Corellia 02 - Angriff auf Selonia
der Mühe hatte, sei nen Zorn zu zügeln. »Ist heute nicht viel los? Willst du ein paar Stunden totschlagen, indem du mir die Fingernägel ausreißt?«
»Bring mich nicht auf irgendwelche Ideen«, warnte Thrackan. »Ich brauch' keine mehr. Ich hab' schon eine Idee. Eine Überraschung für dich. Aber du mußt dich noch etwas gedulden. Wir müssen uns zuerst unterhalten.«
Han wollte lachen, brachte aber nur ein ersticktes Husten heraus. »Klar, wir haben eine Menge nachzuholen. Was führt dich denn zu mir?« Abgesehen von dieser Flasche in deiner Hand. Vielleicht hatte sein Vetter Gewissensbisse bekommen und war nur hier, um von Han zu hören, daß alles in Ord nung war. Nicht gerade die logischste Reaktion, aber Thrac kan war so etwas ohne weiteres zuzutrauen.
»Ich wollte dich sehen«, sagte Thrackan. »Außerdem wollte ich dir was erklären, bevor ich dir die Überraschung zeige. Und du mußt was für mich tun.«
»In Ordnung«, nickte Han. »Was willst du mir erklären?«
Thrackan seufzte. »Ich bin gekommen, weil ich deine Hil fe brauche. Sonst hätte ich dich schon längst wegen des Angriffs auf den Raumhafen hinrichten lassen.«
»Du läßt mich von einer Selonianerin zusammenschlagen und erwartest dann im Ernst, daß ich dir helfe?«
»Das war notwendig«, sagte Thrackan wegwerfend. »Ein kleines Theater für die Offiziere. Du bist unser wichtigster Gefangener – und du weißt so gut wie ich, wie man auf die sem verdammten Planeten über Familienbande denkt. All diese Geschichten, daß ein richtiger Mann bereit sein muß, für seine Familie all seine Prinzipien und Pflichten aufzugeben. Meine Männer mußten sehen, daß ich mich davon nicht beeinflussen lasse.«
»Freut mich, daß ich dir helfen konnte, deine Integrität zu beweisen«, sagte Han. Er hatte diese Geschichten natürlich etwas anders in Erinnerung. Die Moral dieser Geschichten war, daß es gut war, die Familie an erster Stelle zu setzen. Offenbar hielt man in der Menschenliga nichts von diesem Unsinn. »Aber warum brauchst du mich?«
Thrackan sah seinem Vetter offen ins Gesicht. »Aus zwei Gründen. Erstens soll jeder erfahren, daß du immer dort bist, wo auch ich bin. Du bist für mich eine Art Rückversicherung. Dieser Ort ist sehr gut verborgen, aber es sind schon bessere Verstecke als dieses gefunden worden. Das Gebäude ist ziemlich massiv, doch man braucht nur eine ausreichend große Bombe punktgenau ins Ziel zu bringen, dann knackt man jeden Bunker.«
Han lächelte. »Wenn die Chance besteht, dich zu erledi gen, wird man kaum darauf verzichten, nur weil es mich mit erwischt.«
»Mutige Worte, aber falsch. Wenn – und es ist ein sehr großes Wenn – es Generalgouverneur Micamberlecto ge lingt, einen Gegenangriff zu starten, oder wenn es der Neu en Republik gelingt, nach Corellia durchzubrechen, werden sie keine Operation wagen, die dein Leben gefährden könn te. Glaubst du wirklich, der Generalgouverneur und deine Frau würden den Befehl zur Bombardierung eines Gebäudes geben, in dem du dich befindest? Oder daß eine Flotte der Neuen Republik, kommandiert von all deinen alten Kumpeln, es wagen würde? Niemals! Vielleicht werden sie irgendein tollkühnes Kommandounternehmen starten, um dich zu befreien, aber ich kann dir garantieren, daß wir auf diese Möglichkeit vorbereitet sind.«
Han mußte zugeben, daß Thrackan in diesem Punkt recht hatte, und entschloß sich, das Thema nicht weiterzuverfol gen. »Was war der zweite Grund, warum du mich brauchst?« fragte er.
Thrackan trank einen Schluck aus der Flasche und gesti kulierte. »Im Moment erzähle ich der Welt einen Haufen Lü gen. Gehört alles zum Plan. Wenn die Zeit reif ist, die Wahr heit zu sagen – oder zumindest die Wahrheit durchsickern zu lassen –, wirst du ein sehr nützlicher Bote sein. Die Leu te – die Leute, auf die es ankommt – werden dir glauben.«
»Um was für Lügen und Wahrheiten geht es überhaupt?« fragte Han.
Thrackan lächelte. »Oh, nein. Nein, nein. Ich gehe kein Ri siko ein. Wahrscheinlich habe ich sowieso schon zuviel ge sagt.« Thrackan schwieg einen Moment und sah Han direkt in die Augen. Er legte seinem Vetter eine Hand aufs Knie und drückte es kumpelhaft, was neue Schmerzwellen durch Hans geschundenen Körper jagte. Thrackan bemerkte es of fenbar nicht. »Weißt du, auch wenn ich's nur ungern zuge be, ich freue mich, dich zu sehen. Vielleicht sind wir im Mo ment Feinde, und du bist mein Gefangener, aber wir sind immer noch
Weitere Kostenlose Bücher