren Tisch gebildet. Sie begann ihre Vorstellung und
schaute ab und zu verstohlen zu Phineas' Ballon hinüber. Im Bewußtsein, wie
lächerlich es war, auf einen toten Gegenstand eifersüchtig zu sein, wünschte
sie inständig, der Ballon möge platzen.
Als es endlich Abend wurde, war
Fancy erschöpft und sehr schlecht gelaunt. Sie murmelte ärgerliche Worte vor
sich hin, während sie Hershel fütterte, und erwiderte Jeffs amüsierte Blicke
mit ungehaltenem Stirnrunzeln.
Er hockte im Schneidersitz auf dem
Gras und unterhielt sich mit Phineas. Ab und zu lachten die beiden Männer, und
daß sie nicht hören konnte, worüber, versetzte Fancy nur noch mehr in Wut.
Als Jeff den Schinken, das Brot und
den Apfelwein auspackte, die er in der Stadt besorgt hatte, war sie kurz davor,
ihm die Augen auszukratzen. Aber da sie Hunger hatte, setzte sie sich
widerstrebend zu den Männern.
Phineas schien die Mahlzeit zu
genießen, und er sah schon etwas besser aus als am Morgen. Fancy hatte den
Eindruck, daß der Apfelwein, den die beiden Männer t ranken, etwas anderes
enthalten mußte als ihr eigener, denn sie wurden mit jedem Glas fröhlicher,
lachten häuI ig, und Phineas erzählte phantastische Geschichten über seine
Reisen in dem Heißluftballon.
»Könnten wir nicht über etwas
anderes sprechen?« warf Fancy ein, die den Ballon inzwischen haßte.
Jeff maß sie mit einem nicht zu
deutenden Blick und stellte Phineas eine Frage über Luftströmungen. Phineas
antwortete mit einem detaillierten Vortrag, und Fancy war so gekränkt, daß sie
ihren Teller abstellte und auf den Ballon zuging.
»Du benimmst dich wie ein kleines
Kind«, bemerkte eine vertraute Stimme hinter ihr.
Fancy drehte sich um, und jetzt
waren die Tränen, die sie den ganzen Tag unterdrückt hatte, nicht mehr zurückzuhalten.
»Ha — wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen!«
Jeff lächelte nachsichtig. »Weißt
du, was du brauchst, Missis Corbin? Eine anständige Tracht Prügel.«
Aus Empörung wandte Fancy ihm den
Rücken zu und versetzte der sanft schaukelnden Gondel des Ballons einen harten
Tritt.
Augenblicklich fühlte sie sich von
starken Armen ergriffen und aufgehoben. Fancy schnappte vor Wut nach Luft, als
Jeff sie wie ein Bündel unter den Arm schob und davontrug.
Aufgebracht trat sie nach ihm und
zappelte wie wild. »Laß mich sofort los . . was fällt dir ein ...?«
Jeff ging lachend weiter. »Es wird
Zeit, daß wir uns darüber einigen, wer in dieser Ehe das Sagen hat ... Liebling.«
Fancy wehrte sich verzweifelt,
während sie dem Wald immer näherkamen. Sie hörte eine Eule rufen und das leise
Plätschern des Bachs. Falls Jeff tatsächlich vorhatte, sie zu schlagen, gab es
nichts, was sie dagegen tun konnte, und dieses Gefühl der Hilflosigkeit brachte
sie fast um den Verstand. »Wenn du mich anrührst«, drohte sie, »reiße ich dir
die Leber heraus und füttere Hershel damit!«
»Nun übertreib mal nicht, Liebling«,
entgegnete Jeff gelassen.
Ordinär! Fancy zitterte vor Empörung
und Zorn — mit welchem Recht behauptete er, daß sie übertrieb? Schließlich war
es Jeff, der hier eine Szene machte, nicht sie! »Du-du Schuft ...«
Jeff ging schneller, und Fancys
unfreiwillige Reise wurde noch unbequemer. Zweige verfingen sich in ihrem Haar
und zerrten an ihrem Kleid, als sie sich dem Bach näherten. »Ich sehe jetzt,
daß du eine strenge Hand verdienst«, bemerkte Jeff sachlich. »Ich liebe
temperamentvolle
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