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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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auf den anderen. »Ich wollte Sie fragen, ob Brads Eltern Ihres Wissens Verbindung zu irgendwelchen religiösen Gruppen unterhalten. Zu Leuten also, die mit Ihrer Entführung zu tun haben könnten.«
    »Nein. Ich kenne sie auch nur vom Begräbnis.«
    »Brad selbst hat nie über seine religiöse Einstellung gesprochen? Oder über die seiner Eltern?«
    »Religion ist in Physikerkreisen normalerweise kein Thema.«
    Sturges verzog spöttisch die Lippen, setzte aber sofort wieder seine Amtsmiene auf. »Wir hatten Besuch von einigen Bundesbeamten, und die dachten, da könnte ein Zusammenhang bestehen.«
    »Bundesbeamte? «
    »Sie sagten, sie wollten untersuchen, ob die Entführung einen religiösen Hintergrund hatte und ob vielleicht eine Spur zu Brad führt. Das Vorgehen der Kidnapper passe zu einigen Fällen in anderen Staaten.«
    Alicia zuckte die Achseln, doch Sturges sah sie eindringlich an. »Sie sind unsere Akten durchgegangen und haben sich eine Menge Hintergrundinformation über dieses Gebäude rausgezogen.«
    Hatte dieser verschleierte Blick etwas zu bedeuten? »Über das Observatorium?«
    »Wie Sie den Betrieb hier führen und so weiter.«
    »Und wozu wollten sie das wissen?«
    Wieder ein langer Blick, Sturges schien mit seinen Pausen mehr zu sagen als mit seinen Worten. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Und nun entschuldigen Sie bitte die Störung.«
    Es war nur eine kleine Episode an einem ihrer vielen, langen Arbeitstage gewesen, aber dieser berechnende Blick, der ihr irgend etwas mitteilen wollte, ging Alicia nicht mehr aus dem Sinn.

 
    3 »Wow!« sagte Max, nachdem er in Alicias Büro die E-Mail auf ihrem Laptop gelesen hatte. »Großartige Sache, was Dave da schreibt.«
    »Du meinst, über die Kohlenstofflinien, die anders sind als die unseren?« Alicia konnte seine Aufregung nicht ganz teilen. Vor der Fülle von Bildern, die über die Oberfläche des Cosm huschten, verlor die trockene Zahl einer Spektrallinie so sehr an Bedeutung, daß sie fast vergessen hätte, Max davon zu erzählen.
    »Das heißt doch, daß ihr Cosm, nennen wir ihn Cosm II, sich von dem unseren grundlegend unterscheidet. Daß es ›genetische‹ Unterschiede, Variationen in den Naturkonstanten gibt.« Er starrte ins Leere. »Vielleicht eine Verschiebung in einer elektromagnetischen Konstante, die besonders bei Kohlenstoff sichtbar wird …«
    »Warte mal.« Sie hätte ihn gern geküßt, einfach so, weil ihr danach war, aber das erschien ihr in diesem Moment nicht ganz passend. »Wo nimmst du das ›genetisch‹ her?«
    »Denk doch mal wie ein Biologe. Unser Universum hat nun schon zwei Kinder hervorgebracht. Aber diese Kinder sind keine exakten Kopien – und genau das sagt Dave, auch wenn er es selbst nicht weiß.«
    »Biologisch gesehen bekommt man verschiedene Kinder, weil beide Eltern ihre Gene einbringen. In unserem Fall haben wir nur ein Elter.«
    Er grinste. »Okay, der Vergleich hinkt also ein wenig. Aber nun paß mal auf: Du hast den Cosm geschaffen, indem du eine Fluktuation in der Raumzeit ausgelöst hast, und dann hat sich das Quark-Gluon-Plasma in ein neues Materiegleichgewicht getunnelt …«
    »Das aber doch wohl für die Materie seiner eigenen Raumzeit gilt.«
    »… und aus Daves Spektrallinien geht hervor, daß das Resultat dieses Prozesses durchaus ein etwas anderes Universum sein kann.«
    Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und wühlte sich durch einen hohen Stapel Post. »Unser Cosm sieht aber bisher ganz wie sein … Elteruniversum aus.«
    Max bekam wieder jenen entrückten Blick, den Alicia in den letzten Monaten zur Genüge kennengelernt hatte. Seine Gedanken schwirrten bereits in eine neue Richtung davon. Doch selbst diese Eigenschaft, die normalerweise jede Frau zur Verzweiflung trieb, fand siebei ihm liebenswert. Er hatte sich unbemerkt angeschlichen und die Barrieren, die sie vor langer Zeit gegen männliche Wissenschaftler aufgerichtet hatte, einfach unterlaufen. Damals hatte sie Jill noch erklärt, sie empfinde eine solche Beziehung als ›fast schon inzestuös‹. Max kehrte plötzlich wieder in die Gegenwart zurück, stand auf, ging um den Schreibtisch herum, nahm sie in die Arme und küßte sie nach allen Regeln der Kunst. »Das heißt, in unserem Universum besteht eine ausgezeichnete Chance für die Entwicklung von Leben.«
    »Damit würde ich Großmutter.«
    Er wich ein paar Zentimeter zurück und blinzelte überrascht. »Äääääh … ja.« Wieder wanderte sein Blick in weite Fernen. Andere

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