Corbins 02 - Wer ein Laecheln des Gluecks einfaengt...
kühl.
»Haben Sie nur dieses eine Kleid?«
fragte Jewel weiter, als Fancy Hershels Käfig auf den Tisch hob.
Nun reichte es ihr. Damenhaftes
Benehmen war eine Sache — Dummheit eine andere. »Was wollen Sie mir wirklich zu
verstehen geben, Miss Stroble?« fragte sie mit kaum beherrschter Ungeduld.
Jewel betrachtete ihre kurzen
Fingernägel. »Die Corins sind Katholiken.«
Auch das war Fancy neu. Es gab so
vieles, was sie nicht wußte; so vieles, was Jeff ihr nicht gesagt hatte. Doch
sie schhwieg und wartete Jewels nächsten Angriff ab.
Der ließ nicht lange auf sich
warten. »Jeffs Familie wird keine Trauung anerkennen, die nicht in einer Kirche
stattgefunden hat«, meinte Jewel triumphierend. »In ihren Augen ist Ihre Ehe
mit Jeff ungültig.«
Fancy wurde übel. Viel wußte sie
nicht über die katholische Religion, da sie selbst der Presbyterianischen
Kirche a ngehörte, aber sie wußte, wie Katholiken über zivile Trauungen
dachten. Jeff mußte es auch wissen, und das tat weh.
Doch Jewel ersparte ihr eine
Antwort. »Natürlich wird es nicht schwer für ihn sein, die Ehe annullieren zu
lassen, sobald er Ihrer überdrüssig wird«, fügte sie schadenfroh hinzu. »Und
das wird nicht lange dauern, Fancy Jordan.«
Es kostete Fancy fast
übermenschliche Kraft, sich zu beherrschen. »So wie er Ihrer überdrüssig
wurde?« versetzte sie scharf.
Jewel wurde blaß. Ihre vollen Lippen
zuckten, als wollte sie etwas sagen, aber dann drehte sie sich abrupt um und
suchte das Weite.
Fancy war weit davon entfernt, ein
Triumphgefühl zu empfinden. Es war ein schrecklicher Fehler gewesen, Jeff
Corbin zu heiraten. Sie hätte sich gleich denken sollen, daß ein Mann wie er
keine dauerhafte Bindung mit einer Frau wie ihr eingehen würde — einer Frau,
die sich gezwungen sah, Pennies vom Boden aufzusammeln und jeden Tag das
gleiche Kleid zu tragen ...
Heiße Tränen strömten über ihre
Wangen, während sie ihre Zaubersachen einsammelte. Vielleicht war der
Schlangenbeschwörer gar nicht berechtigt, Trauungen vorzunehmen. Vielleicht
hatte Jeff sie belogen ... Die Vorteile, die er daraus ziehen würde, waren mehr
als offensichtlich.
Zehn Minuten später fand Fancy ihren
>Gatten<, der Phineas half, den Ballon für die Nacht zu sichern. Sie
drückte Jeff das Paket mit dem Kleid, dem Parfum und dem Nachthemd in die Hände
und wandte sich ab.
Wie erwartet — und befürchtet und
erhofft — folgte Jeff ihr und hielt sie am Arm zurück. »He, warte mal!« rief er
empört.
Phineas schlenderte pfeifend weiter.
Andere Schausteller jedoch waren nicht so diskret, und Fancy spürte ihr
Interesse an der zu erwartenden Szene. Aus diesem Grund bemühte sie sich, einen
ruhigen, gedämpften Ton zu wahren.
»Laß mich gehen, du betrügerischer
Schuft, bevor ich dich für deine Ausschweifungen einsperren lasse.«
Jeff starrte sie betroffen an, aber
er ließ die Arme sinken. »Was ist denn jetzt schon wieder?« wollte er wissen.
»Du bist katholisch!« zischte Fancy
böse. »Warum hast du mir das nicht gesagt?«
»Ist das denn wichtig?« wandte Jeff
verärgert ein.
Fancys Beherrschung ließ spürbar
nach. Ihre Stimme wurde schriller, lauter, und die Zuschauer interessierten Nie
auf einmal gar nicht mehr. »Dein Bruder ist ein Methodistenprediger, Jeff,
und da sagst du mir nicht, daß du katholisch bist?«
»Ich hatte keine Zeit für
religionstechnische Fragen!« »Nein, du warst zu beschäftigt, mich zu
verderben.« »Zu verderben!« schrie Jeff unbeherrscht. »Ist es das,
was ich getan habe, Fancy? Habe ich
dich verdorben?« Die Umstehenden lachten, aber Fancy hörte es kaum.
»Ja!«
»Es hat dir aber mächtig Spaß
gemacht, nicht wahr?« knurrte Jeff erbost.
»Ich habe es ertragen!« rief Fancy
entrüstet. »Mehr nicht! Aber jetzt ist die Farce vorbei, und ich gehe!« »Gut!«
Fancy war auf Widerspruch
vorbereitet, und Jeffs Zustimmung brachte sie vollkommen aus dem Konzept. »Ich
will dich nie wiedersehen!«
»Wunderbar!« war seine Antwort.
»Wohin willst du denn, wenn ich fragen darf?«
»Irgendwohin, wo du nicht bist, du
... du Betrüger! Du Wüstling! Du ...«
Jeff zog spöttisch die rechte
Augenbraue hoch. »Ja?«
Fancy stürzte sich auf ihn, trat und
schlug nach ihm und weinte vor Zorn und Erniedrigung. »Du hast mich nur
geheiratet — falls es überhaupt eine Trauung war —, um mich in dein Bett zu
kriegen!« schrie sie hysterisch.
»Gib es ihm, Mädchen!« rief Eudora,
das Riesenweib,
ihr begeistert
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