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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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erlöschenden Lagerfeuer gelegen.
    Im Lauf der vergangenen Woche hatte sich das andere Ende des Cosm langsam nach unten verschoben und befand sich nun in der Ebene einer riesigen, elliptischen Galaxis. Hier lenkten unsichtbare, durch die Reibung von Staub- und Magnetfeldern entstandene Kräfte Materie in das Mahlwerk aus Millionen von Sonnen, wo sie durcheinanderwirbelten wie ein Bienenschwarm. Allein mit den Daten zu diesem Prozeß konnte ein Astrophysiker Karriere machen. Bisher hatten die Astronomen aus kurzen Schnappschüssen des Sternentanzes die Sphärenmusik ableiten müssen. Nun lieferte ihnen die Zeitbeschleunigung des Cosm das ganze Konzert. Sie konnten beobachten, wie die Massen zusammen- und wieder auseinandergetrieben wurden, während in ihrem Innern neue Sonnen entstanden und alte Sterne vom Feuer verschlungen wurden.
    Zak sah sich am liebsten Supernovaexplosionen bei starker Vergrößerung an. Die Riesensterne brannten Blasen in den Staubnebel, der sie umgab und führten die Schwermetalle wieder in den Kreislauf zurück. Kollabierende Wolken bedienten sich aus diesem chemischen Reservoir, um daraus die nächste Sternengeneration zu bilden.
    Ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden, wo dieSupernovae inmitten der Leuchtgasfelder wie Streichholzköpfe aufflammten, sagte er: »Bis jetzt war Kosmologie für mich das gleiche, als würde man mitten in einer Rauferei Bilder schießen, um daraus zu ersehen, wer eigentlich angefangen hatte.«
    »Und warum«, ergänzte Alicia.
    Hoch über dem brodelnden Sternenwirbel und den brennenden Gaswolken konnten die beiden lanzenförmige Fontänen beobachten, die aus dem galaktischen Zentrum nach oben geschleudert wurden. Sie kamen vermutlich von einem Schwarzen Loch, das sich genau in der Mitte des Bienenschwarms aufbaute. Violette Strahlen bohrten sich in die Räume zwischen den Galaxien und bahnten so den Weg für die späteren, rubinroten Plasmaströme.
    Alicias Großmutter hatte nie von Gott, sondern immer nur von der Vorsehung gesprochen. Dazu gab es sogar eine baptistische Hymne, die Alicia gelernt hatte, als sie einen Sommer lang gezwungenermaßen die Sonntagsschule besuchte. Was war das wohl für eine Instanz, die den Nachthimmel mit zahllosen Sternen, bunten Gasnebeln, langen Ketten und riesigen Trauben fahler Galaxien bevölkerte und das alles ohne erkennbaren Zweck stumm vor sich hinglühen ließ? Nur ein arger Bruder Leichtfuß würde diesen ungeheuren Reichtum so hemmungslos an ein glänzendes Spektakel verschwenden.
     
    Alicia:
    Sie sind telefonisch nicht zu erreichen, ich kann mir auch denken, warum, aber ich muß Sie warnen. Hier braut sich etwas zusammen. In unserem Cosm tut sich derzeit eine ganze Menge. Ich werde versuchen, die Daten aufzubereiten und Ihnen eine Kurzfassung zukommen zu lassen, doch unser Koordinator verlangt dringend nach ›lhren‹ Daten. Wir brauchen sie für unsere weitere Arbeit.
    Dave
     
    Dave:
    Ich bin bisher noch nicht dazu gekommen, unsere Ergebnisse zusammenzustellen. Die Zeitbeschleunigung in Ihrem Cosm verläuft noch immer exponentiell, stimmt’s? Unsere Geschwindigkeit ist nach wie vor geringer als die Ihre, aber wir sind auf der Exponentialkurve weiter fortgeschritten. Wenn Ihre und meine Zahlen noch stimmen, müßten Sie uns in wenigen Wochen überholen. Doch bis dahin ist unser Cosm bereits uralt.
    Mit wachsender Zeitbeschleunigung verstärkt sich auch der Datenfluß, wir bekommen inzwischen mehrere Gigabyte pro Minute, und das übersteigt fast unsere Kapazität. Ich werde versuchen, Ihnen bis morgen etwas zukommen zu lassen.
    Wenn wir uns nur auf die Physik beschränken und alles andere vergessen könnten! Sie werden wenigstens von ihrem Laborteam und Ihrer Verwaltung abgeschirmt.
    A
     
    Alicia:
    Danke. Ja, die exponentielle Zeitverschiebung hält an. Die mittlere Anwachszeit ist bei unserem Cosm allerdings eine andere und beträgt etwa 1,74 Wochen. Da Sie weiterhin bei zwei Wochen liegen, werden wir Sie früher oder später wohl tatsächlich einholen.
    Wir brauchten sofort bestimmte Spektrallinienmessungen; die genauen Angaben finden Sie in der Anlage.
    Was die Politik angeht, so sind wir sogar noch schlechter dran als Sie. Das Labor ist bestrebt, intra- und nicht interdisziplinär zu arbeiten. Was im Grunde nur heißt, daß niemand alle Zusammenhänge kennt. Das war von Anfang an so gewollt, um die Verbreitung von Nachrichten besser steuern zu können. Frühstarts sind unerwünscht. Sicher freut es Sie zu hören,

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