Corbins 02 - Wer ein Laecheln des Gluecks einfaengt...
...«
»Nein?« fragte Fancy siegessicher
und biß ihn noch einmal.
Jeff mußte plötzlich lachen. »Das
wirst du noch bereuen«, rief er. »Du wirst es mir bezahlen.«
Aber Fancy brach ihr aufreizend
sinnliches Spiel nicht ab.
»Du Hexe!« stöhnte er erstickt.
Fancy fühlte sich tatsächlich
mächtig wie eine Hexe in diesem spannungsgeladenen Moment, und als eine Welle
der Ekstase durch Jeffs Körper ging und er heiser ihren Namen schrie, lachte
sie vor Freude.
Doch Jeff hielt sein Versprechen,
daß er ihr Vergeltung für die süße Qual geben wollte, und Fancy glaubte zu vergehen,
so stark waren die lustvollen Empfindungen, die er in ihr weckte. Die
Leidenschaft trug sie davon in ein Paradies sinnlichen Glücks.
Später lag sie still in Jeffs Armen
und dachte nach. Was geschehen war, mochte von durchgreifender Bedeutung für
sie sein, aber das hieß noch lange nicht, daß sich auch für Jeff etwas geändert
hatte. Ihre Hochzeitsnacht ...
Unwillkürlich dachte sie an Amelie
und Keith und die wundervolle, elegante Hochzeit, die sie feiern würden Amelie
in einem langen weißen Kleid, Keith im Frack, unzählige Gäste, die ihnen Glück
wünschten, eine Hochzeitstorte ...
»Fancy?«
Sie drehte den Kopf zur Seite, damit
Jeff ihre Tränen nicht sah. Aber anscheinend zu spät, denn er legte die Hand
unter ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich herum.
»Was hast du?« fragte er sanft —
fast zu sanft für einen Ehemann, der seine Frau nicht liebte.
Fancy versuchte sich vorzustellen,
was Jeffs Familie dazu sagen würde, daß er eine Frau geheiratet hatte, die
gesellschaftlich so weit unter ihm stand. Der Gedanke erfüllte sie mit
Entsetzen. »Du wirst dich meiner schämen!« schluchzte sie.
Jeff küßte sie zärtlich. »Nie!«
versprach er.
Doch Fancy konnte sich nicht
beruhigen, und Jeff zog sie noch fester in die Arme. »Fancy, ich ...« begann
er, und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Aber Jeff sprach den Satz nicht aus,
und die einzigen Worte, die Fancy hätten trösten können, kamen nicht.
Sechs
Vögel zwitscherten in den Bäumen, und der
Bach plätscherte munter vor sich hin, als Fancy erwachte. Doch bevor sie die
Augen öffnete, wußte sie, daß Jeff nicht mehr bei ihr war.
Er hatte ihre inzwischen trockene
Unterwäsche zu ihren Füßen ausgebreitet, und sie zog sie lächelnd an, bevor sie
ihr sternenbesetztes Kleid überstreifte.
Ihr von der stürmischen Liebesnacht
zerzaustes Haar in Ordnung zu bringen, war nicht so leicht, und es dauerte eine
ganze Weile, bis sie dann zu Phineas ins Lager ging.
Er saß allein am Feuer und schaute
ihr lächelnd entgegen, als bemerkte er ihre Verlegenheit gar nicht. »Guten Morgen,
Missis Corbin«, begrüßte er sie freundlich und reichte ihr einen Becher mit
Kaffee.
Für einen kurzen Moment erlaubte
Fancy sich, Stolz auf ihren neuen Namen zu empfinden, aber dann kamen die
Zweifel zurück. Sie schaute sich verstohlen um. Jeff war nirgendwo zu sehen.
»Er ist in die Stadt gefahren«,
sagte Phineas, der ihren suchenden Blick bemerkt hatte. »Er bat mich, dir auszurichten,
daß er am späten Nachmittag zurückkommt.«
Am späten Nachmittag! dachte Fancy
gekränkt. War es üblich, daß ein Bräutigam seine Braut so bald verließ? Es war
gut möglich, daß er seine überstürzte Heirat schon bereute ...
Phineas drückte Fancy eine Schale
mit Haferschleim in die Hand. »Mach dir keine unnötigen Gedanken, Fancy«,
meinte er sanft. »Jeff liebt dich. Er wird zurückkommen.«
Es wäre sinnlos gewesen, Phineas
darüber aufzuklären, daß Jeff sie gar nicht liebte. Der alte Mann würde fragen,
warum sie ihn dann geheiratet hatte, und Fancy hätte sich zu sehr schämen
müssen, ihm eine ehrliche Antwort darauf zu geben. Im übrigen war es für einen
wohlhabenden, einflußreichen Mann wie Jeff bestimmt nicht schwer, eine
Annullierung ihrer Ehe zu erreichen.
»Ich kenne eine Sängerin in Port
Angeles, die einen Seemann heiratete«, sagte Fancy nach einer Weile nachdenklich.
»Er machte sich am Tag nach der Hochzeit auf die Suche nach einer Wohnung und
kam nie wieder.«
Phineas schürte das kleine Feuer. Er
war wieder sehr blaß im Gesicht, beinahe grau. »Ich glaube nicht, daß Jeff zu
so etwas fähig wäre«, antwortete er.
Über der Sorge um ihren Freund
vergaß Fancy ihre eigenen Probleme. »Phineas, du siehst nicht gut aus. Du bist
krank, nicht wahr? Sag mir die Wahrheit.«
»Ich bin nur müde«, entgegnete er
seufzend. »Der Gedanke, mich bei meiner Schwester
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