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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Magazin gefunden hatte. Der Titel lautete: »Schöpfung durch Amateure.« Alicia schoß sofort zurück: »Und wer sind die Profis?« Dann las sie. Der Artikel verriet die üblichen Ängste, insbesondere aber das Unbehagen der gewöhnlichen Intellektuellen gegenüber den Naturwissenschaften.
    Einige dieser Ängste waren auch ihr nicht fremd. Sie hielt sich für jemanden, der mit dem Hosenboden flog, wie es in der Fliegersprache hieß, für sie war die Physik in erster Linie Instinktsache. Die Theoretiker betrachteten die Natur dagegen als Buch, in dem man lesen mußte.
    Für Descartes hatte Gott noch höchstpersönlich garantiert, daß die Welt, wie der Mensch sie sah, auch wirklich echt und keine Illusion war. Die moderne Physik hatte Gott längst fallengelassen und hoffte, zur Wahrheit vorzudringen, indem sie die Natur unablässig mit Fragen bombardierte. Es gab nur eines, woran Wissenschaftler wirklich glaubten: daß nämlich die Methode des Nachdenkens, Nachprüfens und Weiterdenkens doch früher oder später irgendeine Form von Wahrheit zutagefördern müsse.
    Aus diesem Blickwinkel nahm Alicia nun die eigene Arbeitsweise unter die Lupe. Was war mit den Experimentalphysikern? Sie verließen sich letztlich auf ihre Detektoren, die sie einerseits vor Irrtümern schützten und andererseits verhinderten, daß der Mensch mit der Natur in Berührung kam. Die Natur war da draußen , und ihre Gesetze standen unter dem Diktat der Mathematik.
    Existenziell gesehen saßen Theoretiker und Experimentatoren in einem Boot. Sie beschäftigten sich ausschließlich mit einer Welt jenseits des menschlichen Raums und der menschlichen Zeit, mit einer ewigen Welt. Und mit Gesetzen, die, verdammt noch mal, auch wirklich Gesetze waren.
    Doch sie und Zak und Max – und auch diese Pfuscher von Brookhaven – hatten das alles auf den Kopf gestellt. Nun wurden Universen von häßlichen, kleinen Primaten geschaffen, die furzten und in der Nase bohrten und nicht einmal bestimmen konnten,von welchen Gesetzen ihre Universen beherrscht werden sollten.
    »Wer hat denn nun die Naturgesetze bestimmt?« fragte sie.
    Max zuckte die Achseln und lächelte schüchtern. Aber sie sah, daß auch er sich mit diesen Fragen herumschlug, die immer weitere Kreise zogen.
     
    »Ich habe eine große Überraschung für Sie.« Onell war ganz atemlos.
    »Ich bin zur Zeit nicht leicht zu überraschen.« Alicia ließ sich im Büro des Fachbereichsvorsitzenden auf einen Stuhl fallen. Sie war momentan von früh bis spät im Labor, ließ für sich und Zak eine Pizza kommen, wenn sie hungrig waren, knobelte mit Max herum und verbrachte sogar manchmal die Nacht dort auf dem Fußboden. Und den Schrecken der Entführung hatte sie noch immer nicht restlos überwunden.
    »Das ist die Lösung«, erklärte Onell strahlend. »Bei den vielen Prozessen …«
    »Die Klagen wurden doch nicht etwa zurückgezogen?«
    »Äh … nein.«
    »Mist.« Sie hatte sich mit Bernie Rossunterhalten und wußte nun, womit die Anwälte soviel Geld verdienten.
    »Das Weiße Haus hat eben angerufen. Der Präsident möchte sich Ihre … äh … Kugel ansehen.«
    Alicia saß da und sagte kein Wort. Und sie spürte keine Reaktion. Überhaupt keine. So müde konnte sie doch gar nicht sein? »Ich … äh … ich habe keine Zeit.«
    »Was? Es geht um …«
    »Ja, ich weiß, um den Präsidenten.«
    »Das ist eine große Ehre, Alicia. Der Kanzler ist ganz außer sich vor Freude. Er sieht darin ein Zeichen, daß die Obrigkeit nach all den negativen Schlagzeilen sich damit sozusagen offiziell hinter das Verhalten der UCI in der Frage Ihrer … äh …«
    »Ich verstehe. Sie halten es also für ausgeschlossen, daß der Präsident schlicht und einfach neugierig ist und nur den Cosm sehen möchte?«
    »Nun, wir halten es in jedem Fall für eine große Ehre …«
    »Natürlich.« Sie ahnte schon, daß wohl nichts mehr zu ändern war.
    »Und außerdem, wenn Sie meinen Rat befolgt und den Medien gestattet hätten, ein paar Aufnahmen zu machen …«
    »Das hätte mich Daten gekostet.«
    »Nur ein paar Stunden, ist das so schlimm?«
    »Ja, denn inzwischen entspricht das einer Million Jahre kosmischer Entwicklung.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Schon gut. Ich spiele mit, okay?«
    Onell sprang auf und rieb sich tatsächlich die Hände – eine Geste, die Alicia zwar als Klischee kannte, aber noch nie in Wirklichkeit gesehen hatte. »Wir werden alles arrangieren, keine Sorge. Wir bereiten ihm einen großen Empfang

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