Corbins 02 - Wer ein Laecheln des Gluecks einfaengt...
Arm um die Schultern und stützte sie. »Fancy!«
Sie holte tief Luft. »Hinunter«,
sagte sie mit erzwungener Ruhe. »Ich will nach unten.«
Doch anstatt ihren Wunsch zu
erfüllen, stieß Jeff einen wütenden Fluch aus. Fancy öffnete die Augen, sah ihn
an und beugte sich verwirrt über den Rand des Korbs.
Unten stand Temple Royce und schaute
grinsend zu ihnen hinauf. Die Pistole in seiner rechten Hand schimmerte
silbern im Sonnenschein.
»Na schieß doch!« forderte Jeff ihn
spöttisch auf. »Mit all diesen Zeugen in der Nähe, alter Freund, wirst du endlich
dort landen, wo du hingehörst — am Galgen!«
Temples Grinsen verblaßte. »Corbin,
du Schuft, komm sofort herunter!«
Fancy ließ sich auf die Knie fallen,
und die Gondel schwankte bedenklich. »0 Gott!« wimmerte sie.
»Corbin!« brüllte Temple.
Jeff stand hoch aufgerichtet in der
Gondel, und die Art, wie er die Hand hob und winkte, erinnerte Fancy an einen
Politiker. »Erinnerst du dich an die Dame?« rief er, während der Ballon höher
und höher stieg. »Sie singt, sie tanzt, und — glaub mir, Temple — sie kann
wirklich zaubern!«
»Komm herunter!« schrie Temple ihm
zu.
»Tut mir leid«, rief Jeff lachend. »Ein
andermal — an einem anderen Ort.«
Fancy stöhnte. Sie ertrug es nicht
mehr. »Jeff, der Bal!on schwebt frei in der Luft!« ermahnte sie ihren Mann.
»Ich weiß«, entgegnete er heiter.
Tatsächlich schwebten sie am blauen
Himmel dahin, frei und sicher — wenigstens für den Augenblick — aber Fancy
konnte dem Ausflug keinen Spaß abgewinnen. Irgendwo über dem Columbia River
rappelte sie sich auf. Jeff war damit beschäftigt, das Ventil zu öffnen, das
Gas in den Ballon entließ.
»Wir sind Temple entkommen«, sagte sie
aufatmend. »Ja«, bestätigte Jeff. »Aber er wird uns folgen.« Daran hatte Fancy
nicht gedacht. »Woher wußte er
überhaupt, wo wir waren?« fragte sie
besorgt.
»Ich habe es ihm gesagt«, antwortete
Jeff gelassen. Fancy wurde übel. Sie beugte sich über den Rand der Gondel und
übergab sich.
Die Gondel trieb am blauen Himmel dahin,
Stunden, wie es Fancy schien, über Hügel und Flüsse, bis sie irgendwann kurz
vor Sonnenuntergang in einem Weizenfeld landeten. Der Korb hatte kaum die Erde
berührt, als Fancy auch schon heraussprang und sich eilig vom Ballon entfernte.
Jeff lachte schallend, aber er
folgte ihr nicht, Fancy hörte das zischende Geräusch entweichenden Gases und
rannte weiter. Als sie stolperte und stürzte, drehte sie sich nach Jeff um,
aber er war damit beschäftigt, große Steine in die Gondel zu laden.
»Du Idiot!« schrie sie gereizt. »Was
machen wir jetzt? Was sollen wir bloß tun?«
»Ich werde diesen Ballon sichern,
und du hörst auf, herumzukeifen wie ein Fischweib!« schrie Jeff zurück.
»Ein Fischweib?« rief Fancy empört
und stolperte zu ihm zurück. Ihr Haar war aufgelöst, ihr Kleid verschmutzt,
und der liebe Himmel wußte, was ihnen sonst noch alles zustoßen konnte! »Was
fällt dir ein, mich ein Fischweib zu nennen?«
»Halt den Mund«, knurrte Jeff. »Wäre
dir lieber gewesen, wenn ich mich von Royce hätte erschießen lassen?«
»Ich wußte gar nicht, daß du Angst
vor ihm hast«, versetzte Fancy, hielt sich jedoch in sicherer Distanz.
Jeff stürmte auf sie zu und
herrschte sie an: »Ich habe weder Angst vor Temple noch vor sonst jemandem!
Aber er hatte eine Waffe und ein Dutzend Männer, und ich nichts als dein
verdammtes Kaninchen!«
»Wenn du ihn nicht so
herausgefordert hättest, wäre vielleicht gar nichts passiert!« konterte Fancy
erregt und einem hysterischen Anfall nahe. »Meinst du, ich wüßte nicht, was du
meintest, als du sagtest, ich könnte zaubern? Es war eine Anspielung auf
unsere intimen Beziehungen!«
Jeff grinste unbefangen. »Klar.«
»Was fällt dir ein . .«
»Das fragst du mich andauernd«, fiel
er ihr hart ins Wort. »Ich werde es dir sagen — ich tue, was ich will, und das
solltest du dir endlich ins Gedächtnis schreiben!«
»Würdest du dann bitte gleich vom
nächsten Felsen springen?«
Wieder grinste Jeff und machte jenes
geheime Zeichen, vor dem er Fancy schon gewarnt hatte. Aber sie war so wütend,
daß sie ihm mit der flachen Hand ins Gesicht s chlug
und sich abwandte, um von neuem davonzustürzen.
Trotz ihrer Tränen, die ihre Sicht
behinderten, fand
ncy einen Weg aus dem endlosen
Weizenfeld. An einem kJeinen Bach machte sie halt, wusch ihre Hände und ihr
Gesicht und entdeckte dann eine alte Mühle auf der anderen
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