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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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wissen, wo man in der Welt steht …«
    »Solange wir das nicht wissen, bleiben wir einfach liegen.«
    »Mann, das erinnert mich frappant an mein letztes Déjà-vu-Erlebnis.«
    Er lachte. »Das ist ein Teenagerwitz.«
    »Wenn du ein Teenager wärst, könnten wir es gleich noch einmal machen.«
    »Wenn ich ein Teenager wäre, wäre ich schon vor einer Stunde fertiggewesen.«
    Ihre ›Üppigkeit‹, wie er es nannte, schien ihm tatsächlich zu gefallen. Er lobte selbst ihr ›phantastisches Hinterteil‹, und sie erklärte ihm prompt, das sei ›wie bei den Frauen des!Ko-Stamms auf eine ausgeprägte Lordose‹ zurückzuführen – was ihr zunächst entsetzlich peinlich war und dann plötzlich gar nicht mehr. »Findest du mich nicht verdammt arrogant?« fragte sie dann ganz sachlich. Sie hatte auf einmal das Gefühl, ihn alles fragen und in aller Offenheit über ihr Großes Problem mit ihm reden zu können.
    »Ich finde dich großartig.«
    »Du bist angespannt, das ist die asoziale Form des Nicht-Entspannt-Seins. Ich bin nervös, das ist die soziale Form.«
    »Und für so einen Quatsch bezahlst du eine Therapeutin?«
    »Meine Krankenversicherung bezahlt sie«, verteidigte sie sich.
    »Beim Tanzen sollte man nicht auf die Füße schauen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich bin jetzt yin .«

 
    2 Auf dem Weg zur UCI mußte sie sich immer wieder ermahnen, das Fahren nicht zu vergessen. Sie wollte alles auf einmal, ihn ansehen, mit ihm sprechen und die Welt vor dem Fenster bewundern, die heute wie neu aussah.
    Zak hatte fast die ganze Nacht durchgearbeitet, um die Zeitauflösung der optischen Datenerfassung zu verbessern. Von solchen Dingen verstand er eine ganze Menge. Sie mußten inzwischen so viele Gigabyte an Rohbildmaterial speichern, daß Zak dazu übergegangen war, die Hochleistungsmagnetbänder aus Platzgründen kistenweise vor dem Observatorium zu stapeln. Vor Monaten hatten sie in einem gesicherten Raum im zentralen Datenarchiv der UCI eine Datenbank eingerichtet. Inzwischen war der Datenstrom so stark geworden, daß sie und Zak fast jeden Tag volle Kassetten hinüberfahren mußten.
    Max blieb in ihrem Büro, um einige Berechnungen anzustellen. Aber was er eigentlich vorhatte, wollte er noch immer nicht verraten. In den letzten Wochen hatte Alicia sich darüber geärgert, aber jetzt fand sie es in Ordnung. Ein Mann, der rundherum einfach großartig war, durfte sich ein paar kleine Marotten leisten. Sie hatte in den letzten Stunden gefühlsmäßig eine Kehrtwendung vollzogen, aber darüber machte sie sich keine Gedanken, sondern freute sich aus vollem Herzen an ihrem Glück. In Liebesdingen war Verständnis zwangsläufig nur ein Trostpreis. Hatte Max etwa das gemeint, als er sie ermahnte, beim Tanzen nicht auf die Füße zu schauen? Der Mann war unwiderstehlich.
    Der Cosm war nun ein einziger Feuerball, die Wirbel der großen Galaxien waren mit bloßem Auge zu erkennen. Mit einem starken, auf einem Ständer fest montierten Fernglas beobachtete Alicia die Lichtflecken. Wie leuchtende Frisbeescheiben schwebten die Spiralen durch die Schwärze.
    In der Nähe hatten sie auch Sterne entdeckt. Zusammen mit Zak spielte sie einige von den Datenbändern ab und betrachtete die Zeitsegmente auf einem hochwertigen Bildschirm, der in einer Ecke des Observatoriums stand. Die Sterne beschrieben einen grellen Lichtbogen und gaben ihr gewaltiges Energiereservoir so rasch ab, wie ihre Masse es zuließ. Wenige Wochen zuvor hatten sie einen Stern entdeckt, der seinen Spektrallinien nach mehr als zehn Milliarden Jahre alt war und nun dem Ende seiner Lebensspanne entgegenging. Im Kern wurden immer schwerere Elemente verbrannt, die Temperatur stieg immer weiter. Schließlich erhitzte sich die weißglühende Gashülle so weit, daß sie sich vor ihren Augen aufblähte. In Minutenschnelle wuchs der zahme, gelbweiße Stern zu einem roten Riesen heran.
    »Wenn er Planeten hat«, hatte Zak bemerkt, »werden sie in diesem Moment verschlungen.«
    Alicia hatte versucht, sich erst den Merkur, dann die Venus und schließlich die Erde unter einem glühend roten Himmel vorzustellen, um sich dann auszumalen, wie die Erdkruste verkohlte und wie Meere und Luft unter der Glut einer Riesensonne verdampften.
    Schließlich war der Stern durch die Drehung der Galaxis aus dem Blickfeld getragen worden und verschwunden. Wenn es ein Sonnensystem gewesen war, dann hatten die Planeten nach dem prächtigen Schauspiel wie ausgebrannte Schlacke neben einem

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