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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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diese Geräte« – sie wies auf die Photorezeptoren – »aufgestellt, um das Spektrum zu analysieren.«
    »Sie hatten also von Anfang an den Verdacht, das Ding könnte radioaktiv sein?« fragte Sturges.
    »Keineswegs. Die Kugel gibt keine Teilchenstrahlung ab. Überhaupt keine. Bisher hatten wir nur eine sehr schwache, unsichtbare Ultraviolettemission festgestellt.«
    »Aber etwas hat Ihren Studenten gebraten, und das Ding hier scheint mir dafür am ehesten in Frage zu kommen.« Sturges und die anderen Anwesenden belauerten jede ihrer Reaktionen.
    »So … denke ich auch. Ich wüßte nicht, wovon ihm sonst … Gefahr gedroht hätte.«
    »Was verrät Ihnen dies alles …« – er deutete auf die Diagnostiken auf den Stahlständern – »über das Geschehen?«
    »Ich brauche etwas Zeit, um mir die Daten anzusehen. Ich war mehr als eine Stunde lang weg, und die Computer sind noch dabei, Brads Werte zu verarbeiten.«
    »Sie können also feststellen, was hier vorgefallen ist?«
    »Äh … vielleicht.« Froh darüber, dem Kreuzfeuer vonBlicken entrinnen zu können, ging sie mit Max in die Spektroskopkabine, einen mit Stahlnetzen überzogenen Sperrholzkasten, in dem die optischen und die Mikrowellendetektoren gegen Strahlung von außen geschützt waren. Max schloß die Tür, und die beiden sahen sich erschöpft an. Endlich allein.
    Seufzend setzte sich Alicia vor einen Computer mit großem Flachbildschirm. Der Rechner tuckerte leise vor sich hin, er wurde von den Photorezeptoren im Umkreis der Kugel noch immer mit Daten beliefert. Am System war kein Schaden festzustellen, kein einziger Lichtleiter war ausgefallen.
    Alicia rief die aktuelle Datei auf und stellte fest, daß Brad auf Realzeit umgestellt und die statistischen Fluktuationen ausgeglichen hatte. Die eingehenden Photonenimpulse wurden verschiedenen Kanälen zugeordnet und einem Programm auf einem anderen Computer übergeben, das die Spektrallinien graphisch darstellte. Sie hatte erwartet, das schon bekannte Schwarzkörperspektrum vorzufinden, und tatsächlich hatte Brad zu Anfang seines Versuchs viele solche Kurven erhalten. Der Abkühlungsprozeß hatte sich weiter fortgesetzt, die Kurvenmaxima waren, verglichen mit dem Stand vor einigen Tagen, noch mehr nach links verschoben.
    Sie griff in die Tasten und rief rasch hintereinander ein Dutzend Graphen ab. »Du meine Güte, die Zeitabstände zwischen den Kurven werden immer kürzer.«
    »Das heißt?« fragte Max.
    »Das System läuft jetzt fast automatisch. Es sammelt so lange Licht, bis es ein zuverlässiges, glattes Spektrum erstellen kann, dann gibt es einen Graphen aus. Noch vor einer Woche brauchten wir für ein einziges Spektrum die Werte von mehreren Tagen. Die letzten Graphen sind schon nach knapp einer Stunde entstanden.«
    »Die Intensität ist also gestiegen.«
    Alicia hämmerte wild auf das Keyboard ein, ihre Augen wurden immer größer. »Ja. Im Lauf des heutigenTages war der Anstieg besonders stark. Ich war beschäftigt, und Brad hat alles aufgezeichnet, ohne mir ein Wort davon zu sagen.«
    »Sieht nach einer Steigerung um zwei Größenordnungen aus.«
    Max beugte sich über ihre Schulter und las die Zahlen von der vertikalen Achse des Spektrums ab. Normalerweise konnte sie so etwas nicht ausstehen, aber sie beherrschte sich; und was den Anstieg betraf, hatte er recht. »Warum hat Brad mir das verschwiegen? Verdammt! «
    »Vielleicht wollte er die Entdeckung für sich reklamieren?«
    »Das würde ich ihm jederzeit zutrauen. Er wetteiferte ständig mit Zak Nguyen, das war schon fast eine Dauerfehde.«
    »Ehrgeizige Diplomanden sind nun mal Bestandteil des Systems.«
    »Er muß seit Tagen davon gewußt haben. Und ich war mit anderen Dingen beschäftigt …«
    »Fangen Sie ja nicht an, sich Vorwürfe zu machen«, mahnte er eindringlich.
    »Schön, konzentrieren wir uns auf die Daten.« Sie richtete sich auf und strich sich das Haar aus der Stirn.
    »Die Intensitätswerte geben Sie bitte mir. Ich möchte sie mir genauer ansehen.«
    Sie druckte ihm die Spektren aus; mochte er damit machen, was er wollte. Ihr Interesse ließ zusehends nach, ihre Gedanken stoben in alle Himmelsrichtungen auseinander, nur um sich dem Geschehen nicht stellen zu müssen. Ein langer, zittriger Seufzer entfuhr ihr, Max sah sie besorgt an. Reiß dich zusammen, befahl sie sich.
    »Wir … wir sollten die Spektren weiterverfolgen«, murmelte sie. Als sie zeitlich nach vorne ging, gab es Verzögerungen. Die Dateien vom Nachmittag

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